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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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nicht?, dachte sie und nahm es mit.
    Der Pavian hockte noch an derselben Stelle und hielt wimmernd seinen verletzten Arm. Als er der Menschenfrau ansichtig wurde, drückte er sich in die Zimmerecke, stieß ein angsterfülltes Jammern aus, blieb aber sitzen, doch vermutlich mehr aus Schwäche, denn aus Vertrauen. Der Widerstand in den dunklen Augen war so gut wie erloschen.
    Catherine öffnete die Flasche, näherte sich vorsichtig und brachte es fertig, ein wenig des Alkohols über seine Pfote zu gießen. Der Affe leckte die Flüssigkeit sofort ab, stutzte, schnaubte erfreut, dann schleckte er den Cognac bis zum letzten Tropfen vom Fell. Catherine beobachtete ihn fasziniert.
    Nach rund zehn Minuten war die Flasche fast leer, und der Pavian stockbetrunken. Er lag auf dem Rücken, die Augen verdreht, das Maul zu einem glücklichen Lächeln verzogen und schnarchte, und Catherine hatte Muße, die Wunde zu reinigen. Danach rieb sie den Schnitt sorgfältig mit der Kräuterhonigmischung ein, presste ihn mit zwei Fingern zusammen und nähte ihn mit festen kleinen Stichen einfach zu. Zum Schluss packte sie den Affen unter den Achseln. Er war viel zu schwer für sie, als dass sie ihn hätte tragen können, so schleifte sie ihn aus dem Haus und bugsierte ihn vorsichtig die Treppenstufen hinunter. Unter dem Feigenbaum beim Hühnerstall würde er seinen Rausch ausschlafen können, und sie hätte ihn so weit im Auge, dass sich kein ungebetener Gast an ihm zu schaffen machen konnte.
    »Mama.«
    Die Stimme kam von rechts, und Catherine vernahm sie, hörte aber nicht hin, denn es gab niemanden hier, der sie so nennen konnte.
    Viktoria war bei Lionel, Stefan in Zululand, und Maria … Sie presste ihre Lippen zusammen, packte den Affen fester, um ihn durch den weichen Dünensand zu schleppen.
    »Mama.«
    Wieder dieses dünne Stimmchen. Catherine ließ den Pavian los und stand plötzlich stockstill. Hatte sie akustische Halluzinationen? Ihr Herz begann mit langsamen, harten Schlägen zu hämmern. Langsam drehte sie sich um.
    Sie war dünner geworden, schien irgendwie erwachsener und eigentlich sah sie gut aus, aber ihr Gesicht trug einen Ausdruck, den Catherine an ihr noch nie gesehen hatte. Es waren ihre Augen. Als sie sich im Mai verabschiedet hatte, waren es die eines Kinds gewesen, jetzt schaute sie eine Frau an. Eine bildschöne, junge Frau, die etwas erlebt hatte. Und neben ihr stand ein großer, schlanker Mann mit hellblauen Augen und dichten, dunkelblonden Haaren, der einen absurden, karierten Sportanzug und feine Schnürstiefel trug.
    »Mama«, sagte diese schöne Fremde. »Mama, was tust du da?«
    Der Affe zu ihren Füßen grunzte, wälzte sich auf die Seite und entblößte sein Gebiss.
    Der junge Mann machte einen Satz rückwärts. »Achtung, der lebt ja!«
    Irritiert sah ihn Catherine an. »Ja, natürlich, er ist nur verletzt. Ich will ihn dort hinbringen«, sie zeigte auf den Feigenbaum, der jetzt in der Mittagssonne einen dichten Schatten warf, »damit er sich erholen kann.« Ein Teil von ihr weigerte sich, die Tatsache anzuerkennen, dass es Maria war, ihre Tochter, die eigentlich in Europa weilte, die hier auf dem Hof des Lobster Potts stand, in Begleitung eines ihr gänzlich unbekannten Mannes, der ein Gesicht zog, das deutlich ausdrückte, dass er die beiden Frauen für verrückt hielt.
    »Schimpansen sind gefährlich, habe ich gehört«, bemerkte er.
    »Das ist ein junger Pavian, und die sind meist noch gefährlicher«, sagte Catherine ungeduldig. »Treten Sie zurück, sonst frisst er Sie wohlmöglich.«
    Maria ging in die Hocke und untersuchte die vernähte Wunde.
    »Was hast du in die Wunde getan?« Es war, als wäre sie nie weg gewesen.
    »Umsinsi, Honig und einige Kräuter. Vorher habe ich ihn mit Cognac betäubt und den Rest über die Wunde gekippt.«
    Marias Begleiter reckte den Hals. »Die Naht ist nicht ganz richtig, gnädige Frau. Sie haben die Wunde gewissermaßen gesäumt, wissen Sie, als hätten Sie ein Taschentuch gesäumt. Bei einer chirurgischen Naht wird jeder Stich mit einem Knoten gesichert.«
    Catherine musterte ihn von oben bis unten. »Und woher können Sie das beurteilen?«
    »Er ist Arzt«, antwortete Maria für ihn, und ihr Stolz war offensichtlich.
    Catherine richtete sich auf. Ihr Blick flog zwischen ihrer Tochter und diesem jungen Mann hin und her, als begriffe sie erst jetzt, wer vor ihr stand. »Maria, Himmelherrgottnocheinmal, Kind, wo kommst du her?« Ihre Stimme stieg um eine halbe

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