Afrika Saga 02 - Feuerwind
tun haben. Innerlich seufzte sie. Das war vorauszusehen gewesen. Die Sache mit Lulamani konnte nicht gut gehen. »Und was ist mit Stefan?«, fragte sie mit argloser Miene.
»Kommt er? Wo ist er eigentlich gerade?«
»Er ist über den Fluss nach Afrika«, erwiderte Catherine und meinte, dass Stefan über den Tugela nach Zululand geritten war.
»Augenblicklich ist er irgendwo im Norden. Er zeigt ein paar reichen Europäern, wo man am besten Tiere abknallen kann. Er müsste bald zurückkehren, allerdings weiß ich nicht genau, wann. Natürlich hat er versprochen, zur Einweihung zu kommen und über Weihnachten zu bleiben, sonst würde er sich auch ziemlichen Ärger mit mir einhandeln. Ich habe Springbock, Warzenschwein und Perlhühner für unsere Festtafel bei ihm bestellt.« Ruhiger Ton, keine Reaktion, dachte Mila, zu ruhig, zu wenig Reaktion. Nun, sie würde das Ganze schon ans Tageslicht bringen. Sie glaubte fest an die heilende Kraft von Worten und wusste auch, dass man tief in einen schwärenden Abszess schneiden musste, damit der Eiter abfließen konnte und alles Schlechte mit ihm. Vorher konnte die Wunde nicht wieder verheilen. »Sag Cilla, sie soll ihre hübsche Monita mitbringen. Es wird Zeit, dass Stefan sich eine Frau nimmt.«
Für ein paar Schritte herrschte Schweigen. Mit Besorgnis beobachtete Mila, wie sich Catherine abwandte, diesen sattsam bekannten sturen Zug um den Mund bekam.
»Es ist müßig, Durbans heiratsfähige Töchter aufmarschieren zu lassen, das haben wir schon versucht.«
»Aber der Priester, der Stefan und Lulamani getraut hat, war doch ein Schwindler.« Unter ihrer Hutkrempe warf sie einen schnellen Blick auf das Gesicht ihrer Freundin. Aber das verriet nichts.
»Nun, es wird heiß, es muss schon acht Uhr vorbei sein. Ich muss mich sputen«, sagte Catherine. Ihr Ton machte unmissverständlich deutlich, dass sie das Problem ihrer unkonventionellen Schwiegertochter nicht weiter zu erörtern gedachte. In schnellem Zulu wies sie Tandani an, die Lebensmittel zu ihrem Planwagen, der am Rande des Markts stand, zu bringen. »Ziko wartet auf dich. Sag ihm, er soll anschließend zu Pettifers fahren. Du begleitest ihn.«
Tandani trollte sich, zog den Leiterwagen in gemächlichem Tempo über den Markt, hielt hier und da an, um mit einer anderen Schwarzen zu schwatzen oder einen gierigen Affen mit dem Stock, den sie zu diesem Zweck stets bei sich trug, zu verjagen.
Catherine unterdrückte einen Seufzer. Als sie noch neu in Afrika gewesen war, hatte sie diese durch nichts zu erschütternde Langsamkeit fast zum Wahnsinn getrieben. Sie verwechselte sie mit Faulheit und es kostete sie einen körperlichen Zusammenbruch, ehe sie anerkannte, dass man in diesem Klima mit seinen Kräften haushalten musste und niemand das besser wusste als die Eingeborenen.
»Begleitest du mich zu Pettifers Laden, Mila? Du musst mir helfen, neue Gardinen für den Lobster Pott auszusuchen.«
Ihre alte Freundin nickte. »Gern. Dann können wir noch ein wenig plaudern. - He, Finger weg!«, fauchte sie und fuhr herum, ihren Regenschirm im Anschlag, bereit demjenigen, der sich an ihrer Tasche zu schaffen machte, eins überzuziehen. Als sie sah, wer sie belästigte, kicherte sie. Vor ihr stand ein halbwüchsiger Elefant, der mit seinem Rüssel vergeblich versuchte, die Taschenschnalle aufzubiegen, um das Innere zu erkunden.
»Er sucht Zucker oder ein Stück Brot«, grunzte ein abgerissen aussehender Mann mit Sandpapierstimme. »Oder auch eine Münze, damit ich ihm etwas kaufen kann«, fügte er mit durchtriebenem Grinsen hinzu, während der Elefant sich mit samtweichen Berührungen an Milas Arm hochtastete und ihr ins Gesicht blies.
»Mein Kleiner, ich bin weder aus Zucker noch sonst wie nahrhaft«, wehrte diese den kleinen Dickhäuter lachend ab, hütete sich aber, die gewünschte Münze herauszurücken, denn sie war überzeugt, dass der Mann keine Sekunde verlieren und sie im Hangman's Inn versaufen würde.
Der Elefant prustete und produzierte mit einem verzückten Ausdruck seiner langbewimperten Augen einen großen Kotballen, was eine in der Nähe stehende Kuh dazu animierte, ihrerseits einen breiigen Fladen fallen zu lassen.
Catherine schaffte es gerade noch, zur Seite zu springen. »Ich liebe Markttag.«
Über den schmalen, hölzernen Bürgersteig, der sich an den Gebäuden entlangzog, spazierten sie den kurzen Weg zu Pettifers Laden. Eine Unterhaltung fortzuführen, erwies sich als unmöglich. Der Lärm war
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