Afrika Saga 02 - Feuerwind
Tochter.
»Wir werden uns also in Durban niederlassen«, schloss Maria nach mehr als einer Dreiviertelstunde. »Wir suchen uns ein Haus, das genügend Platz für uns und die Praxis bietet, die Leon eröffnen wird.«
»Nicht, bevor ihr richtig geheiratet habt.«
»Mama, begreifst du nicht, wir sind …«
Leon drückte ihre Hand, und sie verstummte. »Davon träumen wir, Frau Steinach. Unsere Hochzeit auf Inqaba zu feiern. Ich habe so viel von diesem Ort der Zuflucht gehört, dass ich manchmal glaube, dass ich schon da gewesen bin. Würden Sie uns das gestatten?«
Geschickt ist der junge Mann also auch noch, dachte Catherine, und er weiß, mit Worten umzugehen. »Ihr werdet eure Hochzeit im Lobster Pott feiern müssen, kein Mensch weiß, wie lange der Krieg dauern wird.«
Maria wurde weiß. »Krieg!«, rief sie.
Schnell berichtete ihr Catherine von dem drohenden Krieg, und dass sich Johann auf dem Weg nach Inqaba befand, nachdem er die Herde in Stanger in Sicherheit gebracht hatte.
»Du meinst, wir müssen gegen die Zulus kämpfen?« Marias Stimme schwankte.
Ihre Mutter nickte. »Obwohl mir nichts ferner liegt, als je eine Waffe gegen einen Menschen zu erheben, wird dieser Krieg auch in meinem Namen geführt werden. Und in deinem. Ob wir dagegen sind oder nicht.« Sie starrte für einen Moment blicklos übers Meer. »Es wird hart und blutig werden und schrecklich und das Ende unseres bisherigen Lebens bedeuten«, sagte sie endlich mit dünner Stimme. »Insofern werden Sie der richtige Mann am richtigen Ort sein, Leon. Es wird viele Verwundete geben, auch wenn die Herren Regimentskommandeure meinen, es wäre ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang, die Zulus zu besiegen. Was für dumme Männer das doch sind.«
Für einen Augenblick versank sie in Gedanken. »Und wenn dieser Krieg vorbei ist, wird das Land verbrannt sein und die Erde blutgetränkt, und nichts wird mehr so sein wie vorher«, wisperte sie.
»Unser Land wird seine Unschuld verloren haben.«
»Mama, was wird aus Inqaba?«
Ihre Mutter zuckte resigniert die Achseln. »Deswegen ist Papa dort.
Er will Fenster und Türen vernageln, um es Plünderern schwerer zu machen …«
»Plünderern … wer … ?« Marias Stimme stieg. Leon nahm ihre Hand in seine und hielt sie fest.
»Solche Sachen passieren im Krieg, Kleines.« Wenn es nur das wäre, wenn es doch nur beim Plündern bliebe, dachte Catherine, das wäre nicht weiter schlimm. Sachen kann man ersetzen, Häuser kann man wieder aufbauen. Tief in ihrem Innersten glaubte sie nicht, Inqaba je wieder zu sehen, und sie glaubte auch nicht, je wieder die Erlaubnis zu bekommen, dort zu leben. Wenn es Krieg gab, würde König Cetshwayo als Erstes alle Weißen des Landes verweisen.
Verständlicherweise. Aber damit würde er Johann und ihr das einzige Fleckchen Erde nehmen, das sie Heimat nennen konnten.
Mit erstaunlicher Ruhe wurde ihr plötzlich klar, dass sie und Johann das wohl nicht überleben würden. Ihre Wurzeln in Inqabas Boden waren stärker, als sie geahnt hatte, und manchmal bedurfte es einer Katastrophe, um zu wissen, wohin man gehörte. Vor ihrem inneren Auge sah sie dieses mächtige Wurzelgeflecht, das tief hinunter ins warme Herz Inqabas reichte. Kappte man die Wurzeln, so würden sie und Johann sterben. Sie würden eingehen wie ein alter Baum, verhungern, verdursten, verdorren.
Mit Mühe beherrschte sie sich so weit, dass Maria ihren inneren Aufruhr nicht bemerkte. »Sie werden sich als Erstes erkundigen müssen, ob man Sie hier als Arzt überhaupt zulässt, Herr Mellinghoff«, sagte sie, um Maria abzulenken. »Dann sollten Sie Doktor O'Leary Ihre Aufwartung machen. Seien Sie nett zu ihm, er ist ein alter, müder Mann, hören Sie sich seine langweiligen Geschichten geduldig an, und weigern Sie sich um Himmels willen nicht, seinen Fusel zu trinken. Wenn Sie das alles ertragen, könnte es sein, dass er zumindest darüber nachdenkt, Sie als seinen Stellvertreter oder sogar Nachfolger zu engagieren.« Sie schob den Stuhl zurück und stand auf.
»Und nun schauen wir, wer wo übernachtet. Maria, du kannst bei mir in Johanns Bett schlafen. Dein … Herr Mellinghoff, in dem einen Zimmer liegt noch die Matratze, auf der mein Sohn übernachtet hat, die können Sie haben.«
Maria schob rebellisch ihre Unterlippe vor, verschluckte aber einen Protest, als ihr Leon die Hand fest auf die Schulter legte.
Tandani und ihre Schwestern tauchten bis zum Abend nicht mehr auf, und nachdem sie zu dritt
Weitere Kostenlose Bücher