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Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stärker nicht mit der Waffe, sondern unbesiegbar in der Kraft ihrer Seele.
    Menschen, die Angst hatten. Angst, die er nie kannte.
    Es war eine neue Welt, in die er gekommen war.
    Und diese Welt betäubte ihn.
    In dieser Nacht im Kasino von Los Alamos sah man den General McKinney zum erstenmal in seinem Leben betrunken. Es war ein Festtag für die Offiziere, die ihn singend nach Hause brachten.

6
    Die Uinta Mountains lagen hinter ihnen. An der Quelle des Bear Rivers rasteten sie und wuschen sich die wunden Füße. Noch wenige Kilometer durch die Wasatch Mountains, und sie mußten aus der Einsamkeit vergessener Landstriche herauskommen in die Nähe der kleinen Stadt Evanston … in die Nähe der Straße, die nach Salt Lake City führte … hinein in das wiedergewonnene Leben.
    Mabel stützte Ralf während der langsamen, schrittweisen Wanderung durch das Gebirge. Obwohl sie selbst zusammenbrechen konnte, riß sie sich empor und ertrug den schweren Arm auf ihrer Schulter, der sie fast zu Boden drückte.
    Seit zwei Tagen wanderten sie. In diesen zwei Tagen erkannte Mabel, was eine Frau zu leisten vermag, wenn man ein Leben in ihre Hand legt.
    Sie schleppte Dr. Bouth durch die Schluchten und Hohlwege, wusch sein schmerzverzerrtes Gesicht mit Wasser, wenn er nicht mehr gehen konnte und sie am Wegrand im Gras saßen, um neue Kraft zu sammeln. Sie lud das Gewicht seines Körpers auf sich, wenn sie ihn mehr trug als stützte und die Entfernung in die Freiheit mit jedem gestöhnten Schritt kürzer wurde. In der Nacht schliefen sie unter freiem Himmel, eng aneinandergeschmiegt, denn die Steine kühlen sich schnell ab und sind ein gefährliches Bett. Sie lagen unter den Decken, und während Dr. Bouth ermattet einschlief und im Schlaf träumte, lag Mabel Paerson noch lange wach und starrte über sich in den Sternenhimmel.
    Am Morgen erwachte sie zuerst. Mit steifen Gliedern erhob sie sich, deckte Ralf wieder zu und lief ein wenig, mit den Armen um sich schlagend, hin und her, um sich aufzuwärmen. Dann, als die Sonne über die Berggipfel stieg, war es plötzlich zu warm, und sie kühlte den Puls im Wasser eines Baches.
    Dr. Bouth wälzte sich auf die Seite. Das tut er immer, wenn er aufwacht, dachte Mabel. Auch das weiß ich jetzt schon … die kleinen Gewohnheiten Ralfs, die so vollkommen das Wesen des Menschen ausdrücken. Wie er sich setzt, wie er den Kopf hält, wenn er etwas Wichtiges ausdrücken will, wie er sich seine Pfeife stopft. Ob er das auch von mir weiß? Ob er mich auch beobachtet und weiß, wie ich mir die Haare kämme und daß ich ein Buch oder eine Zeitung von hinten zu lesen anfange?
    Dr. Bouth stützte sich auf die Ellbogen und sah zu Mabel hinüber.
    »Guten Morgen, Baby.«
    »Guten Morgen, Ralf.« Dann tranken sie Wasser, er ersetzte ihnen den Kaffee. Dr. Bouth studierte die Karte dabei, während Mabel die beiden letzten Mullbinden um die Brust Ralfs wickelte.
    Und dann ging es wieder durch die Berge. Langsam. Schritt für Schritt.
    Die Sonne brannte und versengte ihnen die ungeschützten Nacken. Nach einer Stunde rasteten sie wieder … sie konnten noch den Platz sehen, wo sie übernachtet hatten, und schon ließen die Kräfte nach und schien der Tag endlos zu werden. Dr. Bouth lehnte den Kopf gegen einen Baumstamm und blickte in den blauweißen, von Hitze durchfluteten Himmel.
    »Laß mich hier liegen, Mabel«, sagte er stockend. Und als er sah, wie Mabel entsetzt herumfuhr und den Mund zu einer Antwort öffnete, winkte er ab. »Nein … du sollst mich nicht verlassen. Aber du allein kommst schneller weiter, du kannst die Straße am Abend erreichen, wenn du durchgehst. Und du kannst in der Nacht schon wieder hier sein und mich holen. Es ist das beste für uns alle, glaube es mir, Mabel.«
    »Ich lasse dich nicht allein.« Mabel Paerson erhob sich und suchte in dem Verbandkasten nach einem Stärkungsmittel für Ralf. »Wenn du in der Nacht Fieber bekommst, wenn du dich herumwälzst, ist keiner da, der dich wieder zudeckt. Nein, ich gehe nicht!«
    »Aber du kannst doch auch nicht mehr. Mabel – ich sehe es dir doch an … du bist am Ende wie ich! Du kannst mich doch nicht auf deinen schmalen Schultern durch die Rocky Mountains schleppen.«
    »Ich muß es können … und ich werde es.«
    »Wir werden nie die Straße erreichen und beide irgendwo vor Erschöpfung liegenbleiben.« Dr. Bouth ergriff Mabels Hände. Sein Blick war flehend, wie sie ihn noch nie an ihm gesehen hatte. Dieser Blick zerbrach ihren

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