Agenten lieben gefährlichen
sich sah. Und es wurde so kalt in ihm, weil das, was er in den nächsten Tagen tun mußte, vielleicht das größte Abenteuer war, das je ein Mann ganz allein bestanden hatte.
Als der Hubschrauber abdrehte, richtete sich Cliff auf und machte mit seiner starken Spezialkamera einige Panoramaaufnahmen von Wasserfall, Tal, Hang und den verschiedenen Gebäudegruppen. Dann schraubte er das Teleobjektiv auf und fotografierte die Raketen, Kasernen und das Rollfeld mit den Flugzeugen. Allein das hätte genügt, damit hätte er seinen Auftrag erfüllt gehabt! Alles andere lag bei Washington und bei einer besonderen Truppe, deren schneller Einsatz jetzt fällig war. Und das war es, was Cliff störte. ›Schneller Einsatz‹. Ein in seiner Lage dämliches Wort. Vor ihm lag der Rückmarsch durch den Urwald, das Erreichen des Kontaktmannes in Manaus, das Wegschicken der Bilder nach Washington auf dem Weg über das Diplomatengepäck von Rio aus – welche Zeit verlor man da! Zwei, drei Monate vielleicht … und dann die Zeit, bis die Spezialtruppe zum Einsatz kam, lautlos, alle diplomatischen Verwicklungen überspringend, Geister, die zerstörten … Er dagegen lag hier, in den Körper des Feindes eingedrungen wie ein Parasit, und nur ihm allein war es möglich, schnell bis zum Herzen vorzudringen und ihn zu töten. Seine Gedanken jagten.
Treffen Sie Ihre Entscheidung, Major … – General Cushing … – Die Raketen, die roten Vernichtungsköpfe auf die Heimat gerichtet …
Cliff Haller steckte die Kamera wieder in seine Uniform, zog das schwarze Netz dichter über seine Haare und wartete. Der Himmel blutete, bevor die Dämmerung einfiel – golden stürzten die Wasser in das Felsenbecken. Dann wurde der Himmel fahl, streifig und graugrün. Schatten senkten sich ins Tal, die künstliche Stadt des Todes versank unter den Netzen völlig, kein Licht flammte auf – sie lebten in den Zimmern hinter lichtdichten Jalousien. Nur die Begrenzung des Rollfeldes war zu sehen … dort flackerten schwache rote Punkte und gaben Breite und Länge an.
Cliff schob sich über den Rand des Hanges und begann, geschützt durch die langen Schatten, den Abstieg zu den Raketenrampen.
Unwiderstehlich zogen sie ihn an … sie waren riesige Magnete, die ihn nicht mehr losließen.
Cliffs einsame Entscheidung war gefallen.
***
Nach einer halben Stunde gelangte er in den inneren Kreis der unter Tarnnetzen versteckten, flachen, dunklen Stadt. Das Rauschen des Wasserfalles lag über allem, so gewaltig in seinem ewigen donnernden Niederstürzen, daß Cliff Haller sich wunderte, wie es Menschen monatelang aushalten konnten, hier zu leben, ohne daß ihnen der Kopf zersprang. Am Tage mochte es noch erträglich sein – da spielte die ganze grandiose Natur dieser Grünen Hölle mit, die turmhohen Bäume, der Fluß, das im Gischt ständig schillernde Tal, der ewige Regenbogen, der glutende Himmel … aber nachts, wenn nichts mehr war als Schwärze und dazu dieses infernalische Donnern der Wassermassen, dann war das Leben hier nur noch mit Watteröllchen in den Ohren auszuhalten.
Im übrigen schien man hier sehr sorglos zu leben. Die völlige Unmöglichkeit dieser Geisterstadt, die den vielfachen Tod in sich barg, auf normalem Wege, also über Land, zu erreichen, führte dazu, daß nirgends Wachen aufgestellt waren. Keine Posten standen an den Raketenrampen, die Kasernen lagen neben den wie verlassen wirkenden Baracken, nur auf dem Rollfeld war Betrieb, starteten gerade zwei der schweren Transportmaschinen, begleitet von einem dünnen Scheinwerferstrahl, der sofort erlosch, als die Flugzeuge in der Luft waren.
Cliff bestaunte die fliegerische Kunst dieser Piloten. Die Rollbahn war nur kurz, die Motoren mußten gleich auf vollen Touren laufen, die Maschinen schossen über die Piste und vollführten so etwas wie einen Absprung, wenn sie über die Begrenzung hinausrasten und dann plötzlich über dem tiefen Tal hingen. Es war ein Start ähnlich dem von Flugzeugträgern, und die Maschinen zogen sofort in steiler Kurve nach oben. Das war mit den schnellen Jagdflugzeugen gut möglich, sie waren dafür konstruiert … aber hier handelte es sich um schwere, plumpe Transportmaschinen, die mit brüllenden Motoren über den Abgrund schossen und dann in einer halsbrecherischen Art hinauf in den Nachthimmel donnerten. Noch schwieriger mußte die Landung der schwer beladenen Maschinen sein … sie schwebten dann wohl über dem Tal ein, zogen einen Kreis um den Wasserfall,
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