Afrika Saga 02 - Feuerwind
Diskussionen. »Unsere Zuckerrohrfelder liegen in Natal, und vom Zuckerrohranbau verspreche ich mir viel. Es ist das Produkt der Zukunft, glaub mir. Die Welt braucht Zucker. Bisher habe ich dir das noch nicht verraten, aber ich plane, unsere eigene Zuckermühle zu bauen. Wir werden reich sein wie die fetten Zuckerbarone auf Mauritius, und du wirst gar nicht mehr wissen, wie du all das viele Geld ausgeben sollst.« Sein Ton war eigensinnig.
Er glaubte das fest, das wusste sie. Die Erfahrung hatte sie allerdings gelehrt, skeptisch zu sein. »Wenn uns Afrika nicht in die Suppe spuckt, und im Augenblick kostet das Zuckerrohr nur, und zwar einen großen Teil von unserem Ersparten. Derartige Mühlen dürften auch nicht gerade Pennybeträge kosten.«
Johann schwieg verbissen. Natürlich hatte Catherine mit ihrem Vorbehalt den Zuckerrohranbau betreffend Recht, und natürlich wusste auch er, dass die ersten Regimenter sich von der Grenze zu Transvaal nach Natal in Marsch gesetzt hatten, um auf der Natalseite des Tugela einen Stützpunkt einzurichten, und viel besser noch als sie wusste er, dass ein Krieg für ihn das Ende ihres Lebens in Zululand bedeuten würde. Das Ende für Inqaba. Das Ende seines Lebens, wie er es liebte. Bisher hatte er es geschafft, diesen Gedanken nie zu Ende zu denken, aber nun, ausgesprochen und als Frage formuliert, würde er sich ihm stellen müssen, und nichts widerstrebte ihm mehr.
»Ich werde darüber nachdenken«, knurrte er abweisend.
»Tu das, aber bald und gründlich.«
Die Sonne stand schon tief, und das erste Abendrot glühte auf den weißen Wolkenbänken über dem Ozean, als sie endlich eine halbe Meile nördlich das zottige Rieddach des Lobster Pott über die Düne lugen sahen. Die Flut lief bereits wieder auf, die Brecher leckten den Strand hoch, und die rund gewaschenen Felsen des Riffs verschwanden in der Gischt. Ein Schwarm Seeschwalben jagte dicht über die Wasseroberfläche, wirbelte hoch wie weißes Konfetti, beschrieb einen weiten Bogen und glitt pfeilschnell übers Meer, und dann, als wären sie gegen eine Wand geflogen, fielen die ersten wie Steine ins Wasser. Die schnittigen Flügel fest an den Leib gelegt, schössen sie in die blauen Tiefen, tauchten alsbald mit einem zappelnden, silbern schimmernden Fisch im Schnabel wieder auf.
Johann schaute ihnen nach. »Schade, es ist schon zu spät, um Langusten zu fischen. Ich hätte Appetit auf fünf oder sechs dieser Krustentierchen, schön gegrillt mit Zitronenbutter …«
Catherine verstand das Friedensangebot. Sie lächelte nachsichtig.
»Du kannst ja noch eine Stunde angeln, so lange wird das Licht reichen. Ziko meinte vorhin, dass der Snoek dieses Jahr in großen Schwärmen auftritt, und den kann man auch mit Zitronenbutter essen, er hat nur den Vorteil, dass du dich nicht erst durch einen Panzer durchbeißen musst.«
Vor ihnen tauchte ein kleines Strandhäuschen in den Dünen auf.
»Die Oyster-Lodge ist leer«, bemerkte sie.
Johann schaute hinauf. Die Oyster-Lodge war 1869 aus Holz und Bambus auf der Krone der ersten Düne gebaut worden, war vom Meer her weithin sichtbar und diente deswegen den vorbeiziehenden Schiffen als Navigationspunkt, der sie vor dem lang gezogenen Felsenriff warnte, das dem Strand vorgelagert war. »Kein Mensch da.
Es ist wohl noch zu früh, um mit Tee und Scones ein Geschäft zu machen. Erst gegen Weihnachten lohnt sich das. Schau, das Dach ist beschädigt. Beim nächsten Sturm fliegt es ins Meer. Wenn wir wieder in der Stadt sind, sollten wir Bescheid sagen.«
Der Sand unter den Pferdehufen wurde da, wo die Flut noch nicht hingelangt war, fester, und sie konnten einen flotteren Schritt anschlagen. Nach einer Viertelstunde hatten sie es geschafft. Die letzte Strecke trieben sie ihre Pferde durch lockeren, weißen Sand den Dünenhang hinauf. Der schmale Pfad wand sich durch einen Pelz von blauen Trichterblumen, der über eine weite Fläche die Meerseite des Hangs bedeckte. Endlich standen sie auf dem gepflasterten Platz vor dem Lobster Pott. Steifbeinig glitt Catherine auf den Boden und reckte und dehnte sich.
»Das war ein langer Ritt! Gut, dass ich längst eine Hornhaut auf meinem Hintern habe, sonst wäre ich jetzt sicher sehr unglücklich.«
Sie kicherte, öffnete das Pferdegatter und führte Cleopatra zum Unterstand. »Gleich bekommst du Wasser und Futter, mein Gute.«
In einigem Abstand zum Unterstand hatte Johann ein großes Gehege mit einem soliden, zehn Fuß hohen Holzzaun aus
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