Agent der Sterne
Gehirn«, sagte Miranda.
»Richtig«, bestätigte Gwedif. »Wenn Joshua untersucht, wie dein Gehirn die Funktionen deines Körpers steuert, könnte er sich darauf trainieren, deine Gehirnfunktionen zu imitieren, um auf dieser Grundlage Michelles Körper zu steuern.«
»Würde das wirklich funktionieren?«
»Das wissen wir nicht. Es gibt verschiedene Aspekte, die die Angelegenheit verkomplizieren. Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob Joshua überhaupt in der Lage ist, dein Gehirn so genau zu kartieren, dass er auf dieser Basis einen menschlichen Körper steuern kann. Die zweite Frage lautet, ob die Arbeitsweise deines Gehirns auf das von Michelle übertragbar ist. Es muss geringfügige Unterschiede geben, und vielleicht sind einige sogar sehr schwerwiegend. Der Vorteil bestünde darin, dass Joshua eine klarere Vorstellung davon bekommt, wie es ist, ein Mensch zu sein. Außerdem ist es die einzige Idee, auf die wir gekommen sind und die wenigstens eine gewisse Aussicht auf Erfolg haben könnte.«
»Warum nehmt ihr nicht Toms oder Jims Gehirn als Vorlage? Sie sind genauso menschlich wie ich.«
»Richtig, aber sie sind männliche Menschen«, sagte Gwedif. »Auf der Ebene der Körperfunktionen könnte das problematisch werden, weil Männer und Frauen sich in einigen physischen Details voneinander unterscheiden. Weder Toms noch Jims Gehirn dürften darauf vorbereitet sein, beispielsweise den Menstruationszyklus zu steuern.«
»Dieser Einwand ließe sich noch auf viele andere Beispiele erweitern«, bemerkte Miranda.
»Das glaube ich dir«, sagte Gwedif. »Abgesehen von den physischen Unterschieden weisen die Gehirne von Männern und Frauen auch Abweichungen in den kognitiven Strukturen auf. Sie benutzen verschiedene Hirnregionen, um die gleichen Aufgaben zu lösen. Die Unterschiede sind so groß, dass es sinnvoller ist, ein weibliches Gehirn zu benutzen, wenn die Möglichkeit besteht. In gewisser Weise haben wir Glück gehabt, dass du zufällig auf die Wahrheit über Joshua gestoßen bist. Sonst wären die Erfolgschancen dieser Idee noch geringer, als sie es ohnehin sind.«
»Wie wollt ihr mein Gehirn durchleuchten?«, fragte Miranda. »Genauso, wie ihr es mit Jim gemacht habt?«
»Ich fürchte, die Prozedur wird etwas gründlicher sein. Joshua würde buchstäblich in deinem Gehirn herumschwimmen, jeden Teil davon untersuchen und feststellen, wie er funktioniert und in welcher Verbindung er zu den anderen Teilen steht. Bis zu einem gewissen Grad hat er das Gleiche mit Ralph gemacht, dem Hund, dessen Körper er übernommen hat, aber damals hatte er mehrere Wochen Zeit, und es war ein recht organischer Prozess. Jetzt muss er wesentlich schneller vorgehen und viel tiefer eindringen. Es besteht die Möglichkeit, dass du Verletzungen davonträgst. Wir halten die Wahrscheinlichkeit für sehr gering, aber wir finden, dass wir dich unbedingt darauf hinweisen sollten.«
»Was geschieht mit Michelles Gehirn?«, wollte Miranda wissen. »Ich meine das, was sich jetzt in ihrem Kopf befindet.«
»Ich vermute, wir werden es entfernen«, sagte Gwedif. »Weil es dann keinen Zweck mehr erfüllt. Es ist bereits stark geschädigt, und wenn unser Plan funktioniert, wird deine Freundin Michelle ohnehin tot sein.«
»Das ist schrecklich«, sagte Miranda mit hörbarer Verbitterung in der Stimme. »Sie hat es nicht verdient, dass man ihr Gehirn oder irgendetwas anderes von ihr einfach so auf den Müll wirft. Niemand von uns hat das verdient.«
»Ich verstehe«, sagte Gwedif. »Uns allen ist bewusst, wie sehr gerade du dich dagegen sträubst, dass Joshua ihren Körper übernimmt. Deshalb ist es wichtig, dich zu fragen, ohne Beeinflussung durch Tom oder Jim, ob du bereit bist, es zu tun. Möglicherweise bringst du dich selbst in Lebensgefahr, und das für etwas, das vielleicht gar nicht funktioniert. Wenn wir es nicht schaffen, wird deine Freundin auf jeden Fall sterben. Und wenn doch, wird deine Freundin ebenfalls tot sein, und eine andere Person wird an ihre Stelle treten. Es ist deine Entscheidung. Nur du allein kannst sie treffen.«
Plötzlich spürte ich, wie Miranda nach meiner Hand griff. »Schon komisch«, sagte sie. »Ich habe verstanden, warum ihr nicht wollt, dass ich Tom oder Jim nach ihrer Meinung frage. Ich weiß, wie wichtig diese Sache für Tom ist. Ich weiß nicht, was Jim dazu meint, doch wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er Tom zustimmt. Aber ich glaube auch, dass beide mir erklären würden, dass
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