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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Jetzt weich nicht ständig aus, sondern beantworte meine Frage.«
    »Ich weiß nicht, was ich dann tun würde«, sagte Joshua. »Selbst wenn diese Situation alle Bedingungen erfüllen würde, die du genannt hast, gäbe es da immer noch diese große Grauzone. Bei einer solchen Entscheidung könnte ich mir niemals ganz sicher sein, dass ich ethisch das Richtige tue. Wenn ich falsch liege, würden die Yherajk mich als Mörder betrachten.«
    »Selbst wenn wir dich dazu gedrängt hätten, es zu tun?«, fragte Carl.
    »Mit allem gebührenden Respekt, Carl, aber du bist kein Yherajk«, sagte Joshua. »Du verstehst nicht, was eine solche Tat für uns bedeuten würde. Das liegt außerhalb deines Horizonts.«
    »Aber du hast meine Gedanken und Erinnerungen in dir«, sagte Carl. »Es sind menschliche Gedanken. Du müsstest einschätzen können, ob ich die Konsequenzen verstehen würde.«
    »Ja, aber ich bin kein Mensch«, sagte Joshua. »Es besteht die Gefahr, dass ich etwas missverstehe, genauso, wie du uns missverstehen könntest.«
    »Also gibst du zu, dass die Möglichkeit eines Irrtums besteht«, sagte Carl.
    »Mensch, Carl!«, sagte Joshua. »Niemand ist vollkommen!«
    »Wenn es also eine theoretische Möglichkeit gäbe, genau zu erkennen, dass die Sache moralisch koscher wäre, dass du in der Lage wärst, den Körper zu übernehmen, und dass Michelle in Wirklichkeit weiterleben wollte, dann wärst du bereit, es zu machen.«
    »Klar«, sagte Joshua. »Wirf mir eine Wunderkerze und ein Kazoo rüber, und dann singe ich sogar ›Yankee Doodle‹, während ich es mache.«
    »Gut«, sagte Carl. »Dann wäre das Problem gelöst.«
    Joshua wandte sich an mich. »Tom, konntest du diesem letzten großen Logiksprung folgen?«
    »Nein«, sagte ich. »Sowohl Joshua als auch ich stehen auf dem Schlauch, Carl.«
    »Aber ich hab’s verstanden«, sagte Miranda.
    »Ah!«, sagte Carl. »Endlich meldet sich ein kluger Kopf zu Wort. Würden Sie es den beiden kleinen Jungen bitte erklären, Miranda?«
    »Joshua, du hast gerade erklärt, was du brauchst, um mit Toms Vorschlag einverstanden zu sein«, sagte Miranda. »Jetzt musst du es einfach nur noch tun.«
    »So etwas habe ich nie gesagt«, widersprach Joshua.
    »Doch, das hast du«, sagte Miranda. »Du hast drei Bedingungen genannt: Dir muss klar sein, dass es moralisch richtig ist, dass es technisch möglich ist und dass Michelle wirklich weiterleben wollte.«
    »Aber wir haben es hier mit einem hypothetischen Fall zu tun«, sagte Joshua. »Ich weiß nicht, warum ich es ständig wiederholen muss, aber Michelle hat sich selbst getötet. Sie wollte sterben.«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Carl.
    »Carl«, sagte Joshua. »Ich habe die Erinnerung gesehen.«
    »Aber du hast vor wenigen Augenblicken selber gesagt, dass die Möglichkeit eines Irrtums besteht. Du konntest nicht ausschließen, dass du bestimmte Emotionen oder Motivationen vielleicht missverstehst.«
    »Sich die Atemröhrchen aus der Nase zu ziehen ist eine Handlung mit recht eindeutiger Zielsetzung, Carl«, sagte Joshua.
    »Das gilt für die Handlung. Mich interessieren im Moment viel mehr die Emotionen, die hinter dieser Handlung stehen. Joshua, auf diesem Planeten tun die Leute ständig Sachen, die praktisch auf Selbstmord hinauslaufen. Aber viele von ihnen wollen in Wirklichkeit gar nicht sterben. Es geht ihnen nur um die Aufmerksamkeit, die ihnen anschließend zuteil wird. Oder sie begreifen gar nicht richtig, was Sterben bedeutet. Teenager versuchen sich ständig selber umzubringen, weil sie sehen wollen, wie die Leute darauf reagieren, wenn sie nicht mehr da sind. Sie kommen gar nicht darauf, dass sie diese Reaktionen gar nicht mehr miterleben werden.«
    »Michelle war kein Teenager«, sagte Joshua.
    »Nein, aber sie war ein Filmstar, was auf der Reifeskala recht nahe beieinanderliegt«, sagte Carl. »Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, hatte mehrere Millionen auf dem Konto, und niemand hat ihr gegenüber je das Wörtchen ›nein‹ benutzt.«
    Er zeigte auf mich. »Tom konnte ihr nie einen Wunsch abschlagen. Er hat versucht, ihr eine Rolle zu verschaffen, für die sie überhaupt nicht geeignet war, nur weil er nicht Nein sagen konnte.«
    Diesen Augenblick nutzte ich, um meine ganze Aufmerksamkeit auf die Kaffeetasse in meinen Händen zu richten. Ich ahnte, worauf Carl hinauswollte, aber das trug nicht dazu bei, dass seine letzte Bemerkung weniger schmerzhaft wurde.
    »Als jemand ihr doch einmal etwas verweigerte, wurde

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