Afrika Saga 02 - Feuerwind
weichen Leder, dessen würziger Geruch sie in ihr heimatliches Umuzi versetzte. Sie legte ihn an.
Wohlig dehnte und streckte sie sich, genoss die Luft auf ihrem nackten Oberkörper. Nun war sie gekleidet, wie es sich für eine respektable Zulufrau gehörte. Vorsichtig schob sie die Kuhhaut vor dem niedrigen Eingang ihrer Hütte beiseite, blickte sich um, vergewisserte sich, dass weit und breit niemand zu sehen war, besonders nicht Katheni, und schlüpfte hinaus. Eine Minute später hatte sie der Busch verschluckt.
Catherine ahnte nichts davon. Sie stand, die Arme in die Seiten gestemmt, in dem leeren Gästezimmer und schob die Glasscherben, die unter dem zerbrochenen Fenster den Boden bedeckten, mit dem Fuß zusammen. Von den zwei schwarzen Arbeitern, die die Wände weißen sollten, war nichts zu sehen.
»Diese faulen, tölpelhaften Dummköpfe«, machte sie ihrer Wut Luft.
Glas war kostbar in der Kolonie, noch immer, obwohl es schon Kutschen mit Glasfenstern gab, und es war eine verdammte Plackerei, es heil bis zum Lobster Pott zu transportieren. Jetzt würde sie mit Mangaliso und einem Packpferd erneut nach Durban reiten und die Scheibe bestellen, ein oder zwei Tage warten und sie dann hier auch noch selbst einsetzen müssen. Das hatte sie noch nie gemacht, denn diese Arbeiten erledigte sonst Johann, und der sollte eigentlich schon vor einiger Zeit wieder zu Hause sein. Stattdessen hatte er ihr eine Nachricht geschickt, dass seine Ankunft sich verzögern würde. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Besorgnis hatte sie seinen Brief gelesen.
»Morgen erst werden wir den Mlalazi überqueren. Gebe Gott, dass wir eine Furt finden«, schrieb er. »Es hat Wolkenbrüche gegeben, die Wege sind aufgeweicht, und die Flüsse treten über die Ufer. Es ist die reinste Hölle, diese unübersehbare Masse von blökenden, bockenden, verängstigten Rindern an all den tierischen Wegelagerern vorbei ohne allzu große Verluste durch die Flüsse zu treiben. Es gibt jetzt einige sehr wohlgenährte Krokodile entlang unseres Wegs!«
Catherine konnte sich das nur zu gut vorstellen. Dutzende von schreienden Männern, die die riesige Herde ständig zu Fuß oder zu Pferd umrundeten. Jaulende Hyänenrudel und hungrige Löwinnen, die ihre Jungen zu füttern hatten, lauerten an den Flüssen, wo es für sie am leichtesten war, ein unachtsames Tier zu erwischen. Nachts saßen die Wachen im lodernden Feuerschein und hielten Ausschau nach den zwei glühenden Punkten, der Reflektion des Feuerscheins in den Augen eines Leoparden, der sich im Baum zum Sprung geduckt hatte, oder die Augen der Hyänen, die wie flackernde Kerzenflammen durch den Busch tanzten. Keiner schlief mehr als eine Stunde am Stück in diesen Nächten, tagsüber hatten sie keine Zeit, Rast zu machen, aßen im Sattel, und manchmal fielen sie vor lauter Erschöpfung vom Pferd.
»Schon unser Aufbruch von Inqaba ging nicht so glatt, wie ich es erhoffte«, schrieb er weiter. »Ich bin überzeugt, dass es Krieg gibt, und unsere Leute verlangten, mit mir zu reden. Die meisten von ihnen wollen im Fall des Kriegsausbruchs über die Grenze nach Natal gehen. Sie fürchten um ihr Leben, weil sie für mich gearbeitet haben, wobei sie in Wahrheit wohl eher ihr Hab und Gut vor Plünderungen in Sicherheit bringen wollen. Was ich ihnen natürlich nicht verdenken kann, ich habe ja gerade das Gleiche gemacht. Es könnte sein, dass ich deswegen noch einmal nach Inqaba zurückkehren muss.«
Der letzte Satz traf sie härter als ein Keulenschlag. Würde er tatsächlich noch einmal umdrehen müssen und seine Leute auf dem Weg nach Natal begleiten, würde sie ihn für Wochen nicht zu Gesicht bekommen. Zum wiederholten Mal rechnete sie nach. Wie lange würde er für die Strecke vom Mlalazi nach Stanger benötigen? Zehn Tage?
Zwölf? Würde er nicht nach Inqaba zurückreiten, wäre er wohl schon auf dem Weg zu ihr und müsste innerhalb der nächsten paar Tage bei ihr eintreffen, doch sicher war das nicht. Machte er sein Vorhaben allerdings wahr, dann stand es in den Sternen, wann sie ihn wieder zu Gesicht bekommen würde.
Feuerheiße Wut raste unkontrolliert durch ihre Adern, schlug über ihr zusammen wie eine Welle. Wie immer war sie allein. Es würde ihr also nichts anderes übrig bleiben, als das Glas aus Durban zu holen und es selbst einzusetzen. Sie lehnte sich aus dem Fenster. »Wer hat das gemacht? Ich dreh ihm den Kragen um«, schrie sie ihren Zorn hinaus.
Als Antwort hörte sie ein
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