Afrika Saga 02 - Feuerwind
Es hat keinen Zweck zu protestieren, Mama. Stefan braucht einen Arzt, Leon ist Arzt, und ich falle auch nicht um, wenn ich Blut sehe, das weißt du.« Maria streckte rebellisch ihr Kinn vor.
»Ach, hier seid ihr …« Leon steckte den Kopf durch den Kücheneingang. »Kann ich helfen?«
»Gut, dass du kommst. Wir müssen heute noch nach Zululand aufbrechen. Mein Bruder ist verunglückt und braucht dringend einen Arzt. Pack alles ein, was du an Instrumenten und Medikamenten hast.«
Catherine sah Leon zweifelnd an, bemerkte dabei Blasen auf den Handflächen. Also war er kein geübter Reiter. Sie konnte einfach keine Rücksicht auf ihn nehmen, nicht auf diesem Ritt. Sie machte eine abwehrende Geste. »Wir haben nur eins der Packpferde übrig, und ich habe nicht den Eindruck, dass Reiten zu den bevorzugten Fortbewegungsarten deines …«, sie stockte, konnte sich nicht dazu bringen, den jungen Mann als Marias Gemahl zu bezeichnen, »von Leon gehört. Um es gelinde auszudrücken, ich kann auf ihn keine Rücksicht nehmen. Ich werde allein reiten.«
»Das werde ich schon schaffen, gnädige Frau, keine Sorge.
Außerdem habe ich noch einige medizinische Vorräte. Leider habe ich den Großteil dazu gebraucht, um erkrankten Mitpassagieren zu helfen.«
»Haben Sie noch Chinarinde dabei? Die benötige ich am nötigsten.«
»Chinarinde? Warum ist es wichtig? Eine kleine Menge habe ich, es wäre aber besser, wenn wir noch etwas kaufen würden.«
Catherine warf ihm einen ironischen Blick zu. »Die Zeit, um nach Durban zu reiten, um irgendetwas zu kaufen, bleibt uns nicht.
Abgesehen davon, ist Chinarinde sehr knapp, denn in Zululand kommt die Zeit des Fiebers. Da haben sich die, die es brauchen, längst eingedeckt.«
»Aber was tun die Eingeborenen gegen das Fieber? Sie überleben offenbar trotzdem seit vielen Jahrhunderten.«
Catherine überraschte der Gedanke. Er hatte Recht, und darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Sie musterte ihn für einen Augenblick schweigend. Was sie hörte und sah, gefiel ihr, hauptsächlich die ruhige Art, wie er ihren Blick erwiderte, und auf einmal konnte sie verstehen, dass sich ihre Tochter in ihn verliebt hatte.
Entfernt ähnelte er Johann, wenn er auch blond war und Johann dunkel, seine Augen in hellem Blau strahlten, während Johanns braun waren. Die Ähnlichkeit lag mehr in seiner Haltung. Verlässlichkeit, Ruhe, Ausgeglichenheit drückte sie aus. Allerdings schien er zu feinnervig für Afrika, passte hierher wie ein hochgezüchtetes Rennpferd auf einen Acker.
So dachte sie, bis ihr Blick seinen traf und ihr Humor und die pure Lebensfreude entgegen funkelte. Wie bei Johann. Ein winziges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Nennen Sie mich Catherine, und ziehen Sie diesen albernen Anzug aus. In Afrika überleben Sie damit keine zwei Tage. Wenn Sie keine Hose aus widerstandsfähigem Material haben, werde ich Ihnen eine von Johann überlassen, am besten die aus Antilopenleder. Die ist zwar speckig und riecht etwas streng, aber sie schützt sogar gegen die Widerhaken des Wagn'bietje-Buschs.«
Als sie sich abwandte, um ins Dorf der Farmarbeiter zu gehen, erhaschte sie das Lächeln ihrer Tochter und den Blick, den sie Leon zuwarf. In diesem Augenblick wusste sie, dass sie sich um Maria nie wieder Sorgen zu machen brauchte. Trotz der schlimmen Situation wurde es ihr warm ums Herz. »Ich muss hinüber, um mit Tandani und ihren Schwestern zu reden und Mangaliso Bescheid zu sagen. Er wird uns begleiten. Ihr solltet schon packen. Bitte erklär du Lilly, was hier los ist, Maria. Sag ihr, sie kann so lange hier bleiben, wie sie möchte.«
Catherine rannte im Laufschritt hinüber zu den Hütten der Familie, stöberte Tandani auf und schärfte ihr und den beiden anderen Mädchen ein, wie sie ihre Tiere versorgen mussten. Die Duiker-Zwillinge und auch Tika und Tika konnten sich selbst ernähren, benötigten allenfalls ein Schälchen Wasser, Bobo würde sie mitnehmen, sodass nur Bhubezi gefüttert werden musste. Sie hatten kürzlich geschlachtet. Die Fleischabfälle würden einige Zeit vorhalten. Waren die zu Ende, mussten Tickey und Haypenny im Feld Ratten fangen.
»Ich stelle den Wassertrog so nahe an den Zaun, dass ihr ihn von außen füllen könnten. Das Fleisch werft ihr ihm einfach hinüber.« Um nichts in der Welt waren die Mädchen dazu zu bewegen gewesen, das Löwengehege zu betreten. Sie brachte dem jungen Löwen noch einen Ziegenkopf und ausnahmsweise eine große Keule, hoffte, dass
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