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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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er nicht alles auf einmal herunterschlingen würde.
    Maria und Leon hatten nicht viel zu packen. Ihre Sachen lagerten noch in Durban. Leon steckte das Buch ein, das er gerade las. In allen Lebenslagen liebte er es, zu lesen. Dann schulterte er ihre Taschen und trug sie hinaus in den Hof.
    Als sie ihre Pferde besteigen wollten, erschien auch Lilly, buchstäblich gestiefelt und gespornt. »Ich komme mit«, verkündete sie.
    »Singh und Fatima haben das Weite gesucht.«
    Entsetzt starrte Catherine ihre Freundin an. »Das geht nicht. Ich kann mich nicht um dich kümmern.«
    »Das brauchst du nicht. Du wirst mich gar nicht bemerken. Aber ich komme mit.«
    Catherine hätte am liebsten etwas gegen die Wand geworfen. Nun hatte sie nicht nur Leon am Hals, sondern auch noch Lilly. Aber es blieb ihr keine Zeit mehr, irgendetwas dagegen zu unternehmen. In wütendem Schweigen zog sie ihre Reithosen an, dann brachen sie auf.
    Nach zwei Meilen fiel Leon zum ersten Mal vom Pferd. Bobo sprang um ihn herum und bellte wie verrückt, wobei sein Schwanz so wedelte, dass sein Hinterteil hin und her flog. Catherine hatte den Eindruck, dass der Hund sich kaputtlachte. Auch Maria konnte nicht an sich halten und prustete los. Mangaliso kicherte, lief zu ihm hin und beäugte ihn mit vergnügt funkelnden Vogelaugen.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn dieser Mann sich aufs Pferd legt«, sagte er auf Zulu zu Catherine, ließ seine Arme nach vorn hängen und machte einen Buckel. »So. Wie ein totes Tier. Wir könnten ihn festbinden, damit er nicht wieder wie eine reife Frucht auf den Boden fällt.« Er verdrehte die Augen und schlug sich mit fettem Lachen auf die Schenkel. Tickey und Haypenny tanzten wie kichernde Derwische um den weißen Mann, der mit hochrotem Kopf auf dem Rücken lag. Schilling bemühte sich, nicht zu lachen.
    Catherine schluckte den bissigen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, herunter, konnte sich trotz des Zeitdrucks, der ihr wie eine glühende Eisenklammer im Nacken saß, eines kleinen Lächelns nicht erwehren.
    »Was hat er gesagt?«, ächzte Leon, während er sich den roten Staub von den steifen Lederhosen klopfte. Er packte den Sattel, wollte sich eben wieder hinaufschwingen, als das Pferd mit dem Hinterteil ausbrach und er dieses Mal ins Dornengestrüpp geschleudert wurde.
    »Bleib stehen, du dummes Vieh«, fluchte er. »Warum fährt hier bloß kein Zug!«
    Maria kicherte, vergaß für einen Augenblick ihren verletzten Bruder.
    »Weil du hier in Afrika bist, und wir leben noch im Mittelalter.«
    Leon grinste belämmert und machte sich stöhnend daran, erneut den Aufstieg auf sein Pferd zu probieren. Endlich saß er wieder oben, blutete aus mehreren Dornenstichen, sah aus, als hätte er eine Wirtshausschlägerei hinter sich, aber sie konnten weiterreiten.
    Catherine tat es mit grimmigem Gesicht. Sie hatte beobachtet, wie Lilly in ihrem Sattel hin- und herrutschte. Ihr tat ihr aufgerittenes Gesäß offensichtlich weh, auch wenn sie keinen Klagelaut von sich gab. Der nächste ungewollte Aufenthalt war vorauszusehen, und dann hatte sie keine Wahl, als allein weiterzureiten. Jede Minute zählte im Wettrennen um Stefans Leben.
    Aber zu ihrem Erstaunen hielten sich sowohl Lilly als auch ihr Schwiegersohn wacker. Zwar versiegte sein munteres Geplauder sehr bald, und seine Gesichtsfarbe wechselte ins Fahle, aber eine Klage kam nicht über seine Lippen. Catherine verspürte etwas wie Hochachtung, trieb aber ihre Schar trotzdem zur Eile an.
    Plötzlich zügelte Leon sein Pferd. »Was um alles in der Welt ist das?«, rief er und deutete ins Tal.
    Durch das hüfthohe, weizengelbe Gras jagte eine zweirädrige Kutsche, aus dieser Entfernung nur spielzeuggroß, die von sechs grauen Pferden gezogen wurde. Das Gefährt hüpfte und bockte, der Mann, der die Zügel hielt, saß wie festgenagelt. Vermutlich ist er angeschnallt, dachte Catherine. Begleitet wurde er von einem Tross Zulus, die wie ein schwarzer Ameisenschwarm hinter ihm her rannten, und in großer Entfernung folgten ihm mehrere Planwagen und noch mehr Schwarze.
    Catherine beschattete ihre Augen. »Das ist John Dunn auf dem Weg nach Durban, ohne Zweifel. John Dunn ist Weißer, aber einer der mächtigsten Zuluhäuptlinge. Soweit ich weiß, ist er mit mindestens sechzig schwarzen Häuptlingstöchtern verheiratet. Er ist einer der engsten Berater von König Cetshwayo.«
    »Ein weißer Zuluhäuptling«, flüsterte Leon andächtig. »Wie gern würde ich ihn kennen lernen. Wo lebt

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