Agenten kennen kein Pardon
sie weiß von nichts. Heinz Behrenz ist verschwunden. Dr. v. Kubnitz in Nowo Krasnienka glaubt auch nicht an die Doppelspaltung. Er hält sie für unmöglich! Was wir getan haben, ist alles, was in unserer Macht liegt, mehr können wir nicht.«
»Dann wird Japan nie wieder das Sonnenbanner über Asien fliegen lassen!« General Simanuschi erhob sich. »Es ist zu Ende mit dem Reich des Ostens.« Er sah an Dr. Hakanaki vorbei. Sein Blick irrte zu dem krummen Samuraischwert an der Felsenwand. »Können Sie diese Spaltung noch erreichen, Dr. Hakanaki?«
»Nein!« Hakanaki schrie es. Seine Stimme brach sich an den Felsenwänden. Simanuschi nickte.
»Leihen Sie mir Ihr Schwert«, sagte er leise. Und als es Yamamaschi herunternahm und ihm mit bebenden Fingern überreichte, nickte er dankend. »Mein eigenes liegt bei Nagata. Ich habe es nicht mehr holen können, ehe man mich einfing.«
Er nahm das Samuraischwert in den Arm wie ein Kind. Er gab Dr. Hakanaki die Hand und Dr. Yamamaschi.
Dann ging er hinaus, durch den Saal, über die Treppe, durch die Schlucht, durch die Höhlengänge, bis er in die Sonne trat, an das Meer, zu dem die Felsen hinabfielen.
Die Brandung brüllte gegen die Klippen.
Simanuschi kniete auf den Steinen und verneigte sich gegen Osten.
Die Klinge des Schwertes blitzte in der Sonne.
Die Sonne, die auf Japans Fahnen weht.
*
Professor Kyrill war bleich.
Vor ihm in dem Sessel saß der Volkskommissar aus Moskau. Er war freundlich, er sparte nicht mit Lob über den Fortschritt der Anlagen.
Aber Prof. Kyrill ließ sich nicht täuschen. Er war Russe, er war Bolschewik – er wußte, daß hinter der glatten Maske biedermännischer Beredsamkeit die kalte, entblößte Brutalität wohnte. Das Entweder – oder … Der Genickschuß oder der Stalinpreis.
»Sie haben von Prof. Paerson gehört, Genossen?« fragte der Volkskommissar gemütlich. Kyrill kniff die Augen zu einem Spalt zusammen. Sein Mongolengesicht verhärtete sich.
»Ja«, sagte er steif.
»Ein kluger Kopf, nicht wahr?«
»Ein Mann mit Glück.« Dr. v. Kubnitz lenkte ein. Der Mann aus Moskau winkte ab.
»Was ist Glück? Genosse v. Kubnitz, Sie wissen doch – unsere Ansicht ist: Erfolg nur durch Arbeit! Der Mann in Los Alamos hat gearbeitet.«
»Das tun wir auch!« Kyrill trat einen Schritt näher. »Wir haben die größten Atomanlagen der Welt. Wir haben drei Riesenversuchsfelder in Sibirien, wir haben die größte Urankapazität.«
»Und Sie haben den kleinsten Erfolg!«
»Ich bitte Sie, Genosse Kommissar …« Kyrill hob beide Arme.
»Seien Sie still! Man ist in Moskau sehr erregt über die Arbeiten in Nowo Krasnienka. Man hat 2 Milliarden Rubel in Ihre Projekte und Pläne gesteckt, Kyrill! Man hat die Politik auf Ihre Prognosen aufgebaut. Man hat sich gesagt: Seien wir frech gegen den Amerikaner, wir haben ja auch die Atombombe! Wir können es uns leisten.«
»Und wir haben sie ja!« schrie Prof. Kyrill! »Kommen Sie doch mit hinaus nach Ygyetta und Tschur-Njar, nach Werinjach und Oimj. Ich zeige Ihnen, wie 50.000.000 Grad Celsius die Felsen zusammenschmelzen lassen!«
»Was Sie haben, ist ein Bömbchen.« Der Volkskommissar holte aus seiner Tasche einen Brief. »Was Sie mir vorführen, ist längst überholt. Prof. Paerson hat eine Superspaltung. Eine Bombe, die 16 Sonnen entspricht. Sechzehn Sonnen, Genosse Kyrill! Gegen diese Bombe sind wir machtlos! Sie ändert unsere Politik! Sie wirft die Weltrevolution wieder um Jahre zurück! Und nur, weil Sie unfähig sind, Genosse Kyrill!«
Der letzte Satz war geschrien. Dr. v. Kubnitz duckte sich ein wenig. Kyrill, das weiße Haar unordentlich um den gelben Schädel, die schräg stehenden Augen zusammengekniffen, sah den Volkskommissar haßerfüllt an.
»Ich kann nicht mehr leisten«, sagte er laut. »Ich stehe an der Grenze! Auch Dr. v. Kubnitz wird es bestätigen … allen Berechnungen zuwider will Paerson dieses Freiwerden von Energie aus Materie erreicht haben. Es geht nicht, Genosse Kommissar. Man will uns von Washington aus bluffen! Man will uns unsicher machen! Das ist alles! Glauben Sie es mir. Es gibt keinen Menschen, der mehr als 200.000. 000 Elektronenvolt bändigen kann.«
»Das sagen Sie!«
»Das sagen alle, die etwas von Atomphysik verstehen.«
»Und wenn es doch wahr ist? Was melden Ihre Agenten?«
»Sie schweigen!«
»Aha! Und Sie haben es nicht gemeldet?«
Prof. Kyrill sah auf seinen Schreibtisch. »Doch, Genosse Kommissar. Die Familie des Piotre Zanewskij ist
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