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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Möglichkeit, die Kraft des Plutoniums zu brechen. Mit einem Schrei erwachte ich, aber der Kopf war klar. Ich rannte an meinen Tisch und schrieb die Formeln auf, so, wie ich sie im Traum sah. Dann sank ich wieder in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wußte ich von nichts. Auf meinem Tisch, auf meinem Tisch lagen die Formeln. Ich probierte sie durch, ich ließ in der Nacht noch die Kugeln umbauen …« Er legte beide Hände um Shusters Schulter. Sein Kopf sank an die Brust des Freundes. »Jetzt habe ich es gesehen … ich kann mit vier Pfund Metall die Erde auslöschen …«
    »Es ist grauenhaft, Henry.« Dr. Shuster führte den erschöpften Freund aus dem Labor ins Freie. Die kalte Nachtluft wehte durch ihre weißen Haare. »Warum hast du das getan?« fragte der Arzt.
    Paerson wischte sich über die Augen. »Ich weiß es nicht, Henry, ich weiß es wirklich nicht. 165.000.000 Grad Celsius Hitze! Dreißigtausendmal höher als die Temperatur der Sonnenoberfläche! Und es ist nicht die Grenze. Es ist erst der vierte Teil eines Prozentes aller Möglichkeiten. Im Atom wohnt das Millionenfache der Energie, die ich heute entdeckte! Es gibt keine Grenzen mehr, Henry, der Mensch ist ein Gott geworden!«
    Prof. Shuster kroch es eiskalt über den Rücken.
    »Du lästerst, William«, stammelte er.
    »Noch nicht.« Paerson sah über Los Alamos. Durch den Schein der tausend Birnen und Neonlichter wimmelten die Menschen. Tausende … sie arbeiteten an dem Werk der Vernichtung … An seinem Werk. »Ich lästere erst«, sagte er, »wenn ich den Menschen verrate, wie hoch sie in die Sterne greifen können, so hoch, daß sie nicht mehr weiterleuchten …«
    Plötzlich dachte er an Mabel und Dr. Bouth, die ersten Opfer seines unheimlichen Geistes. Er wandte sich ab und drückte dabei Dr. Shuster die Hand.
    »Laß mich jetzt bitte allein, Henry. Ich muß in dieser Stunde allein sein.« Er griff an die Brust, als durchjage ihn ein plötzlicher Schmerz. »Ich … ich habe Angst vor mir selbst.«
    Prof. Shuster sah ihm nach, wie er die Straße zu seinem Haus entlangging. Ein kleiner, schmächtiger, nach vorne geneigter Greis. Kleine, suchende Schritte … weißes Haar, das ungekämmt im Nachtwind wehte.
    Der Herr über das Leben unserer Erde.
    *
    Gegen Morgen traf General McKinney in Los Alamos ein.
    Er kam direkt aus Washington und hatte genaue Pläne mitgebracht, wie man die neue Spaltung agentensicher schützen konnte. Ferner brachte er die Berufung Prof. Dr. Paersons nach Washington mit. Der Präsident und der Außenminister wollten ihn sprechen. Er war über Nacht der wichtigste Mann der Vereinigten Staaten geworden. In seinen Händen lag die Zukunft der Welt.
    Als McKinney auf dem Hochplateau, wo die Häuser der Wissenschaftler standen, ankam, wurde ihm eröffnet, daß Prof. Paerson niemanden empfangen wolle.
    »Aber mich doch!« sagte McKinney sicher.
    »Auch Sie nicht, Herr General.« Der zweite Assistent hob bedauernd die Arme. »Der Herr Professor hat sogar Oppenheimer und Fermi nicht vorgelassen.«
    »Ich komme von Präsident Truman!«
    »Der Präsident könnte selbst kommen … Pearson läßt keinen vor. Er will allein sein. Er hat die ganze Nacht durchgearbeitet.«
    General McKinney wandte sich ab und ging hinüber zum Hause Prof. Oppenheimers. Er war verärgert. Starallüren, dachte er. So fängt es an. Immer dasselbe. Erfolge steigen in den Kopf.
    Er drückte die Mappe, die er unter dem Arm trug und die mit einer Kette an seinem Handgelenk diebessicher gefesselt, an sich.
    Ein Aktenstück, dünn, rot mit schwarzer Schrift, lag einsam zwischen dem Leder. Zehn Blatt Papier nur.
    Eine Akte mit dem Titel: »Die Verwendbarkeit der neuen P.-Bombe im Krieg.«

5
    Die Sonne brannte durch die Wagenfenster. Es war dumpf im Innern des Autos … stickig, ein Geruch nach Blut und Schweiß.
    Mabel Paerson erwachte aus ihrer Ohnmacht und wälzte sich stöhnend herum. Mit einem Schrei fuhr sie auf, als sie die Augen öffnete. Ralf lag halb über ihr … sein blasses Gesicht war schmal und verkrampft. Sein Rock, sein Hemd waren ein einziger großer Blutfleck. Liegend tastete sie nach seinem Kopf und legte die Hand auf seinen Mund. Er atmet, durchfuhr es sie, er atmet. Er lebt!
    Sie schob sich empor, zog sich an der Rückenlehne hoch und bettete Dr. Bouth auf ihren Sitz. Dabei drehte sie sich um und riß die Faust in den Mund, um nicht grell aufzuschreien. Vor ihr, auf dem Führersitz, über das Steuer gedrückt, lag ein Toter. Aus

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