Agent der Sterne
letzten Agenten soll sie in den Wahnsinn getrieben haben. Ich glaube, du kanntest ihn.«
»Ja«, sagte ich. »Wir haben uns damals ein Büro geteilt.«
»Richtig. Er klappte zusammen wie die Häuser von Northridge beim großen Erdbeben. Er soll zur Moon-Sekte oder Scientology oder etwas in der Art gegangen sein.«
»Zu den Buddhisten.«
»Sag ich doch«, erwiderte Alan. »Nichts für ungut, Tom, aber ich habe genug Klienten, die mich überzeugen wollen, religiös zu werden, damit ich beruhigt sein kann, dass es eine Hölle gibt, in der sie schließlich landen werden. Ich könnte mir Tea stundenlang ansehen, aber ich möchte keine Minute mit ihr im gleichen Zimmer verbringen. Und als Klientin würde ich sie erst recht nicht haben wollen. Wie schaffst du es eigentlich, mit ihr zurechtzukommen?«
»Wahrscheinlich nur, weil ich ein Heiliger bin. Weißt du vielleicht jemand anderen bei euch, der sie übernehmen würde?«
»Nicht aus dem Stegreif. Es scheint, alle sind völlig damit zufrieden, dass du ihr Agent bist, Kumpel. Ich werde dich in meine Gebete einschließen, wenn du dich dann besser fühlst.«
»Tu das, Alan. Vielen Dank.«
»Kein Problem. Aber sag mir Bescheid, wenn Michelle von dir die Nase voll haben sollte. Sie würde ich sofort nehmen.« Er legte auf.
»So«, sagte ich. »Das war zweifellos äußerst lehrreich.«
»Arschloch«, sagte Tea und starrte aus einem Seitenfenster.
Miranda kam herein, legte eine Akte auf meinen Schreibtisch und ging wieder.
»Was ist das?«, fragte Tea.
»Das ist deine Pressemappe«, sagte ich. »Wir haben jemanden beauftragt, alle Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet zu sammeln, in denen Klienten von uns erwähnt werden. Damit wir immer genau wissen, was die Leute über die Schauspieler denken, die wir vertreten.«
Ich teilte die Ausschnitte in zwei Stapel auf. Der eine war sehr klein, der andere sehr groß. Ich zeigte auf den kleineren Haufen. »Weißt du, was das ist?«
Tea beugte sich vor und zuckte mit den Schultern. »Nein.«
»Das sind deine positiven Erwähnungen«, sagte ich. »Darin geht es hauptsächlich darum, dass du eine Figur wie Barbie hast. Aber in einem Artikel heißt es auch, dass du das Beste in diesem Streifen mit Vince Vaughn warst. Allerdings muss man sagen, dass dieser Text ein Paradebeispiel dafür ist, wie man eine vernichtende Kritik hinter vorsichtigem Lob versteckt.«
Ich legte die Hand auf den anderen, wesentlich größeren Haufen. »Und das hier«, fuhr ich fort, »sind deine negativen Erwähnungen. Weißt du, dass wir hier im Büro eine Wette laufen haben? Es geht darum, wie dick dieser Stapel am Ende des Jahres sein wird. Im Augenblick sind es noch bescheidene sieben Zentimeter. Aber das Jahr ist noch lange nicht vorbei, und die Boulevardmedien lieben dich heiß und innig.«
Tea sah mich gelangweilt an. »Worauf willst du hinaus?«
Ich gab es auf. »Tea, ich habe versucht, es dir schonend beizubringen. Also erkläre ich es jetzt mit ganz einfachen Worten: In dieser Stadt mag dich niemand. Du bist extrem schwierig. Niemand arbeitet gern mit dir zusammen. Die Leute wollen nicht, dass sie mit dir gesehen werden. Die Leute wollen sich nicht einmal mit dir in einem Zimmer aufhalten. Selbst die dreizehnjährigen Jungen, die von dir träumen, wissen, dass sie es nicht lange mit dir aushalten würden. In der großen Ruhmeshalle der legendären Zicken von Hollywood stehst du gleich neben Shannon Doherty und Sean Young.«
»Ich bin ganz anders als die beiden«, sagte Tea. »Ich bin immer noch im Geschäft.«
»Das bist du, und das hast du allein mir zu verdanken. Jeder andere Agent hätte dich schon längst fallen gelassen. Du siehst verdammt gut aus, aber das kommt in dieser Gegend nicht gerade selten vor. Ich muss mit harten Bandagen kämpfen, um dir Arbeit zu verschaffen. Und jedes Mal, wenn es mir gelungen ist, höre ich anschließend, dass sämtliche Mitglieder des Drehteams lieber Glassplitter essen, als noch einmal mit dir zusammenarbeiten würden. Sämtliche. Ich kenne Mitarbeiter von Catering-Firmen, die kein Set mehr beliefern, auf dem du anwesend bist. Meine Schätzung liegt bei etwa achtzehn Monaten, bis uns die Leute ausgegangen sind, die noch bereit sind, mit dir zusammenzuarbeiten. Danach wirst du dir einen netten, achtzigjährigen Ölmilliardär suchen müssen, den du heiraten und ins Koma vögeln kannst.«
Tea sah mich sprachlos an. Aber dieser Zustand konnte nicht lange andauern. »Danke für dieses
Weitere Kostenlose Bücher