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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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zuständige Arzt beiläufig mit irgendjemandem vom Pflegepersonal darüber spricht. Danach verbreitet sich diese Information wie ein ansteckendes Virus von selbst. Vom Personal springt es schnell auf die Presse über, denn trotz Mike Mizuharas Bemühungen hatten einige Mitglieder seines Personals einen guten Draht zu den Boulevardmedien. Doch dabei ging es keineswegs nur um das Pflegepersonal, denn es ist immer wieder erstaunlich, was ein Herzchirurg, der 300.000 Dollar pro Jahr verdient, alles für tausend Dollar extra tun würde. Es wurde Zeit, dass wir diese eklatanten egoistischen Neigungen für unsere Zwecke ausnutzten.
    Um 9 Uhr morgens fährt ein Krankenwagen vor den Eingang zur Notaufnahme des Pomona Valley Hospital. Das Fahrzeug ist kaum zum Stehen gekommen, als auch schon jemand auf einer Trage hineinverfrachtet wird. Die Trage wird gründlich durch einen Kreis von stämmigen Mitarbeitern und Ärzten vor fremden Blicken geschützt. Nur für einen kurzen Moment ist blondes Haar zu erkennen, das den Leuten, die die Szene beobachten (und filmen), einen Hinweis auf die Identität der Person auf der Trage geben soll. Der Krankenwagen fährt davon, nachdem viele Türen zugeschlagen wurden, mit Blaulicht und Sirene, gefolgt von einer Karawane aus hastig bestiegenen Autos. Zwei dieser Autos stoßen mit leichtem Blechschaden zusammen, als sie den Parkplatz verlassen, doch keiner der Fahrer kümmert sich darum, weil es wichtiger ist, dem davonrasenden Krankenwagen zu folgen.
    Dieser Scheinkrankentransport ist der Köder.
    Ungefähr zwanzig Minuten später nähert sich wummernd ein Ambulanzhubschrauber und legt eine dramatische Landung auf dem Klinikparkplatz hin. Die Eingangstüren der Notaufnahme springen auf, und eine Trage wird hektisch zum Hubschrauber gebracht, gefolgt von rennenden Pflegern und Ärzten. Unterwegs rutscht ein weiblicher Arm von der Trage und baumelt mitsamt Infusionsschlauch herab. Dann öffnet sich die Tür des Hubschraubers, und mit unglaublicher Präzision wird die Trage in das Gefährt gehoben, worauf die Tür gleich wieder geschlossen wird.
    Der Hubschrauber startet, während das Personal noch geduckt davoneilt. Einen Hinweis auf sein mögliches Ziel gibt die Aufschrift am Heck: Cedars Sinai Medical Center. Diesmal rast ein kleineres Kontingent von Autos los, und ihre Fahrer drehen an ihren Radios, um nach der Funkfrequenz des Hubschraubers zu suchen, oder brüllen in Handys, um den Redaktionsmitarbeiter zu erreichen, dessen Aufgabe es ist, den Funkverkehr abzuhören.
    Dieser Scheinkrankentransport ist der zweite Köder.
    Der nächste Krankenwagen kommt etwa zehn Minuten später. Diesmal gibt es keine Hektik. Die Presse ist bereits aufgescheucht, so dass Michelle nun sicher und mit normaler Geschwindigkeit an ihren Bestimmungsort gebracht werden kann. Nur zwei Pfleger und ein Arzt begleiten die Trage bis zum Krankenwagen. In wenigen Minuten ist sie eingeladen, der Arzt bespricht sich kurz mit den Sanitätern, dann entfernt er sich, als sie wieder einsteigen und davonfahren, in Richtung der 10, ohne Blaulicht, ohne Sirene, ohne Hektik. Nur ein Auto, in dem ein kluger und erfahrener Reporter sitzt, folgt ihnen. Geduld ist eine Tugend und wird letztlich belohnt.
    Dieser Scheinkrankentransport ist der dritte Köder.
    Schließlich kommt der eigentliche Krankenwagen, mit Blaulicht, aber ohne Sirene, gleich nachdem der vorige abgefahren ist. Die Pfleger und der Arzt, die zum Hospital zurückgegangen sind, drehen sich um. In diesem Krankenwagen liegt ein Mann, der offenbar einen Herzanfall hatte. Der Arzt untersucht ihn schnell, während die Sanitäter den Patienten ausladen, dann wird er durch die Tür zur Notaufnahme geschoben. Während die eine Tür nach innen aufgeht, geht eine zweite nach außen auf, und eine weitere Trage rollt heraus und wird in den Krankenwagen gehievt – ohne großes Aufhebens. Diesmal sind nur zwei Pfleger dabei – ich und Miranda. Nachdem die Trage verstaut ist, steigen wir ein. Die Sanitäter schließen hinter uns die Tür.
    Mike Mizuhara und Dr. Adams hatten sich natürlich hartnäckig geweigert, Michelle zu transportieren. Inzwischen wussten auch sie, dass sie nie mehr aus dem Koma erwachen würde, und drängten darauf, alles für ihr Wohlergehen zu tun und die Behandlung fortzusetzen, mit der sie begonnen hatten. Vor allem Dr. Adams war verbittert über meine Entscheidung, Michelle zu verlegen. Er gab erst nach, als ich ihm versprach, dass er sich regelmäßig mit

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