Afrika Saga 02 - Feuerwind
setzte ein gewollt fröhliches Gesicht auf. »Nun ist aber Schluss, Johann ist putzmunter«, rief sie mit einer Stimme, die etwas zu hoch war und brüchig wie sprödes Glas. »Es verspricht ein wunderschöner, warmer Tag zu werden, und die größte Entscheidung, die ich heute zu treffen habe, ist, ob ich diesen Stoff nehme oder einen anderen. Wie findest du diese Farbe für die Gardinen?« Wahllos zog sie in einen grünen Baumwollstoff heraus.
Mila verstand. »Zu grell das Grün. Nimm lieber den dort. Gibt ein schönes Licht und macht den Raum heiter und hell.« Sie zeigte auf einen Ballen weißgelb gestreiften Chintz.
Ein Mann mit einem roten Haarkranz steckte den Kopf durch den Perlenvorhang in den dunklen Laden. »Ah, Catherine, gut, dass ich dich treffe. Guten Tag, Mila, du siehst jeden Tag jünger aus.« Er trat zu den beiden Frauen und küsste sie herzhaft auf die Wangen.
»Schmeichler«, tadelte Mila Dillon fröhlich. »Dafür wirst du nicht schöner, Rupert, aber immer dünner. Bald machst du einem Spargel Konkurrenz.«
»Nun, ja«, sagte er und zuckte die Achseln. Seit seine Dorothy vom Lungenfieber hinweggerafft worden war, hatte er weder Appetit noch jemanden, der für ihn kochte. »Nun, ja«, wiederholte er hilflos.
»Ich erwarte dich heute Abend bei uns zum Dinner und ich will keine Widerrede hören.« Milas Stimme klang besorgt. Rupert hatte wahrlich genügend Geld, um sich eine gute Haushälterin zu leisten, doch er weigerte sich standhaft, einer anderen Frau zu erlauben, Dorothys Küche zu betreten. Sie nahm sich vor, seiner älteste Tochter zu schreiben, die im Landesinneren auf einer Farm lebte.
»Schnickschnack, du kommst, hörst du?«, rief sie.
Rupert hob die Hände und gab sich geschlagen. »Muss ich wohl, nicht wahr? Aber eigentlich suche ich Johann. Ist er hier, Catherine?
Er hatte mich nach einer neuen Egge gefragt.«
»Wir sind später vorm Royal verabredet. Er trifft sich da mit dem Bürgermeister.«
»Bleibt ihr in der Stadt heute?«
»Sobald ich ihn abgeholt habe, reiten wir nach Hause.«
»Dann werde ich mich sputen, um ihn abzufangen.« Rupert drückte sich seinen Schlapphut auf den Kopf, grüßte und verschwand durch den klickenden Perlenvorhang.
»Ich mache mir Sorgen um ihn.« Catherine sah ihm nach.
»Dorothy fehlt ihm so. Ich werde seiner Tochter schreiben.« Mila wandte sich um und sah sich erneut ihrem Spiegelbild gegenüber.
Seufzend verzog sie das Gesicht. »Es sollte ein Gesetz gegen das Altern geben. Ein Jahr Gefängnis für jede Falte.« Sie fuhr sich mit allen zehn Fingern durch den weißen Haarschopf.
»Ein Gesetz? Wir sind in Natal! Keiner würde es einhalten.«
Catherine lachte, wurde dann aber ernst. »Du weißt doch, wie wir es hier mit Gesetzen halten. Jeder macht, was er will, legt die Paragrafen zu seinen Gunsten aus.«
Im Hintergrund des Ladens klirrte es, ein Mann brüllte, eine orange gestreifte Katze schoss an ihnen vorbei nach draußen, gefolgt von einem mordlüsternen Bobo. Catherine sah es, nahm eine Apfelsine aus den Auslagen, holte weit aus und warf. Die Frucht traf Bobo am Hinterteil, und die Dogge blieb jaulend stehen. »Hierher, Bobo!« Der Hund schlich herbei und leckte seiner Herrin Vergebung heischend die kraulenden Finger. Catherine kitzelte ihn wunschgemäß unterm Kinn. »Hast du von dieser Immobiliengeschichte gehört?«, fragte sie.
Mila verzog das Gesicht. »Ja. Es gibt ein Gerücht, aber ich hoffe, das stellt sich als unwahr heraus …«
Catherines Finger hörten auf, die Dogge zu kraulen. »Sag bloß, Andrew Sinclair hat wieder seine Pfoten im Spiel?«
»In welchem fetten Pudding stecken diese Pfoten nicht?«, gab Mila grimmig zurück. »Ich weiß, dass er dreißig Meilen im Inneren für ein Trinkgeld etwa tausend Hektar erworben und in Farmland zu je fünf Hektar aufgeteilt hat. Dann hat er seinen Agenten beauftragt, in England Siedler zu finden, die das Land kaufen, und nun ist ein ganzes Schiff unterwegs. Was diese Menschen nicht wissen, ist, dass sie außer Steinen und Mücken dort nichts ernten können, und was am schlimmsten ist, sie müssen nach zwölf Monaten ihre Rechte an dem Land registrieren lassen, und die Gebühr dafür ist so hoch, dass es sich kaum einer wird leisten können. Dann fällt das Land zurück an Andrew.«
»Weiß Lilly das? Es ist doch mit Sicherheit ihr Geld, das er da investiert hat. Wenn Justus davon erfährt, fließt Blut…«
Sie konnte ihren Satz nicht beenden. Der Holzperlenvorhang
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