Agenten - Roman
Ende.«
»Exakt, da mach ich nicht mit.«
»Wie stehst du denn mit Doris? Ist da nicht noch etwas zu reparieren?«
»Ausgeschlossen. Sie hat mir den vollen Kampf angesagt.«
»Tja, kann man verstehn. Und dann noch dieser Bilderbuchsportler, der macht sie sicher ganz heiß…«
»Wer?«
»Na, dein Schulfreund! Sie ist doch jetzt mit Walter zusammen, noch nichts von gehört?«
»Stimmt das?«
»Ich bin kein Orakel, sondern dein lebendiger Wachturm. Ich hab erfahren, daß sie zusammen beim Südwestfunk arbeiten, drüben in Mainz. Die boxen sich hoch, da bin ich sicher. Doris hat sogar ihr Studium aufgegeben.«
»Dann ist es ernst … Gut, mit Walter ließe sich reden. Das krieg ich schon hin. Die Briefe sind bald aus der Welt.«
»Das reicht nicht.«
»Was soll ich denn tun? Kannst du mir das einmal sagen?!«
»Kann ich. Endlich nimmst du Vernunft an und fragst den Richtigen. Du brauchst eine Image-Korrektur…«
»Die alte Geschichte…«
»Du brauchst Frauengeschichten, sofort, jede Menge. Verabredungen,
Treffen, halbintime Sachen! Es wird dich einiges kosten. Doch das Geld ist gut angelegt, da bin ich sicher. Denk an die Altstadt, da warten sie doch nur auf dich! Oder bei Blok, in seinem Schuppen sitzen sie rum. Leg dich nicht fest, wär völlig falsch; du läßt es laufen, wie es dir in den Kram paßt. Und: Frühstücken tut man allein! Das ist in diesen Dingen die oberste Regel. Sonst bleibt gleich etwas kleben. Nimm keine mit dir in die Wohnung, Besuche nur auswärts! Und Vorsicht beim Bumsen! Bremsspuren sind da immer besser …«
»So treibst du es wohl? Bist du jetzt mein Vorbild?«
»Ich hab meine groupies gut an der Leine, die laufen dir nicht in den Weg.«
»Und wo tust du sie auf?«
»Sowas läuft über Schmahl. Was denkst du, warum ich ihm das Kantinenleben gestalte?«
»Wie? Über Schmahl?«
»Anzeigengeschichten. Schmahl verschafft mir Adressen, ich hab mir deinen Ratschlag zu Herzen genommen. Die girls , die bei uns inserieren, sind ledig, ich bin der Erste, der sich an sie ranmacht. Ist nicht leicht, manchmal komm ich mir selbst ins Gehege. Und du brauchst ein verdammt gutes Gedächtnis. So auf die Schnelle behält man nicht viel. Der Jahrgang, das Aussehn, und dann die Hintergrundtexte. Du erinnerst dich doch? Mädchen (25), mit viel Hirn …, inzwischen komm ich klar mit dem Knatsch, niemand macht mir was vor. Wie die phantasieren! Du wirst es nicht glauben! Die wollen das Blaue vom Himmel. Ich geh ganz fachmännisch vor, studiere die Texte, mach mir meine Gedanken. Dann die Auswahl des Treffpunkts! Schon der ist oft entscheidend. Was Neutrales, was Schickes, oder was fürs Gefühl? Darüber läßt sich hart grübeln. Manchmal werf ich nur einen Blick auf die Frau
und mach gleich wieder kehrt. Ich hab da ein gutes Gespür. Ich meld mich immer mit anderem Namen, und für jede leg ich mir eine eigene Geschichte zurecht. Mal bin ich Student, mal Sozialarbeiter, mal Graphiker, so dreh ich die Runde, natürlich in entsprechender Kleidung. Ab und zu geht es schief. Dann sitze ich da in meiner Studentenmontur, blaues Halstuch, Pullover, ne Umhängetasche, und die Frau macht auf Wirkung, beidhändig Ringe, die Lippen sauber geschminkt. Sofort bist du der Prolo , und ich spiel dann die Rolle, dauert eh nicht sehr lang. Es kommt zum Krach, wir stänkern uns an, aus ist es, vorbei. Umgekehrt zieht es sich länger. Männie im stilechten Sweater , die Haare gestriegelt, der sportliche Typ, und die Frau macht mich runter oder versucht es mit meiner Bekehrung. Ich flippe dann aus, sowas ist mir zuwider, ich brauche ne Szene, und die kriege ich auch …«
»Wer weiß davon, Männie?«
»Nur Schmahl und du!«
»Und Schmahl, der hält dicht?«
»Alle paar Tage ein Bier, sechs Flaschen Wein in der Woche.«
»Welches Anbaugebiet?«
»Keine Sorge, Rheinhessen.«
»Auch aus dem Fonds?«
»Aus dem Fonds! Die Gespräche werden verwertet, da hab ich schon so manchen Anstoß bekommen.«
»Und warum seh ich nichts davon?«
»Sind doch Frauengeschichten, was willst du damit?«
»Wo sind deine Notizen?«
»Alle auf Band, für jede Frau ein Diktat.«
»Wieviel sind es?«
»Schätzungsweise so um die fünfzig.«
»Fünfzig Geschichten?! Die rückst du raus, und zwar sofort!«
»Mensch, da ist manches privat.«
»Gott, da mach ich was draus. Das ist die Idee! Streifzüge durch die Anzeigenszene, von einem Betroffenen … Das serviere ich Piehl, damit kann ich ihn schlagen.«
»Und wenn es
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