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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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lernte ich sie genauer kennen. Und war schließlich froh, dass sie genau das nicht tat.
    »Hallo, Tea«, sagte ich.
    »Hallo, Tom, du elendes Arschloch«, sagte Tea.
    »Auch ich bin hocherfreut, dich zu sehen, Tea.« Ich ging zu meinem Schreibtisch und setzte mich. »Wie kann ich dir helfen?«
    »Du könntest mir erklären, warum meine Interessen plötzlich von der kleinen Miss Hysterie vertreten werden sollen.« Tea zeigte auf den Stuhl in der hintersten Ecke des Büros, wo Amanda saß und heulte. Bei Erwähnung ihres Namens stieß Amanda einen hörbaren Schluchzer aus und hob die Beine. Offenbar wollte sie im Sitzen eine Embryonalhaltung einnehmen. Aber der Stuhl war ihr dabei im Weg.
    »Amanda ist eine vollwertige Agentin unserer Firma«, sagte ich. »Und sie ist ziemlich gut.«
    »Blödsinn«, sagte Tea, worauf Amanda erneut schluchzte. Tea verdrehte theatralisch die Augen und blaffte Amanda über die Schulter hinweg an: »Könnten Sie bitte mal still sein? Ich versuche hier gerade, mit meinem wirklichen Agenten zu reden, und das ist schon ohne Ihr Scheißgeflenne schwierig genug!«
    Amanda stob vom Stuhl auf wie ein Vogelschwarm, der aus dem Unterholz aufgeschreckt wird, und versuchte, aus dem Zimmer zu flüchten. Sie griff nach der Tür, zog sie auf und knallte mit dem Gesicht dagegen. Ich zuckte zusammen. Der Schlag würde Spuren hinterlassen. Amanda heulte auf und rannte in Richtung ihres Büros davon.
    Tea beobachtete die Szene und drehte sich dann wieder zu mir um. Sie hatte den Gesichtsausdruck einer Katze, die den Kanarienvogel gefressen und ihn dann über den Lieblingsschuhen ihres Besitzers wieder ausgekotzt hatte.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Das war nicht sehr nett«, sagte ich beherrscht.
    »Ich werde dir sagen, was überhaupt nicht nett ist, Tom. Es ist überhaupt nicht nett, aus Honolulu zurückzukommen, wo ich meine Familie besucht habe, und eine Nachricht von Mandy zu bekommen, die mir erklärt, wie aufregend sie es findet, mit mir zusammenzuarbeiten.« Tea legte ihre düstere Stimmung ab, richtete sich auf und wirkte nun außergewöhnlich kess. Ihre Stimme ahmte perfekt Amandas Pfadfinderinnen-Tonfall nach. »Ich habe mir Ihr Album gekauft. Ich höre es ständig, wenn ich morgens jogge!« Tea sackte wieder in sich zusammen. »Ich bin begeistert. Tu dich mit der anderen Hälfte meiner Fans zusammen, die sich vor meinem Coverfoto einen runterholen, Schwester.«
    »In Wirklichkeit sind es nur fünfundvierzig Prozent«, sagte ich.
    Tea kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Was?«
    »Fünfundvierzig Prozent der Käufer deines Albums holen sich einen runter. Laut Schätzung deiner Plattenfirma. Amanda arbeitet mit mir zusammen, Tea. Sie ist meine Assistentin.«
    »Ich dachte, Miss Zicke da hinten wäre deine Assistentin.« Tea zeigte mit dem Daumen auf Mirandas Arbeitsplatz. »Sie hätte mich heute beinahe nicht in dein Büro gelassen. Ich stand kurz davor, ihr eine zu scheuern.«
    Bevor sie sich zusammengerissen und angefangen hatte, fürs College zu büffeln, hatte Miranda einen beträchtlichen Teil ihrer Jugend als Mitglied einer Gang im Osten von L.A. verbracht. Bei einer Firmenparty hatte sie mir einmal ihre Sammlung von Narben gezeigt, die sie sich bei verschiedenen Messerstechereien zugezogen hatte. Die anderen Mädchen hat es schlimmer erwischt, hatte sie dazu gesagt. Ich vermutete, Tea war nicht klar, wie knapp sie heute dem Tod entronnen war.
    »Miranda ist meine Büroassistentin«, sagte ich. »Amanda unterstützt mich bei der Arbeit mit einigen anderen meiner Klienten.«
    »Gut. Aber ich will nicht mit ihr zusammenarbeiten«, sagte Tea.
    »Warum nicht?«
    »Hallo? Hast du nicht mitgekriegt, wie sich Miss Mandy vorhin aufgeführt hat? Mit einer Heulsuse kann ich nichts anfangen.«
    »Wie kam es dazu, dass sie in Tränen ausbrach, Tea?«
    »Keine Ahnung. Wir haben hier einfach nur herumgesessen und auf dich gewartet, und ich habe ihr gesagt, dass ich sie auf gar keinen Fall als meine Agentin haben will.«
    »Wie lange habt ihr hier auf mich gewartet?«
    Tea zuckte mit den Schultern. »Eine halbe Stunde, vielleicht etwas länger.«
    »Ich verstehe. Du findest also nicht, dass es ein guter Grund ist, in Tränen auszubrechen, nachdem man mindestens eine halbe Stunde lang fertiggemacht wurde?«
    »He!« Tea setzte sich wieder auf und richtete ihren Zeigefinger auf mich. »Du warst es, der mich überhaupt erst in diese Scheißsituation gebracht hat. Werd nicht sauer auf

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