Afrika Saga 02 - Feuerwind
mir«, wisperte sie.
Johann hatte den Brief an Catherine, in dem er seine Rückkehr nach Inqaba ankündete, im letzten Augenblick nicht abgesandt und stattdessen entschieden, doch erst zu ihr zu reiten. Aus dem Norden von Stanger kommend, wo er seine Herde bei Francis Court in der Obhut Sihayos gelassen hatte, überquerte er gegen sechs Uhr in der Früh das heiße, dunstige Tal des Mvoti in südlicher Richtung.
Catherine überschritt zu diesem Zeitpunkt nur ein paar Meilen entfernt den Mvoti nach Norden, und Maria wachte im Zelt auf und fand den Platz ihrer Mutter leer vor. Lilly stieß bei dieser Entdeckung einen völlig undamenhaften Fluch aus.
25
Ohne Rücksicht auf sich, Schilling oder ihr Pferd, ritt Catherine mit nur einer Pause den Tag durch und erreichte den unteren Lauf des Tugela noch vor Sonnenuntergang. Das Wasser war aufgewühlt, Schlammwolken verhüllten, was in seinen Tiefen lauerte. Offenbar hatte es hier vor kurzem heftig geregnet. Sie lenkte Cleopatra zur Mündung. Es war ablaufendes Wasser, und in der Mitte des breiten Flussbetts hatten sich unzählige Sandinseln gebildet. Sie zögerte, dachte an den Tag, als sie nur durch Johanns tollkühnen Einsatz dem Schicksal entkommen war, von einem Krokodil verspeist zu werden.
Auch Schilling betrachtete das ins Meer strömende Wasser mit deutlichem Unbehagen. Sie schaute prüfend hinunter zum Strand.
Herangeschwemmtes Gestrüpp hatte die Strömung so abgeleitet, dass sich dort eine Sandbarriere aufgebaut hatte, die den Lauf des Flusses deutlich verlangsamte. An drei oder vier Stellen war der Damm gebrochen, dort strudelte der Tugela mit Macht ins Meer und hatte tiefe Rinnen in den Sand gefressen. Die Luft war erfüllt von einem tiefen Röhren, ein glitzernder Schleier von Wassertropfen hing über dem Strand. Sie runzelte die Stirn. Schilling konnte nicht schwimmen. Die Flut lief auf, und die Macht der Unterströmungen an dieser Küste war mörderisch. Trotzdem, es blieb keine Zeit, sie musste es wagen.
»Woza, Schilling, halte dich gut an dem Packpferd fest«, sagte sie und lenkte Cleopatra behutsam den abfallenden Strand hinunter und ins brodelnde Wasser.
Unmittelbar vor ihnen brach sich eine riesige Welle, schäumte weit hinauf, ergriff Schilling und verschluckte ihn. Er tauchte noch einmal auf, als die Woge ihn ausspuckte, die nächste sich auf ihn warf, packte und mit sich hinauszog in die Tiefe. Entsetzt trieb sie Cleopatra wieder auf festen Sand, sprang herunter, schlang dem Tier die Zügelenden als Fesseln um die Läufe, schleuderte ihre Schuhe von sich, zerrte sich die Hosen vom Leib und warf sich, nur mit flatternden Unterhosen und ihrer Bluse bekleidet, ins Meer. Von Schilling war in der tobenden Brandung nichts zu sehen.
Weiter draußen, hinter den weiß schäumenden Brechern, erwischte sie ihn, schlang ihren Arm um den Oberkörper des Jungen, der leblos in ihrem Griff hing, und ließ sich von der Strömung weiter nach Süden ziehen. Sie kannte die Tücken des Meeres vor dieser Küste. Kämpfte sie gegen den Sog, würden ihre Kräfte schnell erlahmen und sie beide ertrinken. Mehrere hundert Yards weiter südlich spuckte die Strömung sie endlich aus, eine heranrollende Welle warf sie auf eine Sandbank.
Es gelang ihr, sich aufzurichten und Schilling, der wie eine ertrunkene Katze in ihren Armen hing, zum Strand zu zerren. Als sie spürte, dass die Strömung nicht mehr an ihr zog, merkte, dass sie festen Boden unter den Füßen hatte, ließ sie sich und Schilling einfach in den Sand fallen und blieb keuchend liegen. Langsam rollte sie ihren Kopf zur Seite. Schilling, mit Sand paniert wie ein Bratfisch, lag mit geschlossenen Augen da und schien nicht zu atmen. Erschrocken rappelte sie sich auf, packte den jungen Zulu um die Mitte, schüttelte ihn, dass er hin und her schlug wie ein Uhrenpendel. Das hatte zur Folge, dass dieser einen großen Schwall Wasser erbrach, hustete, spuckte, wieder erbrach und dann endlich, endlich einen zitternden Atemzug tat und die Augen aufschlug.
Als er begriff, dass seine Welt wieder richtig herum stand, er Luft atmete und nicht Wasser, stemmte er sich vorsichtig hoch. Mit gesenktem Blick stand er vor ihr und bewegte seinen Mund, als kaute er auf etwas herum. Schließlich holte er tief Luft und sah sie schüchtern aus seinen großen, schwarzen Augen an.
»Ich hätte es gern, dass du mich Solozi nennst, Nkosikazi, denn du bist meine Familie, und eines Tages wirst du zu meinen Ahnen gehören«, sagte er, den
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