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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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den Ärzten beraten konnte, die ihre Behandlung übernahmen. Das war natürlich eine Lüge, da sich diese Ärzte 50.000 Meilen entfernt im Orbit befanden und nach herkömmlichen Maßstäben gar keine Ärzte waren. Aber das konnte ich schlecht ohne ausführliche Erklärung erwähnen, beziehungsweise ohne von Dr. Adams in psychiatrische Behandlung geschickt zu werden.
    Der Krankenwagen fuhr los und bog auf die 10 in Richtung Osten ein. Zwei Meilen später nahm er eine Ausfahrt, bog auf den Parkplatz eines Supermarkts und hielt hinter dem Gebäude an. Dort stiegen die Sanitäter aus. Hier hatten sie zuvor ihre Autos abgestellt. In Wirklichkeit waren es gar keine Sanitäter, sondern arbeitslose Schauspieler mit medizinischer Grundausbildung. Wie Carl in weniger als 24 Stunden zwei Leute mit dieser Kombination von Eigenschaften aufgetrieben hatte, blieb sein Geschäftsgeheimnis. Das dürfte der Grund sein, warum er der Chef ist.
    Einer der beiden Scheinsanitäter – eine Schauspielerin, um genau zu sein – wollte Michelle nicht einfach so im Stich lassen. Sie überprüfte noch einmal die Funktion des Beatmungsgeräts und vergewisserte sich, dass wir wussten, was zu tun war, falls es versagte. Ich beruhigte sie damit, dass wir alles im Griff hatten.
    »Ted und ich haben uns vorne auf dem Weg hierher unterhalten«, sagte sie. »Wir beide würden Michelle gerne bis zu ihrem Bestimmungsort begleiten. Wir werden auch niemandem etwas verraten. Wir wollen nur dafür sorgen, dass sie heil dort ankommt.«
    »Das glaube ich Ihnen und vielen Dank für das Angebot«, sagte ich. »Aber das lässt sich wirklich nicht machen.«
    Sie seufzte und betrachtete Michelle. »Schauen Sie sie an. Noch vor einer Woche hätte ich fast alles getan, um an ihrer Stelle sein zu können. Jetzt würde sie bestimmt alles geben, um an meiner Stelle zu sein. Das ist schon irgendwie komisch, nicht wahr? Natürlich nicht zum Brüllen komisch, sondern als komische Ironie.«
    »Das ist es«, bestätigte ich. »Wie heißen Sie?«
    »Shelia Thompson.«
    »Shelia, was bekommen Ted und Sie für diesen Auftritt, wenn ich fragen darf?«
    »Ich weiß nicht, was Ted bekommt, ich bin ihm vorher noch nie begegnet. Was mich betrifft, bekomme ich eine Rolle in einem Pilotfilm. Dafür muss ich kein Casting machen und auf kein Okay warten, sondern gehe einfach auf den Set, um zu spielen. Das Drehbuch habe ich schon gelesen. Die Geschichte spielt in einem Krankenhaus – ausgerechnet. Sie ist gar nicht so schlecht. Die Sache hat sogar eine gute Chance, irgendwann zur Fernsehserie zu werden. Ich fand, dass das ein guter Deal ist.«
    »Und jetzt sind Sie sich nicht mehr so sicher?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es fühlt sich an, als würde ich Michelle Beck zur Seite schubsen, um die Rolle zu bekommen. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht undankbar.«
    »Überhaupt nicht«, sagte ich. »Hören Sie, normalerweise mache ich so etwas nicht. Aber haben Sie einen Agenten?«
    »Nein.«
    »Rufen Sie mich in einer Woche bei Lupo Associates an. Mein Name ist Tom Stein.«
    »Ich werde Sie anrufen, aber nicht, um mich nach einer Rolle zu erkundigen«, sagte Shelia. »Ich werde fragen, was mit Michelle geschieht. Das wird mich so lange beschäftigen, bis ich es erfahren habe. Und wenn ich erfahre, dass sie gestorben ist, werde ich mich zu einem kleinen Teil mitverantwortlich fühlen. Also werden Sie es mir sagen. Ist das ein fairer Deal?«
    »Das ist ein fairer Deal«, sagte ich und schüttelte ihre Hand. »Versuchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Shelia. Michelle wird es gut haben. Wirklich.«
    Sie lächelte matt und ging dann zu ihrem Wagen.
    Miranda blieb hinten bei Michelle. Ich stieg vorne ein und setzte mich hinter das Lenkrad. Joshua war bereits dort, da er zusammen mit den beiden Sanitäterdarstellern hergekommen war.
    »Man sollte meinen, dass diese Fahrzeuge etwas geräumiger sind«, sagte Joshua. »Aber sie sind es nicht. Die vergangene Stunde habe ich damit zugebracht, mich in den Fußraum zu quetschen. Die Frau musste im Schneidersitz dahocken, damit wir genug Platz hatten.«
    »Gerade habe ich mich mit ihr unterhalten«, sagte ich. »Sie macht einen ganz netten Eindruck.«
    »Stimmt«, sagte Joshua. »Aber dieser Kerl ist ein echtes Arschloch. Hat die ganze Zeit von seiner tollen Karriere gefaselt und versucht, die Frau fertigzumachen. Fast wäre ich ihm an die Kehle gesprungen. Das Einzige, was mich daran gehindert hat, war die

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