Afrika Saga 02 - Feuerwind
»Vergifte einige von den Melonen, dann hast du Ruhe. Affen lernen schnell. Sind erst mal ein paar von ihnen tot umgefallen, kapieren sie, dass sie ihre Finger von den Früchten lassen müssen.«
Catherine dachte an die putzigen Tiere, deren Augen so erschreckend menschlich blicken konnten, die ihr oft Freude mit ihren Kapriolen bereiteten. »Laut Darwin würde ich damit meine nächsten Verwandten töten …«
»Du glaubst diesen Unsinn?«, rief Mila erstaunt.
»Sieh dir die Tiere doch an. Ich käme mir vor wie eine Mörderin …«, entgegnete ihre Freundin, wurde dann von wildem Gebell unterbrochen. Eine schwarze Dänische Dogge fegte durch die Menge auf sie zu, warf dabei einen Hühnerkäfig um, was die Insassen in schrill gackernde Aufregung versetzte. Ehe sie es verhindern konnte, warf der Hund ihr beide Vorderpfoten auf die Schulter und leckte ihr quer übers Gesicht. »Bobo, benimm dich, sonst bleibst du nächstes Mal zu Hause.« Bobo ließ sich winselnd vor ihre Füße fallen.
»Noch ein Kerl, der dir zu Füßen liegt«, kicherte Mila. Die marodierenden Affen und ihr menschlicher Verwandtschaftsgrad waren vergessen.
»Bei weitem mein kritiklosester Verehrer.« Sie sah sich nach ihrem Hausmädchen um und schmunzelte. Die junge Zulu stolzierte herum, klimperte mit den Wimpern und spreizte ihre Federn wie ein eitles Vögelchen. Ihre glänzend schokoladenbraune Üppigkeit zog nicht nur die begehrlichen Blicke der Zuluburschen an, die in großer Zahl auf dem Markt herumlungerten, sondern auch die mancher Weißer.
»Tandani, hilf dem Mann, den Käfig wieder aufzustellen«, befahl sie.
Tandani zog einen Schmollmund, tat aber, wie ihr geheißen.
Bobo entdeckte einen winzigen, gelben Hund, der beim Furcht erregenden Anblick der Dogge aufjaulend zwischen den Ständen verschwand. Bobo stürzte ihm nach. Catherine folgte gemächlich, ließ dabei ständig ihren Blick über die Angebote auf dem Markt schweifen.
Immer wieder erwiderte sie lächelnd den Gruß von Bekannten, blieb auch mal für ein kurzes Gespräch stehen.
Mila musterte ihre Freundin, die gedankenverloren am Fingernagel knabberte. Ein deutliches Zeichen, dass Catherine etwas bedrückte.
Sie beschloss, ein wenig herumzustochern. Es war immer besser, wenn man über Probleme sprach, anstatt sie in sich hineinzufressen, bildlich gesprochen in diesem Fall.
»Kommt Viktoria auch zur Einweihungsfeier vom Lobster Pott?«
»Ja, natürlich kommt Viktoria zur Einweihungsfeier«, antwortete Catherine, schob eine Haarnadel zurück, die sich aus ihrem dicken Haarknoten im Nacken gelöst hatte. »Mit dem Schiff, allerdings nicht von Kapstadt, sondern von Port Elizabeth aus. Lionel ist auf den Diamantenfeldern. Sie behauptet steif und fest, dass seine Manieren ohne ihren Einfluss in dieser Gesellschaft von Halunken, Glücksrittern und Halsabschneidern sonst völlig verwildern. Angeblich rasiert er sich nicht mehr, lässt sein Haar wuchern, und der Dreck unter seinen Fingernägeln wächst ein, sagt sie, obwohl ich mir das bei meinem geschniegelten Schwiegersohn eigentlich nicht vorstellen kann.«
Sie blieb vor einem Händler stehen, der einen Berg von gelben Melonen vor sich aufgetürmt hatte, klopfte in rascher Folge auf mehrere der prallen Früchte. Es gab jedes Mal einen dumpfen, hohlen Ton. Zum Schluss schnupperte sie daran. »Sie beginnen, zu duften. In ein paar Tagen sind alle reif. Ich gebe Ihnen einen Haypenny für die sechs Stück«, teilte sie dem Mann mit, der nur ein Wams aus Leopardenfell auf seinem bloßen Oberkörper trug.
Auch dieser Händler schien zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Mit einer gewissen Resignation nickte er und streckte die schwielige Hand aus.
Catherine reichte ihm die Münze. Tandani stapelte die Früchte auf dem Leiterwagen, redete dabei lautstark mit einem anderen Hausmädchen, das ein paar Stände weiter neben ihrer weißen Herrin stand. Sie folgte ihrer Arbeitgeberin, unterhielt sich dabei weiter mit ihrer Freundin, obwohl sie ihr längst den Rücken zugedreht hatte und sie schon nicht mehr sehen konnten.
Mila humpelte neben Catherine her. »Ach, Lionel Spencer ist ein feiner Kerl, auch mit Dreck unter den Fingernägeln«, sagte sie und dachte: In diesem Teil der Familie lagen die Probleme also nicht.
Ihrem Patenkind Viktoria ging es offensichtlich sehr gut. Es blieben Stefan und Maria. Maria war bei Catherines Verwandten in Deutschland und sicherlich bestens aufgehoben. Catherines Kummer musste also mit Stefan zu
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