Agenten lieben gefährlichen
verloren dabei an Höhe und flogen so niedrig die Piste an, daß sie fast unmittelbar am Rande der Schlucht aufsetzten und dann die ganze Bahn zum Ausrollen hatten.
Cliff empfand Hochachtung vor diesen Burschen hinter den Steuerknüppeln. Unter einer Felsnase liegend wartete er, bis die beiden Transporter in der Luft waren und unsichtbar davonbrummten. Nicht einmal die Positionslichter an den Tragflächen leuchteten auf – hier gab es keine Luftstraße, keinen Gegenverkehr, keine Gefahr des Zusammenstoßes. Hier gehörte auch der Himmel allein der geheimnisvollen, tödlichen Stadt im Urwald.
Cliff kletterte weiter. Erstaunt sah er, daß nicht alles so dunkel war, wie er es vom gegenüberliegenden Hang aus festgestellt hatte. Die Tarnungen waren vollkommen. Unter den dichten Netzen mit dem eingewebten Blätterdach leuchteten schwache Lampen an den Hauswänden und an leicht gebogenen Laternengalgen. Aus einem lang gestreckten Gebäude klang laute Musik … es mußte die Kantine sein; einige Gestalten in grünen Uniformen standen vor der Tür und unterhielten sich.
Im tiefen Schatten der Häuser, Werkstätten und Tarnnetze wanderte Haller durch die Stadt. Auf der Rollbahn landeten und starteten Hubschrauber. Niedrig überflogen sie das ganze Gebiet und ließen nur dort kurz ihre Bodenscheinwerfer aufleuchten, wo sie eine weiche Stelle in der Absperrung vermuteten. Sonst vertraute alles auf den hohen starkstromgeladenen Zaun und sein Warnsystem, das die geringste Verletzung der Drähte sofort meldete.
Cliff lächelte breit. »Ich bin schon da«, murmelte er schadenfroh. »Ich fresse mich bereits durch euch hindurch. – Nur wie ich wieder hier herauskomme, das weiß ich noch nicht.«
Er schlich weiter, umging die erleuchtete Kantine und robbte auf dem Bauch an den Hauswänden entlang bis zu den Werkstätten. Er drückte eines der Tore so weit auf, daß er hineinschlüpfen konnte und stand plötzlich einem jungen Soldaten gegenüber, der im Schein einer Tischlampe sein privates Transistorradio reparierte. Das Auftauchen eines grüngelb getupften Wesens mit schwarzem Gesicht und einem schwarzen Netz über dem Kopf machte den Jungen sprachlos und wie gelähmt. Mit aufgerissenen Augen starrte er Cliff an.
»Sorry, Boy!« sagte Cliff höflich. Dann schlug er mit der Handkante zu, der Junge rollte vom Stuhl und streckte sich lautlos auf dem Boden aus. »Träum von Mami!«
Cliff durchsuchte die Werkstatt, bis er fand, was ihm fehlte: Eine stark isolierte Drahtschere, wie sie Starkstromelektriker brauchen, wenn sie unter Strom arbeiten müssen. Er steckte die Isolierschere in einen kleinen Sack, hing diesen an seinen Gürtel und verließ schnell wieder die Werkstatt.
Draußen fiel ihm ein, daß es leichtsinnig war, den Jungen so liegen zu lassen … er kehrte zurück, hieb dem Armen noch einmal gegen das Kinn, fesselte und knebelte ihn mit Kabeln und einem verölten Lappen und glitt dann zufrieden in die Nacht hinaus.
Der ganze Komplex der Raketenrampen wurde von zwei Pendelposten bewacht, die aber nicht um die Raketen patrouillierten, sondern in einem Wachhäuschen saßen und Bücher lasen. Sorglosigkeit überall … der beste Schutz war ja der Urwald.
Cliff Haller beobachtete die beiden Soldaten eine lange Zeit. Er lag an der Wand des Wachhauses und wartete darauf, daß sie wenigstens jede Stunde einmal einen Kontrollgang machten. Aber nichts geschah. Die beiden lagen auf den Feldbetten, lasen, tranken kalten Matetee und hörten Cha-Cha-Musik aus dem fernen Rio de Janeiro.
»Dann wollen wir mal!« sagte Cliff leise. »Ein Bienenstich in die Zunge kann auch tödlich sein.«
***
Im Zimmer der Befehlszentrale saßen sich der Kommandant der ›Basis I‹ , General Aguria, und José Cascal gegenüber. Sie tranken ein Glas kühles deutsches Bier und rauchten dazu lange, dünne, schwarze Zigarren. Auf dem Tisch lag eine große Karte des Gebietes von ›Basis I‹. Alle Sicherungsmaßnahmen, alle Posten, alle Sperren, jede maßgebende Kleinigkeit der Verteidigung war darauf eingetragen. Nach dieser Karte konnte nicht einmal ein Wurm das Sperrgebiet durchkriechen, ohne von irgendeiner Kontrolle gesehen zu werden.
»Mich wundert, daß Cliff Haller nicht schon längst angekommen ist«, zischte Cascal unsicher und rauchte hastig seine schwere Zigarre. »Die letzte Meldung der Indios kam vor drei Tagen – seitdem ist die Gruppe spurlos verschwunden.«
»Vielleicht hat er aufgegeben?« Aguria war ein wuchtiger Mann mit
Weitere Kostenlose Bücher