Afrika Saga 02 - Feuerwind
Aber auch so würde ihm das Mahl munden. Er war hungrig wie ein Rudel Wölfe.
Mit einem kräftigen Schnitt teilte er die erste Languste der Länge nach durch, zog den schwarzen Darm heraus und steckte sich das weiße, leicht süßlich schmeckende Fleisch brockenweise in den Mund. Eben schleckte er jeden einzelnen Finger ab, als er durch das Rauschen der Brandung eine hohe Frauenstimme vernahm. Es war eine weiße Stimme, nicht die kehlige, melodiöse einer Zulu.
»Georgie gleich hast du es geschafft, mein Lieber, nur noch ein paar Schritte, so … nun … siehst du, da sind wir.«
Johann kannte niemanden, der Georgie hieß. Unmutig wischte er sich die Hände an seinen Hosen ab und ging den Stimmen nach, fand einen Mann zusammengesunken auf den Stufen zu seiner Haustür sitzend. Eine rundliche, schwarz gekleidete Frau beugte sich fürsorglich über ihn und tupfte ihm den Schweiß mit einem karierten Taschentuch vom hochrot angelaufenen Gesicht. Als sie sich aufrichtete, erkannte sie Johann.
»Annie, Mrs Block, was machen Sie denn hier?«
»Lordy, Mr Steinach, ich grüße sie. Heute soll ich doch anfangen, so hab ich es mit Mrs Steinach vereinbart. Sie ist wohl nicht anwesend?«
»Nein, das ist sie nicht. Aber ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Ich war lange weg und weiß nicht, was vorgesehen war und wo meine Frau Sie unterbringen wollte. Es wird einige Zeit dauern, bis sie wieder da ist, so muss ich Sie bitten, vorläufig eins der Zimmer im Haus zu benutzen. Ich habe gesehen, dass in einem noch eine Matratze liegt. Wird das genügen, bis wir zurückkehren?«
»Nun machen Sie sich keine Sorgen, Mr Steinach. Ich mach das schon. Zeigen Sie mir nur, was ich in der Zwischenzeit tun soll, dann können Sie sich beruhigt auf den Weg machen.«
Gott sei's gedankt für die schottische Annie, dachte Johann und führte die zwei ins Haus, zeigte ihnen das Zimmer und führte sie dann herum. Annie wischte mit einem Finger über die Bücherregale, stellte mit prüfendem Blick fest, dass sie stark verstaubt waren. »Wo finde ich Staubtuch, Besen und Scheuertuch?«
Johann brachte sie zu dem Lagerraum im Anbau des Kochhauses.
»Hier finden Sie alles, Annie.«
Annie nahm das Gewünschte heraus, betrachtete missbilligend die abgenutzten Besenborsten. »Welche Arbeit hatten Sie für meinen George vorgesehen?«
Johann, der überhaupt noch nicht darüber nachgedacht hatte, überlegte fieberhaft. Sein Blick fiel auf Catherines Gemüse- und Obstgarten, der den Kampf mit dem Unkraut zu verlieren schien. Es war, als wetzte Afrika schon die Messer, um sich zurückzuholen, was Catherine ihm abgetrotzt hatte. Unkraut hacken war Knochenarbeit, man konnte kaum etwas falsch machen, und der Garten hatte es bitter nötig. »Meine Frau erwähnte, dass sie jemandem, der es wirklich kann - der ein Fachmann auf diesem Gebiet ist, verstehen Sie? -, ihren Garten anvertrauen möchte. Sie können sich ja vorstellen, dass ein Gemüse- und Obstgarten für ein Gästehaus ungemein wichtig ist. Sie dachte dabei an Ihren Mann. Wie ist es, George, kennen Sie sich mit Gärten aus?«
Amüsiert beobachtete er, wie Annie ihrem Mann gezielt in die Seite boxte. »Kann er, Mr Steinach, er ist geradezu ein Zauberer mit Gärten, nicht wahr, George?« Der Ellbogen trat wieder in Aktion.
»Jo«, stimmte George Block zu. Mehr schaffte er nach diesem Gewaltmarsch ohnehin nicht.
»Wunderbar, ganz hervorragend. Dann bleibt nur noch Bhubezi.
Bitte kommen Sie mit.«
Annie Block folgte ihm, und er öffnete das Gehege. Annie streckte ihren Kopf vor, ihre Apfelbäckchen röteten sich. »Meiner Treu, Mr Steinach, der Hund sieht aus wie ein Löwe!«
»Ist es auch, aber ein Löwenbaby, harmlos wie eine kleine Katze, das versichere ich Ihnen. Nie würde ich eine so wertvolle Arbeitskraft wie Sie einer Gefahr aussetzen, das wissen Sie doch, oder?«
Annie errötete geschmeichelt. »Nun sagen Sie mir, was ich tun soll, damit das Tierchen überlebt. Na, du kleines Miezekätzchen, wir werden schon miteinander auskommen«, gurrte sie, während ihr Mann sich dabei abwesend im Schritt kratzte.
Schnell wies Johann die Frau an, was sie tun musste, um den jungen Löwen zu versorgen. »Nehmen Sie ihn doch bitte regelmäßig mit an den Strand zum Spaziergang. Meine Zulus werden Ihnen das Futter liefern.« Wohlweislich verschwieg er ihr, dass das hauptsächlich aus Ratten bestehen würde. Er bedeutete ihr, ihm erneut zu folgen, stöberte Dik und Dikkie und Tika und Tika auf,
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