Afrika Saga 02 - Feuerwind
Die vordersten Ochsen zeigten deutliche Anzeichen von Verwirrung und scheuten.
Schlich ein Raubtier durch den Busch? Oder waren wieder ein paar dieser diebischen Zulus aus den umliegenden Umuzis auf Beutezug und hatten es auf seine Tiere und Gewehre abgesehen?
Stimmengewirr kam von der Gruppe seiner Treiber, die den Zug anführten. Er reckte den Hals. Womöglich waren die Spurenleser zurückgekehrt, um sie zu ihrem neuen Rastplatz zu führen. Aber die Männer schienen aufgeregt, redeten laut durcheinander, zeigten mit großen Gesten auf etwas, was sich offenbar im Busch herumtrieb. Ein Leopard vielleicht, hoffentlich kein Löwenrudel. Erst letzte Nacht hatten sie Löwen in der Nähe gehört, und es musste ein großes Rudel gewesen sein. Verdammt, das verhieß Ärger! Mit energischem Hackendruck trieb er sein Pferd an die Spitze seines Zugs.
»Aus dem Weg«, brüllte er und scheuchte die Zulufrauen weg, die wie die Marketenderinnen des Mittelalters schon seit Wochen seine Jagdgesellschaft begleiteten und sich neugierig nach vorn gedrängelt hatten. Er benutzte sein Pferd als Rammbock, um sich rücksichtslos durch die Menge zu drängen, zügelte es verblüfft, als er erkannte, was den Aufruhr verursacht hatte.
Eine grazile, braune Gestalt lief unmittelbar vor ihm aus dem Busch. Sie war bis zur Taille nackt, zu seiner Verwirrung aber mit einer zerfledderten, am Knie zusammengebundenen Damenunterhose bekleidet.
»Was zum Henker«, entfuhr es ihm. Frauen bedeuteten immer Scherereien, und diese roch förmlich danach. »Mädchen, was willst du hier?«, rief er auf Zulu und pfiff erstaunt durch die Zähne, als sich die Kleine umdrehte. Er erkannte sie auf Anhieb, und jetzt verstand er auch ihren seltsamen Aufzug.
Es war Lulamani, diese übergeschnappte Zulufrau von Stefan Steinach. Der Schokoladenkeks. Langsam ließ er seine Augen über den zierlichen Körper laufen. Er konnte wohl verstehen, dass man sie als schön bezeichnete mit ihren langen, eleganten Gliedern, den riesigen, lang bewimperten Augen und dem schneeweißen Lächeln, das sie jetzt kokett seinem Induna zuwarf. Doch er fühlte sich von schwarzer Haut abgestoßen. Sein Geschmack war die zarte, porzellanweiße Haut der Europäerinnen. Es war völlig lächerlich, wie diese Halbwilde sich wie eine weiße Dame ausstaffierte. Auf ihrer Hochzeit mit Stefan Steinach parlierte diese Lulamani sogar auf Französisch mit einem Franzosen aus Mauritius, der ihr - bar jeden Standesbewusstseins — auch noch die Hand geküsst hatte. Als Steinach noch vor seiner Eheschließung zum ersten Mal mit ihr in Natal aufgekreuzt war, hatte er sich in der ganzen Kolonie völlig unmöglich gemacht.
»Wenn du schwarzes Fleisch brauchst, mein Junge«, so hatte er dem jungen Burschen als älterer Freund der Familie in einer stillen Minute geraten, »dann nimm es dir, aber reib es nicht der gesamten Kolonie unter die Nase. Denk an deine Mutter und nimm dir, wenn's denn sein muss, ein Beispiel an John Dunn. Seine zahllosen Frauen sind die Töchter der einflussreichsten Zuluhäuptlinge. Sie wohnen mit ihren halbblütigen Kindern in ihren eigenen Hütten und bleiben seinen Gästen aus den Augen. Natürlich laden wir Dunn nicht in unsere Häuser oder gar zu offiziellen Anlässen ein, das wäre zu peinlich für unsere Frauen. Aber die Einladungen in seine Residenz Mangete in Zululand sind tipptopp, das Essen exzellent und die Weine die feinsten vom Kap. Er macht's richtig.«
Der Junge hatte sich schrecklich aufgeregt. »Du meinst, ich soll meine Frau in einer Hütte verstecken, ihr nicht erlauben, sich zu zeigen, und wenn sie nicht pariert, sie in Schimpf und Schande zu ihrem Vater zurückjagen? Ich kenne sie und ihre Eltern mein ganzes Leben, ich bin mit ihr aufgewachsen und ich liebe sie, Andrew, ist das so schwer zu verstehen?«, hatte der junge Heißsporn geschrien. Kurz darauf hatte er sich tatsächlich kirchlich mit der Schwarzen trauen lassen. Die Erinnerung an die demütigende Szene an jenem denkwürdigen Hochzeitstag des jungen Steinach, als man ihn vor allen Gästen vom Hof der Steinachs und von Inqaba gejagt hatte, schmerzte Andrew noch immer. Als Folge dessen hatte er, Andrew, natürlich Lilly angewiesen, Stefan Steinach von jeder Gästeliste zu streichen.
Das alles ging ihm durch den Kopf, während er die junge Zulu beobachtete. »Mrs Steinach«, grüßte er, seine Stimme seidig, aber geschwängert von Sarkasmus, und ließ seinen Blick auf ihren festen Brüsten ruhen. Sie
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