Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
wiedergekommen. Das zurückgelassene europäische Kleid erschien ihr wie die Haut, das ein Reptil abstreift, wenn ihm eine neue gewachsen war, und das erfüllte sie mit der schlimmen Vorahnung, dass Jabisa nicht nur für einige Zeit in ihr Umuzi gegangen war. Wie es schien, hatte sie nicht vor zurückzukehren.
    Das sah ihrer langjährigen Gefährtin nicht ähnlich. Dahinter steckte mehr, etwas Unheilvolles. Sie bekam eine Gänsehaut, befürchtete, dass es etwas mit den Kriegsgerüchten zu tun hatte. Aber im Augenblick konnte sie nichts daran ändern. Sie hob das Kleid auf, zerknüllte es in einer Aufwallung von Frustration und warf es gegen die Hüttenwand.
    Es gab wenig, was sie mehr hasste, als plötzlich ohne Haushaltshilfe dazustehen. Mühsam ihren Zorn zügelnd, marschierte sie hinüber zu den Hütten der übrigen Farmarbeiter. Fröhlich miteinander schwatzend und mit Säuglingen auf dem Rücken gingen die Frauen ihren Arbeiten nach. Eine stampfte laut singend Mais im großen Holzmörser, das winzige Köpfchen, das aus dem Tuch auf ihrem Rücken lugte, hüpfte dabei auf und ab. Die nächste zerrieb getrocknete Körner auf einem Steinmörser, wieder eine andere werkelte an der kunstvollen, lehmverschmierten Frisur ihrer Freundin.
    Es war eine so gesellige, friedliche Szene, dass Catherine für eine Sekunde Neid verspürte. Als die Frauen die Weiße erblickten, verstummten sie.
    »Sawubona, wie geht es euch?« Für die üblichen, höflichen Floskeln nahm sich Catherine die Zeit, ehe sie nach Jabisa fragte, das gebot die Etikette. Außerdem würde sie sonst überhaupt keine Informationen bekommen. Aus der Reaktion der Frauen merkte sie sofort, dass diese genau wussten, wo die Zulu steckte, aber alle beteuerten, keine Ahnung zu haben.
    »Sie ist weg«, konstatierte die mit der kunstvollen Frisur.
    Und das war es. Jabisa war weg. Catherine knirschte mit den Zähnen. Wohin sie gegangen war, wie lange sie wegzubleiben gedachte, ob sie überhaupt vorhatte wiederzukehren, würde sie nicht erfahren, also fragte sie erst gar nicht, stattdessen erkundigte sie sich, wo Tandani und ihre Schwestern steckten.
    »Auf dem Feld«, wurde ihr beschieden.
    »Schickt sie zum Haus, sobald sie wieder da sind.« Catherine tätschelte einem der Säuglinge, einem entzückenden Kind mit riesigen, schwarzen Kirschaugen, die weiche Wange, wartete geduldig, ob eine von den Frauen noch eine Bemerkung machen würde, die auf Jabisas Aufenthaltsort hinweisen könnte, aber die Zulufrauen tauschten schnelle, heimliche Blicke untereinander, lachten ein wissendes Lachen, der armdicke Stößel fuhr mit dem vertrauten Tok-tok auf den Mais hinunter, der Hirsemörser schabte wieder über den Stein.
    Als hätte sich eine Tür verschlossen, stand Catherine außen vor.
    Du gehörst nicht zu uns, hieß das, und sie verstand das wohl.
    Bedrückt ging sie zurück zum Haus. »Jabisa ist fort«, sagte sie kurz darauf zu Maria und hängte das Gewehr an einen Haken im Hauseingang, »Tandani und ihre Schwestern sind noch auf dem Feld, und wir sitzen zumindest vorläufig mit der Arbeit allein da. Ich habe zwar Annie Block als Haushälterin engagiert, aber die wird erst in einiger Zeit anfangen.«
    »Diese Jabisa ist das Hausmädchen?«, fragte Leon. »Wie kann sie einfach ihre Arbeit verlassen?«
    Catherine schnaubte. »Ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn einen Zulu das Verlangen überkommt, ein wenig in seinem Umuzi bei seiner Familie zu sitzen, wie er das nennt, dann geht er, und zwar in derselben Minute, egal, was er gerade tut.«
    »Alle? Immer?«
    »Alle. Immer«, bestätigte Catherine.
    »Wie lange wird sie wegbleiben?«
    »So lange, wie es dauert. Ich werde versuchen, eine der Frauen der Farmarbeiter zu bekommen, denn Tandani und ihre Schwestern sind alberne, verspielte, kleine Mädchen, die völlig unzuverlässig sind.
    Aber heute müssen wir das Essen allein machen. Doch jetzt werden wir ein paar Stühle auf die Veranda stellen, und du wirst mir erzählen, was geschehen ist. Von Anfang an.«
    Es zeugte von Catherines eiserner Selbstbeherrschung, dass sie Maria ihre Geschichte bis zum Ende erzählen ließ, ohne sie einmal zu unterbrechen. Ihre Augen fest auf den inzwischen aus seinem alkoholisierten Schlaf erwachten und lallend herumtorkelnden Affen gerichtet, der vergeblich versuchte, den Feigenbaum zu erklimmen, hörte sie zu. Nur gelegentlich streifte sie Leon Mellinghoff mit einem verstohlenen Blick. Mein Schwiegersohn, dachte sie dann, der Mann meiner

Weitere Kostenlose Bücher