After Moonrise (German Edition)
er die Stirn. „Ich bin gleich da. “ Er griff nach seiner Waffe, stand auf und überprüfte das Magazin.
Levi stand ebenfalls auf. „Ich lasse dich wohl besser weiterarbeiten. “ Er würde es sich nicht gestatten, noch einmal auf die Wache zurückzukehren. Das war es. Dies war der Abschied.
Oder auch nicht.
„Nein. “ Bright schüttelte den Kopf. „Du kommst mit mir. Irgendwer hat gerade die Galerie deines Mädchens in Stücke gelegt.“
13. KAPITEL
E ntsetztsah Harper sich um. Sie hatte der ersten – und jetzt einzigen – Person, die ihr in der Kunstwelt einen Durchbruch verschafft hatte, nicht wehtun wollen, und sie hatte auch das Gebäude nicht zerstören wollen. Doch sie war hereingekommen und hatte versucht, mit ihm zu reden oder ihn anzufassen. Und wie Peterson angekündigt hatte, war es ihr nicht gelungen. Clifford Rigsby war einfach seiner Arbeit nachgegangen und hatte den Kunden seine neuesten Ausstellungsstücke gezeigt. Zur Mittagspause hatte er den Laden geschlossen.
Sie war immer frustrierter geworden, hatte sich aber unter Kontrolle gehalten, indem sie immer wieder vor sich her gemurmelt hatte: „Das ist nur ein Traum. Ich wache gleich auf. Und wenn nicht, gibt es eine ganz natürliche Erklärung für das, was hier vor sich geht. “ Doch dann war sie Cliff in sein Büro gefolgt. Sein geheimes Büro. Nicht das, was er für öffentliche Geschäfte benutzte; es war offensichtlich nur für seine privaten Angelegenheiten gedacht.
Ein Porträt von ihr hing darin an der Wand. Darauf lag sie auf der gleichen Metallplatte, die sie selbst gemalt hatte, nackt, mit Schnittwunden übersät, blutend.
Ein helles Licht blitzte in ihrem Kopf auf und verlosch gleich wieder – und als es verschwunden war, trat eine schreckliche Erinnerung an seine Stelle.
„Bitte recht freundlich“, verlangte ihr Entführer. Er war blond und gut aussehend, mit einem Lächeln, auf das jeder Zahnarzt stolz gewesen wäre, und er richtete eine Kamera auf sie.
Ihr war kalt, sie zitterte und hasste sein ganzes bösartiges Wesen von Grund auf. Wütend funkelte sie ihn an. „Das wird dir noch leidtun.“
Sein Lachen hallte durch den ganzen Raum. „So ein ungezogenes Mädchen. Aber keine Angst, du lernst noch, wie du deinen neuen Meister anzusprechen hast, das verspreche ich dir.“
Noch ein helles Licht. Als es verlosch, befand sie sich wieder in Cliffs privatem Büro. Sie zitterte am ganzen Leib. Einen Augenblick lang rang sie nach Atem. Nur dass sie tot war und deshalb gar nicht zu atmen brauchte.
Tot.
Tot .
Sie war wirklich tot. Sie war wirklich von diesem Monster gefoltert worden und durch seine Klinge gestorben. Peterson hatte versucht, es ihr beizubringen, aber Harper hatte es nicht wahrhaben wollen. Hatte gegen die Wahrheit gekämpft. Vielleicht, weil ihren Tod zu akzeptieren bedeutete, dass sie auch akzeptieren musste, was man ihr angetan hatte – woran ihr eigenes Unterbewusstsein sie seit Wochen versuchte zu erinnern.
Der Raum drehte sich … drehte sich … und sie sah weitere Bilder an den Wänden des Büros. Andere Frauen, alle in ähnlichen Positionen wie sie, auf einer kalten Metallplatte liegend, mit ähnlichen Wunden an ihren Körpern. Ihr kam eine schreckliche Erkenntnis: Cliff und Topper kannten einander.
Vielleicht waren sie Freunde, falls Dämonen in Menschengestalt so etwas wie Freundschaft empfinden konnten. Wenn dem so war, dann hatte Cliff sie Topper auf einem Silbertablett serviert.
Noch ein Lichtblitz. Noch eine Erinnerung.
Harper stand mitten in der Galerie, gekleidet in ein eisblaues Cocktailkleid mit Spaghettiträgern und einem ausgestellten Rock. An den Füßen trug sie offene Schuhe mit hohem Absatz und Bändern, die bis auf die Waden reichten und mit Strasssteinchen besetzt waren. Ihr Haar fiel offen ihren Rücken hinab, an den Spitzen gelockt, die Seiten hatte sie aufwendig ineinander verdreht und dann hochgesteckt. Normalerweise brauchte sie höchstens eine halbe Stunde, um sich ausgehfertig zu machen. Meist bürstete sich nur die Haare, trug ein wenig Lipgloss und Mascara auf und zog ein T-Shirt und eine Jeans aus der Schublade. An jenem Tag hatte sie zwei Stunden gebraucht, um so gut wie möglich auszusehen, wenn sie ihre (atemberaubende) Kunst präsentierte.
Nachdem der letzte Kunde gegangen war, nahm Cliff sie mit in sein Büro, wo sie auf ihren Erfolg mit einem Glas Champagner anstießen. Sie redeten und lachten, während sie an ihrem Glas nippte. Sobald sie damit
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