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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Rinder blökten, ließen warme Fladen fallen und zwirbelten ihre Schwänze, um die blauschwarzen Fliegenwolken zu verscheuchen. Auktionatoren feuerten monoton ihre unverständlichen Angebote ab, hoben nur auf einer Silbe die Stimme, um ein Gebot aus dem Publikum aufzunehmen, Kinder schrien, Händler priesen ihre Waren an, dazwischen tobte eine Horde kreischender Affen durch die Stände, die alles stahlen, was sie zwischen ihre geschickten Finger bekommen konnten, und in den Bäumen und auf den Hausdächern versammelten sich die Geier, streckten ihre Hälse vor und warteten geduldig.
    Es war Markttag in Durban.
    Geringschätzig stieß Mila den Kartoffelsack mit ihrem Schirm an, den sie immer bei sich trug, egal wie das Wetter war, und der ihr Markenzeichen geworden war. »Sixpence für diese jämmerlichen Knollen, die voller Flecke sind, und hier, sehen Sie, die ist auch noch matschig! Mein guter Mann, da müssen Sie früher aufstehen, wenn Sie mich übers Ohr hauen wollen. Einen Tickey, keinen Penny mehr.« Sie amüsierte sich prächtig. Kaum etwas bereitete ihr mehr Kurzweil als das Ritual des wöchentlichen Feilschens auf dem Markt. Eigentlich brauchte sie keine Kartoffeln, die ersten in ihrem Garten waren schon erntereif, und bald würde sie so viele ernten, dass sie alle Freunde damit beschenken konnte, aber sie wollte sich das Vergnügen einfach nicht verkneifen.
    Der Händler mit dem Bowlerhut, der in einem früheren Leben Lehrer in Glasgow gewesen war, im Suff einen Mann erschlagen, sich daraufhin aufs nächstbeste Schiff geflüchtet hatte und irgendwann in Afrika gestrandet war, warf der alten Dame mit den überraschend kurz geschorenen, weißen Haaren unter dem breitkrempigen Hut einen abschätzenden Blick zu und entschied, dass es Zeit für ein wenig Schauspielerei war. Theatralisch rang er die Hände.
    »Madam, haben Sie ein Herz, ich muss leben, ich hab Frau und Kinder, eins davon ist schwer krank …«, lamentierte er mit gekonnter Leidensmiene.
    Mila, die genau wusste, was dem Mann durch den Kopf ging, suchte einen Tickey aus ihrer Geldbörse, die ihr Dan, der Schlangenfänger, aus der Haut einer Grünen Mamba gefertigt hatte, und schnippte dem Händler die Münze hin. »Einen Tickey, mehr nicht, und das ist ein guter Preis!« Bestens gelaunt sah sie zu, wie das Geld in der schmutzigen Hand des Mannes verschwand, und wartete, dass er den Sack verschnürte. Sie gab dem schwarzen Jungen, der hinter ihr wartete, ein Zeichen, der sich daraufhin den Sack auf die Schultern lud.
    Der Händler schob seinen Bowlerhut in den Nacken und wandte sich an ihre Begleiterin. »Und Sie, schöne Dame, was begehrt Ihr Herz? Vielleicht Pfirsiche oder diese Wundersalbe gegen Hühneraugen, Windelausschlag und Sonnenbrand, die jede Haut jung und zart macht?« Rasch drehte er die Pfirsiche so, dass die Druckstellen versteckt waren. Als er keine Antwort bekam, hob er fragend den Kopf und begegnete einem klaren, belustigten Blick aus Augen, deren Farbe ihn an Kornblumen im guten, alten England erinnerten. Er erkannte Catherine Steinach sofort.
    An den Lagerfeuern der Buschläufer, in den Umuzis der Zulus und in den Wirtshäusern landauf, landab bis hinunter ins ferne Kapstadt erzählte man sich von ihr. Geschichten über ihre Heilkunst, ihre Kenntnisse der Medizinpflanzen, dass sie eine Meisterschützin war und schwimmen konnte wie ein Fisch. Einige behaupteten steif und fest, dass sie mit einer einundzwanzig Fuß langen Ochsenpeitsche einem Mann eine Fliege von der Nase holen konnte. Besorgt rieb er sich sein knolliges, von roten Adern durchzogenes Riechorgan und schielte hoch. Glauben konnte man das schon, hatte man in diese Augen gesehen. Verstohlen ließ er seinen Blick an der schlanken Figur hinuntergleiten, um festzustellen, ob es stimmte, dass Catherine Steinach Männerhosen trug. Er hielt es nicht für möglich, denn wenn er je eine wirkliche Dame gesehen hatte, dann war es die, die jetzt vor ihm stand. Jeder gut gewachsene Zoll von ihr.
    Verblüfft stellte er fest, dass sie tatsächlich Hosen trug, zwar keine engen, sondern welche, die weit waren wie ein Rock, aber unzweifelhaft Hosen, dazu eine weiße Bluse und einen mit Straußenfedern geschmückten Hut, den sie wie ein spanischer Grande schräg ins Gesicht gezogen hatte. Eine tiefe Bewunderung für diese mit so großer Selbstverständlichkeit zur Schau getragene Ablehnung gesellschaftlicher Zwänge durchströmte ihn. Welch einen Mut setzte das voraus! Das Gift der

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