After Moonrise (German Edition)
dass ihr Geister seid?“
„Ja. Wir haben es gemeinsam herausgefunden. Daraufhin ist sie verschwunden, und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. “ Wo war sie? Was machte sie gerade?
„Sie kommt schon wieder, keine Sorge. Ich habe genug Geister getroffen. Am Anfang, wenn sie es herausfinden, glauben sie immer, allein sein zu wollen. In Wahrheit brauchen sie aber jemanden, der bei ihnen ist, sie unterstützt und der sie wissen lässt, dass sie noch geliebt werden.“
Geliebt? Aber er … er war doch nicht … er kannte sie doch kaum. Gut, er mochte sie mehr, als er je jemand anderen gemocht hatte. Verzehrte sich sogar nach ihr. Wollte sie bei sich haben, wollte sie vor allem Bösen beschützen. Wollte sie festhalten und ihr versichern, dass er ihr auf jedem Schritt des Weges zur Seite stand. Und er wollte auch, dass sie ihn festhielt, und er wollte, dass sie bei jedem Schritt an seiner Seite war.
Sie passte auf so viele Arten zu ihm, und im Bett konnte er nicht genug von ihr bekommen. Ihr Geschmack war wie eine Droge, ihr Körper das fehlende Puzzleteil zu seinem. Aber Liebe?
Er war in seinem Leben schon ein paar Mal verliebt gewesen. Einmal in Kelly Roose, das hübscheste Mädchen in der dritten Klasse. Dann in Shannon Halbert, seine Freundin auf der Highschool – das Mädchen, an das er seine Unschuld verloren hatte.Ganze drei Minuten lang. Und dann in Donna Chang, die Frau, die er hatte heiraten wollen, die Frau, mit der er zwei Jahre zusammen gewesen war – die Frau, die ihn betrogen hatte, weil er ihre „emotionalen Bedürfnisse nicht befriedigte“.
Er glaubte nicht, dass jede Frau, die er kennenlernte, ihn betrügen würde. Er wusste es besser. Er glaubte auch nicht, dass Harper ihn betrügen würde. Sie hatte die gleiche besitzergreifende Art an sich wie er, wenn nicht sogar stärker. Aber sich jetzt zu verlieben, wo die Dinge so unsicher standen, jetzt, da er jeden Augenblick weitergehen könnte, oder wie das bei Geistern eben hieß – das war nicht nur ein Nein, das war ein Eher-sterbe-ich-noch-einmal-Nein.
„Noch eine Frage“, sagte er, „wohin gehen Geister, wenn sie weitergehen?“
Bright malmte mit dem Kiefer. „Manche nach oben, manche nach unten.“
Also stimmte das tatsächlich. Was, wenn er und Harper zu unterschiedlichen Zeiten weitergingen? „Warum gehen sie? Weil sie erledigt haben, weswegen sie hiergeblieben sind?“
„Ja. Die Guten erfüllen ihre Bestimmung und gehen nach oben, die Schlechten zerstören etwas oder versuchen, es zu zerstören, und werden nach unten gezerrt. Manche wissen gleich, was sie zu tun haben. Manche müssen es erst herausfinden. Manche versuchen gar nicht erst, es herauszufinden, entweder weil sie mit der Wahrheit nicht zurechtkommen, oder weil sie nicht gehen wollen.“
„Dann können sie also bleiben?“
„Für die Zeitspanne eines Menschenlebens, ja. Egal, was Bücher und Filme behaupten, ich habe noch nie erlebt, dass jemand länger geblieben ist. “ Er klang jetzt sehr bedrückt. „Meine Frau hat mich verlassen, weil ich Sally Wells immer noch sehe. Sally war meine Freundin auf der Highschool; kurz nach dem Abschluss ist sie an Krebs gestorben. Sie besucht mich wenigstens einmal die Woche, und an unserem Jahrestag weicht sie mir nicht von der Seite. “ Das Ganze setzte ihm offenbar sehr zu. „Sie bekommt einen Wutanfall, wenn ich vergesse, ihr ein Geschenk zu kaufen.“
Levi hielt es für keine gute Idee, seine Freunde für den Rest ihres Lebens heimzusuchen – und ihm ging auf, dass er genau das gerade mit Bright tat. „Das tut mir leid. Wenn ich irgendwen Nettes kennenlerne, kann ich ihn ja vielleicht mit deiner Sally verkuppeln.“
Schallend lachte Bright auf. „Levi, der Kuppler. Der ist gut! “
„Gibt es was Neues von Harpers Freundin Lana?“
„Allerdings. “ Bright beugte sich vor, um etwas auf seiner Tastatur einzugeben. „Heute Morgen sind ihre Kreditkarten gestohlen und benutzt worden. Irgendein Obdachloser hat zuerst Zigaretten gekauft und eine halbe Stunde später Bier. Man hat ihn in Gewahrsam genommen, aber er schwört, er hätte die Karten auf der Straße gefunden und Lana noch nie gesehen. Wir haben ihm ein Bild gezeigt, aber nada . Aber immerhin habe ich jemanden auf ihr Haus angesetzt. Wir erwischen sie schon noch.“
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Bright bat ihn mit einem Handzeichen, für einen Augenblick still zu sein, und hob den Hörer ab. Nachdem er kurz zugehört hatte, runzelte
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