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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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den Krankenwagen. Michelle stand vor mir. Nackt. Ihr Gesicht zeigte ein schiefes und leicht süffisantes Grinsen. In all den Jahren, die wir uns kannten, hatte sie noch nie einen solchen Gesichtsausdruck gehabt. So etwas wie Süffisanz konnte man von Michelle einfach nicht erwarten.
    »Joshua?«, fragte ich.
    »Hast du vielleicht Winston Churchill erwartet?«, erwiderte Joshua. »Übrigens finde ich, dass du jetzt damit anfangen solltest, mich Michelle zu nennen. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Joshua genannt werden und so aussehen.« Dabei zeigte er beziehungsweise sie auf ihren Körper.
    »Na gut… Michelle«, sagte ich.
    Van Doren kam herüber und starrte unverhohlen Michelles nackten Körper an. »Wow! Vielleicht muss ich meine Bemerkung noch einmal überdenken, dich von meiner Liste der Frauen zu streichen, mit denen man ausgehen könnte.«
    »Verpiss dich, Kleiner«, sagte Michelle.
    »Ich komme einfach auf keinen grünen Zweig«, beklagte sich Van Doren.
    »Ich vermute, das bedeutet, dass der Transfer erfolgreich verlaufen ist«, sagte ich.
    »Es war leichter, als ich gedacht hatte«, sagte Michelle. »Es hat mir geholfen, dass Gwedif schon einmal in einem menschlichen Gehirn herumgestöbert hat. Als ich zum ersten Mal vorschlug, mich in Michelles Gehirn einzuklinken, hat er sein Wissen mit mir geteilt, so dass es für mich kein totaler Blindflug wurde. Und Miranda war auch sehr entgegenkommend. Mit Hilfe der beiden haben wir bemerkenswerte Fortschritte gemacht.«
    »Wo ist Miranda?«, fragte ich.
    »Sie schläft«, sagte Michelle. »Die Prozedur hat sie sehr mitgenommen.«
    »Geht es ihr gut? Ich meine, hat sie es unbeschadet überstanden?«
    »Es hat sie lediglich eine Menge Kraft gekostet, mehr nicht. Du solltest ihr allerdings ein paar Tage Ruhe gönnen, wenn wir zurückkehren. Lass ihr etwas Zeit.«
    »Sie kann sich für den Rest des Jahres freinehmen«, sagte ich.
    »Gib ihr eine Gehaltserhöhung«, sagte Michelle. »Plus Gefahrenzuschlag.«
    »Wenn das so weitergeht, wird sie bald mehr verdienen als ich.«
    »Das wird auch langsam Zeit, meinst du nicht auch?«, sagte Michelle.
    »Wie viel von dir ist in dir?«, wollte Van Doren von Michelle wissen.
    »Wen meinst du?«, fragte Michelle zurück. »Joshua, Michelle oder Miranda?«
    »Fangen wir mit Michelle an.«
    »Es ist erstaunlich viel von Michelle dabei«, sagte Michelle. »Weil Miranda so nachdrücklich darauf bestanden hat, habe ich mir das ganze Bild noch einmal etwas genauer angesehen. Es hat mehr Zeit beansprucht, alles zu verinnerlichen, aber im Nachhinein muss ich Miranda Recht geben. Es war richtig, es so zu machen. Allerdings habe ich ein paar Anpassungen vorgenommen. Miranda ist intelligenter als Michelle und hat mehr gesunden Menschenverstand. In diesen Punkten habe ich dazu geneigt, mich eher an Miranda als an Michelle zu orientieren. Und schließlich ist auch alles in mir, was in Joshua war, obwohl eine Menge von den Teilen überlagert wird, die von Miranda oder Michelle stammen. Ich bin jetzt viel menschlicher als zuvor. Trotzdem habe ich alle meine vorzüglichen Eigenschaften bewahrt. Ich bin wahrlich ein perfektes Wesen.«
    »Und so bescheiden«, bemerkte Van Doren.
    »Schande über dich«, sagte Michelle. »An deine Bemerkung werde ich mich erinnern, wenn die Revolution kommt.«
    Die Tür zum Hangar öffnete sich, und mehrere Yherajk rollten eine Trage herein. Darauf lag Miranda. Sie lächelte und winkte uns zu.
    »Du solltest eigentlich schlafen«, sagte Michelle streng.
    »Und du solltest eigentlich angezogen sein«, sagte Miranda.
    »Diese Krankenhaushemden stehen mir einfach nicht«, sagte Michelle. »Ich habe mir alle Mühe gegeben, Michelles Modegeschmack zu bewahren.«
    »Ich habe ihr zugeredet, sich auszuruhen, aber sie hat darauf bestanden, zu euch gebracht zu werden«, sagte Gwedif. Er war einer der Yherajk, die die Trage zogen.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Gut«, sagte Miranda mit Nachdruck. »Meine Nasenhöhlen fühlen sich an, als hätte man sie als Umleitung für die 405 benutzt, aber das geht wieder weg. Jetzt will ich nur noch nach Hause. Es hat Spaß gemacht, sich von einem Alien das Gehirn sondieren zu lassen, wirklich, aber ich muss meine Blumen gießen und meine Katze füttern. Zwei Fütterungen habe ich schon ausfallen lassen. Nach dem dritten Mal wird meine Katze die Geduld verlieren und über mich herfallen.«
    »Ist sie so weit in Ordnung, dass sie nach Hause gehen kann?«, fragte ich

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