Agentur der boesen Maedchen
auch.«
Clara holte Toast, reichte mir die Butter, schenkte noch einmal Kaffee ein. Dann begann sie, sich die kalten Füße zu reiben. Sie hatte mit einer Tasse Kaffee und etwas Joghurt offenbar schon ihr Frühstück abgeschlossen.
»Hol dir Hausschuhe. Du kriegst sonst eine Blasenentzündung, und dann ist es zur Inkontinenz nicht mehr weit. Bald wirst du wieder ins Bett machen.«
»Es ist lustig, wenn du deine Fürsorglichkeit immer hinter groben Bemerkungen versteckst.«
Ich wusste wieder keine Antwort. Wir hatten die letzten Jahre einige Probleme gehabt. Ich dachte immer, Clara schämt sich für ihre Emanzen-Mutter. Sie ging ihre Wege, und ich störte sie nur dann dabei, wenn ich schwerste Bedenken hatte. Aber die Offenheit war neu. Ich konnte nicht widerstehen. Meine Tochter wurde zu der Freundin, die ich mir immer gewünscht hatte. Alle anderen Frauen verblassten neben ihr, ihrer Direktheit und Ehrlichkeit. Und sie gab mir plötzlich das Gefühl, dass sie mich wirklich mochte. Clara kam wieder mit ihren Hausschuhen und hatte ein Paar für mich mitgebracht. Es war mir nicht aufgefallen, dass ich auch barfuß war.
»Da, wegen der Inkontinenz. Ich will dich nicht pflegen müssen. Lieber noch ein paar Abende wie der gestrige.«
Ich musste lachen.
»Clara, wo ist jetzt dein Problem?«
»Ich will nicht kuppeln. Was ihr beide macht, ist eure Sache. Seid ja erwachsen.«
»Kann man wohl sagen.«
»Aber wärst du böse, wenn ich Kontakt zu Hannes halte? Ich möchte ihn gerne besser kennenlernen.«
»Das ist dein gutes Recht.«
»Das klang aber anfangs nicht so.«
Ich seufzte.
»Ich hatte Angst. Zuerst war ich völlig baff, dass er wieder aufgetaucht ist, dann hatte ich das Gefühl, dass er dich mit seinem Geld kauft, und dann bekam ich Schiss, dass ich dich an ihn verliere.«
Clara rückte ihren Stuhl ganz nahe an meinen heran, legte die Arme um meinen Hals und ihren Kopf an meine Schulter.
»Wenn ich nicht größer wäre als du, würde ich mich jetzt auf deinen Schoß setzen.«
»Untersteh dich und drück mir die Oberschenkel flach.«
»Hast du wirklich gedacht, du wirst mich so schnell los?«
»Ich habe doch schon gesagt, ich hatte Angst.«
»Und jetzt?«
»Ich weiß nicht. Du bist fast volljährig. Du kannst bald ausziehen. Und wenn dir Hannes das Geld gibt, bist du von mir und meinen paar Kröten völlig unabhängig.«
»Ich will aber nicht ausziehen.«
»Das wird sich zeigen.«
»Ich denke, wir sollten uns noch ein paar nette Jahre machen. Aber ich möchte Hannes nicht ganz ausschließen.«
»Und was ist mit Jens?«
»Das läuft so auch ganz gut. Seinen Haushalt will ich auf keinen Fall übernehmen. Der soll nur erst einmal in seinem Apartment alleine für Ordnung sorgen.«
»Das ist eine vernünftige Einstellung. Aber du kannst gerne mal in unserem Haushalt mithelfen.«
»Ich werde mich bessern.«
»Na fein.«
Clara blickte mir fest in die Augen.
»Ganz ehrlich. Macht es dir etwas aus, wenn ich mich weiterhin mit Hannes treffe?«
»Was würdest du tun, wenn ich dagegen wäre?«
»Ich würde ihn sehen, aber es wäre mir lieber, ich könnte dir gegenüber offen sein.«
»Das verstehe ich. Triff ihn, erzähl davon oder auch nicht.«
»Kann er mich hier abholen?«
»Ja, natürlich.«
»Gehst du auch mal mit, Jens und ich, Hannes, und du?«
»Hilfe. Du kuppelst ja doch.«
»Ein bisschen.«
Wir mussten lachen. Clara begann damit, den Frühstückstisch abzuräumen. Dann verschwand sie im Bad. Ich saß immer noch in der Küche und blickte gerührt vor mich hin. Es klingelte. Ich öffnete die Tür, und Hannes stand da.
»Tag, Evi. Danke für den schönen Abend letzte Woche. Ich komme Clara abholen. Ist sie schon fertig?«
Annette Noch ein dienstlicher Termin. Dabei hätte ich den ganzen Tag zum Ausschlafen gebraucht. So anstrengend war mein Leben früher nie gewesen. Da hatte ich alles gut unter Kontrolle. Spätestens um Mitternacht im Bett, am nächsten Tag ein geregelter Ablauf. An diesem Tag kroch ich gegen zwei Uhr aus den Federn und machte mich fertig. Um drei Uhr wollte mich der Psychologe mit den Problemen abholen.
Als ich nach dem Klingeln die Tür aufmachte, war ich überrascht. So gutaussehend hatte ich mir den älteren Herrn nicht vorgestellt. Er lächelte freundlich und überreichte mir Blumen – dabei waren die von Thomas noch gar nicht verwelkt. Nachdem ich den Strauß in meine zweite Vase – sehr viel mehr besaß ich nicht – gestellt hatte, begannen wir
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