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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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festen Boden gewonnen.
    »Richtig, Meynard«, sagte er ruhiger, »da war was, nicht wahr? Blümchen, laß mich mal allein mit dem youngster !«
    Blümchen reagierte sofort und schlenderte hinüber an den Tisch, um sich etwas zu essen zu nehmen.
    »Raus damit, Meynard«, sagte Lautner und streckte sich steif gegen das Geländer zurück, »mach es kurz, essentiell, das ist immer das einzig Wahre!«
    »Ich brauche einen Job, Lautner«, sagte ich bestimmt, »einen guten Job, wo was läuft.«
    Er schaukelte mit dem Oberkörper hin und her und preßte etwas Luft durch die zusammengebissenen Zähne.
    »Einen Job? Du eiferst Blok nach, was Meynard? Du denkst, du brauchst auch so etwas Eingemachtes, wo man die alten Herren vor die Flinte bekommt und für sie den Jagdhund spielt. Das macht Blok keiner nach, wie er denen die
vibrations entlockt, er läßt sie zappeln den ganzen Abend, und sie trinken sich einen an. Nach ein paar Stunden schickt er sie Gassi, und dann landen sie bei Thai-girls und warmen Quellen und haben vergessen, wie man den Innenschalter bedient.«
    »Nein, das ist nichts für mich. Ich suche einen Job, ohne Anmache und Beiprogramm, das ist alles.«
    »Was kannst du, Meynard? Sag mal exakt, gibt es irgendwas, wo du voll am Strang ziehst?«
    »Nein.«
    »Siehst du, das ist es, du kommst daher und willst mir einen Job absteißen, du denkst, der managt das schon, aber du kannst nichts, du weißt nichts, du hast nichts. Aber du weißt, was du nicht willst, du willst nicht studieren, das stimmt doch?«
    »Stimmt, jetzt noch nicht.«
    »Du hast also diese Blase im Hirn, dreizehn Jahre auf Schulen durchgeschlenzt, und nichts ist dir geblieben. Du stehst vor einem großen Loch, es tickt ganz physikalisch in dir, doch du bist das Baby, das irgendwer überfüttert hat. Du hast etwas Frechheit, und du kannst die Leute düpieren, du jagst sie durch deine kleine Gymnasiastenmangel, und dann dürfen sie dir die Schuhe putzen. Ist es nicht so?«
    »Ist schon gut, lassen wir es.«
    »Ich will dir was sagen: solche wie du passen mir nicht. Solche wie du kommen an und halten sich für die ganz große Nummer. Sie wissen nicht, was sie wollen, aber irgendwo suchen sie den Einstieg. Man setzt ihnen, weil man kein Unmensch ist, einen Stuhl unter den Hintern und mutet ihnen was zu. Und soll ich dir’s sagen? Sie verramschen dir deinen Laden, sie bringen es fertig, in jeder Tinktur gegen den Strich
zu baden, sie holen das Unterste nach oben, und nach einem Monat erkennst du den Laden nicht wieder. Plötzlich haßt jeder den anderen, plötzlich herrscht der totale Krieg, lauter Feindschaften, unausweichlich, verbogen bis zur Lenkradstange. Das schaffen so Typen wie du, das haben die drauf, diese Anti-Schmiere, diese schattige Tour immer hart gegen die Richtung.«
    »Es reicht, du brauchst hier nicht den König zu spielen.«
    »Es reicht nicht , ohne vollen Klartext kommst du hier nicht weg. Typen wie du stranden laufend bei mir, die kappen die Segel und wollen sich irgendwo ducken. Jawohl, ducken. Die unterwandern mit ihrer miesen Laune den Zirkus, die bringen jede Nummer zum Schmeißen. Die haben nichts als ihre unfertige Psyche, und damit terrorisieren sie jede Fabrik.«
    »Du bist ja betrunken.«
    »Vorsicht, youngster , komm mir nicht so! Ich habe mir jeden Tropfen verdient, essentiell, von der Pike. Ich habe an Jobs nie gedacht, das war mir zu dürftig. Ich habe mir Geld geborgt und alles gesetzt, auf Gedeih und Verderb. Glaub nicht, mir hätte jemand etwas geschenkt. Mit Jobs kann kein Mensch etwas werden, da läuft höchstens die schmissige Runde, und um die durchzustehen, braucht es ein gutes Visier. Blok hat sowas drauf, das wittert jeder, das sagen dir alle. Der bringt etwas zusammen, und dann schmeißt er die Bombe. Der wird noch ein Großer, wenn ihn keiner dran hindert, aber es gibt viele, die mögen ihn nicht. Doch egal! In deinem Fall ist das anders, denn du verachtest das reife Kapital, du bist nur ein Spion .«
    »Ein Spion? Ich wollte dich um einen Rat bitten, Lautner, mehr nicht, und du stellst dich vor mich hin mit diesem penetranten Gefuchtel! Ich soll mir geduldig anhören, wie du
das einzig Wahre verhandelst und denen allen hier die Geschichten vom Feinsten predigst? Wer bist du denn schon? Eine neureiche Qualle, sonst nichts! Du hast diese schnelle Zeitschrift gegründet, ein Anzeigenblättchen, mit ein paar Adressen für die, die nicht klarkommen mit ihrem Instinkt. Du schreibst ihnen rein, wo sie pinkeln

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