Afrika Saga 02 - Feuerwind
dass Sie dabei nicht auf die Nase fallen«, bemerkte Catherine mit feinem Spott.
Der ertappte Verkäufer lief rot an, knallte verdrossen den gewünschten Stoff vor ihr auf den Tresen. Catherine nahm ihn zusammen, schüttelte ihn, dass er so fiel, wie eine Gardine fallen würde.
»Wirst du es schaffen, den Lobster Pott rechtzeitig fertig zu stellen?« Mila hatte sich wieder auf den Hocker gesetzt.
Ihre Freundin legte den Stoff zurück und zuckte mit den Achseln.
»Es ist ganz einfach, ich habe keine Wahl. Ich muss es schaffen, denn ich habe bereits einen Haufen Leute eingeladen, die alle ein paar Tage vorher anrollen werden. Es wird kein Quadratzoll mehr zum Schlafen frei sein. Johann und ich werden wieder im Zelt hausen müssen, aus dem wir gerade erst ausgezogen sind, und die Kinder werden im Planwagen schlafen. Das Rieddach ist glücklicherweise schon fertig, aber in manchen Zimmern sind noch nicht einmal die Böden gelegt. Johann hat versprochen, die Holzarbeiten zu erledigen, aber mehr werde ich von ihm nicht erwarten können. Er geht völlig in seiner Zuckerrohrfarm auf. Du kennst ihn doch, er ist voller Enthusiasmus, verbringt jede Minute dort, päppelt seine Zuckerrohrpflanzen, als wären es seine Kinder. Ich bin mir sicher, er streichelt jeden Halm einzeln und spricht für ihn ein Abendgebet.« Ihre Stimme stieg an.
Mila, die über das Bild, das Catherine gemalt hatte, lachen musste, hörte doch mit einer gewissen Sorge den bissigen Spott aus den Worten. »Auf Johann lass ich nichts kommen. Auch nicht von dir. Sein Pioniergeist ist Vorbild für uns alle. Er hat schier endlose Energie, was in seinem Alter nicht selbstverständlich ist. Schließlich ist er schon über fünfzig.« Sie hatte leise gesprochen, obwohl der Verkäufer sich im Augenblick im Hintergrund des Ladens beschäftigte.
Catherines Reaktion war überraschend und heftig. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie satt ich sie habe, die Sache mit dem Zuckerrohr«, brach es aus ihr heraus. Als sie jedoch gewahr wurde, dass der Verkäufer neugierig herüberschaute, dämpfte sie ihre Stimme. »Es ist genau wie mit der Baumwolle und der Kaffeeplantage … Wann immer Johann sich für etwas Neues begeistert, steckt er alles hinein, was wir an Geld gespart haben.« In den Fünfzigerjahren war es Baumwolle, bis sie damit auf die Nase gefallen waren. Ende der Sechziger bis in die frühen Siebziger gab es nur ein Gesprächsthema: Kaffee. Natürlich hielt Afrika irgendeine besondere Pest für die Pflanzen parat, alle Pflanzungen waren betroffen, und seitdem gab es keinen Kaffee mehr in Natal. Inzwischen war es Zuckerrohr, das auf feuchtwarmes Klima angewiesen war, und seit einem Jahr herrschte furchtbare Dürre. Sie hatten wie alle Farmer Mais aus Amerika importieren müssen, um die Arbeiter zu ernähren. »Ach, Mila, ich fürchte, das Zuckerrohrprojekt wird auch wieder irgendeiner Katastrophe anheimfallen, und wir müssen wieder von vorne anfangen …«
Während ihre Worte heraussprudelten, zerbröselte sie einen Keks aus Mr Pettifers Auslagen zu einem Krümelhaufen. Für ein paar Sekunden war nur das Knirschen zu hören. Dann tat sie einen tiefen Atemzug. »Verzeih, das war kindisch. Vergiss, was ich gesagt habe.«
Mila starrte sie erschrocken an. Selten hatte Catherine sich so über irgendetwas beklagt und am allerwenigsten über ihren Mann. Die Sache mit Maria musste ihr fürchterlich an die Nieren gehen, dass sie so dünnhäutig geworden war. Es war deutlich, dass sie dringend Unterstützung brauchte. Sie strich der jüngeren Frau liebevoll über die Wange. »Wenn du Hilfe brauchst, sag nur Bescheid. Pierre langweilt sich schrecklich auf seinem Altenteil. Er ist reizbar wie eine hungrige Mamba. Tatsächlich würdest du mir einen großen Gefallen tun, wenn du ihn ein wenig beschäftigen könntest, und da er behauptet, ohne mich nicht einschlafen zu können, werde ich wohl mitkommen müssen. Wenn du erlaubst, kann ich mich um deinen Garten kümmern. Du weißt, wie viel Spaß mir das bringt.«
»Das wäre wunderbar. Pierre ist sicher nicht leicht zu nehmen, seit er nicht mehr so viel zu tun hat.« Catherines makellose Zähne blitzten in einem dankbaren Lächeln. »Jabisa und eins der Mädchen aus dem Dorf könnten dir helfen. Du würdest im Stuhl im Schatten sitzen, Limonade trinken und die beiden herumscheuchen können. Das wird dir sicher Spaß bringen, und mir hilft es ungemein.« Sie beugte sich vor und küsste die faltige Wange. Mila war Mitte
Weitere Kostenlose Bücher