Afrika Saga 02 - Feuerwind
aufgebaut war. Offenbar studierten sie eine Landkarte. Die Briten schienen tatsächlich Ernst zu machen mit ihren Kriegsplänen. Eine hilflose Wut stieg in ihm auf. Er ballte die Fäuste. Außer Beten gab es nichts, was er tun konnte.
Der Fährmann beäugte ihn neugierig. »Na, Mr Steinach, auch auf der Flucht vor den schwarzen Horden, was?« Er schob seine Mütze ins Gesicht und steckte die Münze ein, die ihm Johann gereicht hatte.
»Hm«, grunzte Johann. Der Mann war ein versoffener alter Seebär, dessen Ansichten ihm zutiefst zuwider waren.
»Aber die radieren wir aus, sag ich Ihnen, kein Zweifel, bald sind diese Zulus Geschichte, und wir bekommen eine Menge schönes, grünes Land und endlich Leute, die auf den Feldern arbeiten können.«
Er grinste an seiner Pfeife vorbei. »Erst müssen wir sie aber zähmen wie bockige Pferde, was? Zureiten, sozusagen.« Er stieß ein meckerndes Lachen aus und schielte hinüber zu Ziko, der neben Umbani stand, still und reglos, als wäre er aus Stein gehauen, aber seine Augen sprachen eine eindeutige Sprache. Der Fährmann lief rot an und ballte kampflustig die Fäuste.
»Denken Sie nicht einmal daran«, sagte Johann ruhig und wandte dem Mann demonstrativ den Rücken zu. Der Tugela zerrte am Fährboot, es wehte ein kräftiger Wind, und auf der Wasseroberfläche hatte sich gelber Schaum gebildet.
»Kaffernfreund, wirst schon sehen, wohin das führt«, zischte der alte Seemann.
Die Fähre erreichte das Natalufer, und Johann führte Umbani auf festen Boden. Während er sich in den Sattel schwang, überlegte er, ob er eine kurze Ruhepause im Fort einlegen sollte, um mehr über die Kriegspläne zu erfahren, entschied sich dann aber dagegen.
Seine Einstellung zum Militär und den kriegerischen Absichten der Briten war allgemein bekannt und unmissverständlich. Es hatte ihn nicht gerade zum Liebling der in Durban ansässigen Militärs gemacht.
Zwei Stunden später landeinwärts, stieß er auf eine Abteilung der Stanger Mounted Rifles, die mit aufgeknöpften Uniformkragen im Schatten eines Palmenhains rasteten. Er erkannte den kommandierenden Offizier, einen Mann Mitte vierzig mit einem gewaltigen Walrossschnauzer, und grüßte ihn.
»Johann, kommst du oder gehst du?« Der Offizier klopfte auf den freien Platz neben ihm, bedeutete gleichzeitig seinem schwarzen Burschen, Umbani zu tränken. Ziko hielt sich abseits, obwohl einige Zulus unter dem Fußvolk war.
Johann saß ab und ließ sich mit gekreuzten Beinen nieder. »Angus, was zum Teufel ist hier los? Ich war im Inneren und höre die widersprüchlichsten Gerüchte. Gibt es Krieg?«
»Will ich doch hoffen,« polterte Angus Cameron. »Sonst verliere ich meine Daseinsberechtigung. Aber noch wird verhandelt. Shepstone will Cetshwayo zwingen, Zugeständnisse zu machen. Ich denke, der alte Fuchs wird die Forderungen so hoch setzen, dass Cetshwayo sie nicht erfüllen kann. Außerdem gibt es eine beunruhigende Neuigkeit.
Angeblich hat Cetshwayo einen Weißen den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen.«
»Was? Das kann ich nicht glauben. Ich kenne den König. Er würde sich nicht an einem Weißen vergreifen, und da er überhaupt nicht dumm ist, besonders nicht in Zeiten, wie diese es sind.«
»Aber dieser hat versucht, ihn zu töten. Sagt man zumindest. Hier, lies, dann weißt du so viel wie wir alle. Tim Robertson hat angeblich einen glaubwürdigen Informanten.« Er zog den zusammengefalteten Durban Chronicle hervor und warf ihn Johann hin.
Befremdet entfaltete Johann das Blatt und las.
» Wenn es stimmt, was uns heute berichtet wurde, dann kann der folgende Vorfall den Grund liefern, den die Obrigkeit braucht, um in Zululand einzumarschieren. Wir hörten aus glaubhafter Quelle, dass König Cetshwayo einen Weißen durch seine Hyänenmänner hat umbringen lassen. Angeblich haben sie den Mann den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Es wird berichtet, dass der Weiße mit der Tochter eines Zuluchiefs verheiratet war, die auf Befehl Cetshwayos wegen ihrer Untreue hingerichtet wurde. Daraufhin soll der Mann, dessen Identität uns zwar bekannt ist, die wir aber noch nicht preisgeben können, versucht haben, den Zulukönig zu töten.«
»Quatsch«, brummte Johann, faltete die Zeitung und gab sie zurück. »Tim Robertson sollte sich solchen Unsinn nicht anhören, geschweige denn drucken. Wer soll dieser Mann denn sein? Ich kenne nur zwei Weiße, die Zulufrauen geheiratet haben. Meinen Sohn und John Dunn. Beide erfreuen sich meines Wissens
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