Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
rauskommt?«
    »Laß mich nur machen! Ich vertusche jedes Detail, nur der Background muß stimmen. Alles authentisch , in mehreren Folgen. Das löst Diskussionen aus! Die Berichte nur pseudonym unterzeichnet, Name wurde von der Redaktion geändert …, Männie, du bist ein Glücksfall!«
    »Vor einer Stunde klang das noch anders.«
    »Vor einer Stunde war ich am Boden, aber jetzt, jetzt pakken wir es!«
     
    Offen sein, dein Image verbessern, zeig dich nicht mehr allein, notfalls ein Spaziergang mit Sarah durch die Innenstadtzirkel. Abchecken, wer dich auffällig grüßt, im Wiederholungsfall deutlich drauf eingehn. Die Lokale häufiger wechseln, auch wenn du den Fraß nicht ausstehen kannst. Nachts volles Programm, Hände schütteln, ein paar Gläser spendieren, bündige statements über die Lage im Westen. Erwiderungen immer gezielt, scharf widersprechen, unerwartet einige freundliche Worte. Gelassenheit wahren, alle Spuren von Hektik schaden dir nur, jeden Abend eine neue Geschichte im Kopf, Komposition völlig fiktiv. Erwartungen wecken, von deiner Arbeit berichten, den Hunger nach Insider -Klatsch in Maßen stillen. Stets ein Problem vor Augen, die anderen beteiligen, Denkaufgaben stellen. Deinen Abgang markieren, für Unruhe sorgen, einen Schweif hinter dir herziehn. Signale setzen,
Themenvielfalt , leichtes, aber variantenreiches Gepäck! Terminkalender einrichten, bei Piehl zum Antrittsbesuch. Der gnädigen Frau einen Strauß roter Rosen, für die Tochter ein Augenzwinkern. Bei Tisch über Tendenzen der Zeit , später privat, spärlich beleuchtete Herzenseinblicke. Mit Piehl laxes Gemurmel zu zweit, ihn rempeln, wenn er Zotiges rausläßt. Sich Freunde machen unter den Jungs vom Lokalen, Interesse für Fußball, Tennis widert die an. Mit Franz Schmahl einen lockeren talk , Mainz, Mainzer, am Mainzesten, wenn nötig ein paar Runden Skat. Männie schmeicheln mit Lob, die Serie ein großer Erfolg, einen Hunderter schmeißen für Wodka mit Feigen. Leserbriefe ausführlich beantworten, Kritik ist gefragt, für Zustimmung dankbar. In der Öffentlichkeit nie mehr intim, Frauenkontakte steigern das Ansehn, bleiben jedoch immer gefährlich. Kein Lächeln zuviel, statt dessen die Basis gutes Verständnis. Frühmorgens lakonische Laune, während der Arbeit nur leichte Bonmots, mittags die sanfte Erschöpfung, in Konferenzen kurz vor dem Ende ein scharfes Wort, unduldsam, mürrisch. Vorsicht vor aller heimlichen Wut, auf Ausgleich mit Hänfling bedacht in einem Gespräch unter vier Augen. Seine Artikel zitieren, das schmiert ihm die Seele. Langsamer streifen auf Gängen und Fluren, mehr Nachsicht ausstrahlen für kleine Versager. Lautner anrufen, gute Stimmung vermitteln, das Hafenfest als ultimatives Ereignis. Den Gourmet Service einschalten, Kaviar, Norweger Lachs, zur Feier von Männies Geburtstag. Eine kurze Rede vor versammelter Mannschaft, Vergangenheiten beschwören, Tonfall gerührt, mit Schlußeuphorie. Jeden zweiten Tag ein Telephonat mit der Chefredaktion, die Sekretärin einladen zu einem Imbiß. Visitenkarten nachdrucken lassen, bevorzugt hinterlegen in Galerien. Zu Vernissagen immer verspätet, der
Maul- und Klauenseuche rechtzeitig entkommen. Auf Festen unermüdlich von einem Grüppchen zum andern, Erstaunen bekunden, gib ihnen etwas zum Kauen. Du stillst ihr Interesse, du fütterst sie täglich, so heilst du dich selbst.
     
    »Männie, ich glaube, wir haben die Krise gemeistert.«
    »Ich bin nie zufrieden, dieses Geschäft läßt einem nicht die Ruhe für sowas.«
    »Vierzig Leserbriefe in einer Woche, das ist Rekord. Fast alle positiv, Piehl ist aus dem Häuschen.«
    »Hast du mit Walter gesprochen?«
    »Gründlich, fast übertrieben ausführlich. Doris wird Ansagerin, stell dir das vor.«
    »Und sie gibt jetzt klein bei?«
    »Ich hab Walter versprochen, ich schreib ein Porträt über sie. Wiedergutmachungsarbeit, dann ist alles vergessen.«
    »Gekonnt, hört sich gut an. Und wie steht es um Lautner?«
    »Ich bestelle bei ihm, er fährt mich eigenhändig zum Hafenfest raus. Er hat den champ fallengelassen, seit neustem bin ich der crack. «
    »Und das Weib?«
    »Du meinst Linda? Nicht mehr gesehen seit ein paar Wochen.«
    »Den Hintermann möcht ich kennen.«
    »Offen gestanden, ich auch.«
    »Du?! Du hältst dich in Zukunft völlig da raus. Dafür werd ich schon sorgen.«
    »Ist ja gut, ich bin abgehärtet genug.«
    »Hab schon von deinem Umschwung erfahren.«
    »Was tuschelt die Szene?«
    »Angeblich

Weitere Kostenlose Bücher