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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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getan hätte, hielt er sie auf einmal in den Armen; gleich darauf empfand er es wie ein Geschenk, dass ihr Zittern sich legte, verebbte, und dass sie das Umhüllende, Bergende, das er ihr so von Herzen schenken wollte, annahm.
    Zeit verstrich; dennoch – so empfanden sie es jetzt beide – schien eine Sanduhr in ihrem Rieseln, in ihrem unumkehrbaren Ablaufen gehemmt worden zu sein. Erst viel später und trotzdem irgendwie im gleichen Moment begannen die Augenblicke wieder zu rauschen; der Kuss löste es aus, der erste, und aus der Berührung ihrer Lippen, ihrer Zungen entstand ein Rasen.
    Das Pendel schlug zurück, vom Verzaubertsein ins Körperliche; möglicherweise aber auch weitete sich das Seelische bis tief hinein ins Leibliche aus. Tatsache, äußerliche zumindest, war, dass sie hinüber zum Bett taumelten und tanzten, dass sie niedersanken dort, dass sie zu stammeln begannen; dass sie nicht länger Herzog und Hure waren, sondern nur noch Mann und Weib, Weib und Mann.
    Die bebende Haut der fast noch Mädchenhaften erforschte, erkundete Albrecht mit seinem Mund. Ihre Lust leckte er herauf aus der verborgenen Tiefe; beglückend wie nie bei einer Frau empfand er ihr jetzt wieder aufzuckendes und dennoch ganz andersartiges Zittern. Er spürte, wie sie sich weich weitete; er sah sich zärtlich umklammert und schamlos begehrt, und dann fiel auch die allerletzte Schranke, kam das verzückte Verschmelzen, das Einswerden in einem Fleisch.
    Irgendwann wurde das Rasen zum Ausklingen, zum erschöpften Nachbeben, zum glückseligen Ausruhen dann. Schweißnass waren ihre Leiber, das Bett zerwühlt, doch ihre Augen leuchteten. Und in dieses Leuchten ihrer dunklen Augen hinein, während er ihr verworrenes Haar behutsam mit den Fingern strählte, flüsterte Albrecht: „Was hast du bloß mit mir gemacht, Hexlein, du; Fee, du?“
    „Und du mit mir …“, gab sie leise zurück, und ihre Lippen waren dabei wie Blüten; wie Blüten, die noch immer wie von der Leidenschaft verletzt wirkten – und dennoch in dieser Stunde kein Leid kannten.
    Auf diese Weise hatten sie sich gegenseitig gestanden, wie tief es gegangen, wie innig es gewesen war; danach schwiegen sie wieder; es war ihnen genug, dass ihre Blicke sich auch jetzt noch nicht voneinander lösen konnten.
    In den hellen Augen des Mannes vermeinte Agnes ihre heimlichen Träume und unausgesprochenen Sehnsüchte wiederzufinden. Etwas Klares und Starkes schien ihr aus der himmelblau geflammten Iris entgegenzulichteln; das Verletzte und Verprellte, das ihr am Anfang aufgefallen war, hatte sich ins Nichts verflüchtigt. Nun war stattdessen etwas da, das sie kraftvoll hielt – genau das Gegenteil von dem, was ihr Leben bisher bestimmt und oft genug verfinstert hatte. Während sie selbst in der verhassten Badstube durch schlierige Schwaden getaumelt war, hatte der, den sie jetzt über den körperlichen Akt hinaus in den Armen halten durfte, kühn im Sattel die Welt durchritten. Während sie in der Gosse herumgestoßen worden war, hatte er auf seinen Schlössern gewohnt, aber heute – jetzt! – war etwas ausgeglichen worden! Er hatte sie angenommen und hatte sie in seine Geborgenheit gehoben; für einen berauschenden Augenblick wenigstens. Er hatte sich ihr zugeneigt und ebenso sie sich ihm, und es hatte keine Schranken mehr zwischen ihnen gegeben, nur noch das Entzücken von Haut zu Haut, von Seele zu Seele. Der Nachhall dessen aber war das Allerschönste, was Agnes Bernauer in den Augen des Herzogs las; sie hatte bislang nicht gewusst, dass es so etwas Himmlisches auf Erden gab.
    Wie ist es nur möglich?, dachte gleichzeitig Albrecht von Bayern-München, während er sein Inneres seinerseits durch die Landschaft ihrer moorbraunen Augen treiben ließ. Dutzende von Frauen habe ich gehabt, ich könnte vermutlich all die Namen gar nicht mehr nennen. Den flüchtigen Kitzel schenkten mir die einen; Leidenschaft und vielleicht das, was man Liebe nennt, manchmal die anderen. Mit ihr aber, der Fee, der Blume, der so innig Schamlosen, lässt sich keine vergleichen! Was ist es, das dich wie ein tiefer, grundloser Brunnen sein lässt, Hexlein, Agnes? Wie konnte es sein, dass du so verletzbar warst – und dann doch so voller Hingabe; so süß? Ist es ein Zauber, den du über mich warfst, damit ich die andere vergessen sollte? Wusste Peutinger mehr, als er mir sagte? Egal! Etwas tief drinnen in mir hast du geheilt, durch deine Hände, deinen Schoß, deine Augen. – Die Gräfin Elisabeth von

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