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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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diesen Wochen nicht. Umso leichter wurde den Viehischen des Kreuzheeres ihr gotteslästerliches Tun gemacht; blühte hundert- und tausendfach das blasphemisch auf, was sich auf dem Marktplatz von Furth bereits angedeutet hatte.
    Ohne Unterschied von Stand, Alter und Geschlecht wurden die Menschen aus ihren Hütten und Häusern gezerrt, wurde geplündert und wurden die Fackeln durch die Fenster und auf die Strohdächer geschleudert. Während die Gebäude brannten, wurden die vermeintlich Irrgläubigen gefoltert, geschändet, vergewaltigt und anderweitig geschunden und gedemütigt. Der galt im katholischen Heer als der Angesehenste, der die grausamsten Martern ersann; Cesarini selbst setzte dem Teuflischen die Krone auf, als er befahl, die nackten Leiber der Ketzer vor Kanonenmündungen zu binden und die Geschütze dann abzufeuern. Fleischfetzen, Schädel, Gliedmaßen, Blutfontänen und Knochensplitter wurden auf diese Weise himmelwärts geschleudert, dem molochischen römischen Götzen zum Opfer, und dann regnete dieses satanische Manna zurück auf die bekreuzten Haufen und mischte sich mit dem Choralkreischen der Mörder, die durch die Schuld der Priester so heillos unbeirrbar in ihrem Afterglauben waren.
    Dermaßen unbeirrbar, dass sie auch dann nicht innehielten, als die wenigen Besonnenen in den Reihen der Reichstruppen feststellten, dass in den böhmischen Dörfern und Städten Hussiten und Katholiken friedlich zusammengelebt hatten. Rosenkränze und römische Devotionalien fand man in vielen Häusern jenseits der Grenze; den Anhängern des Prager Märtyrers wäre der Gebrauch solcher Gegenstände widerwärtig gewesen. Vermeintlich Rechtgläubige hatte man also zusammen mit den Protestantischen hingemetzelt; spätestens jetzt hätte der Kardinallegat dem Blutsaufen ein Ende machen müssen, doch er hatte nichts anderes zu tun, als auf die Vorhaltungen der Scharfäugigen zu erwidern, dass Teufel und Gott die Ihrigen in der Hölle oder im Paradies schon wiedererkennen würden: Damit der alleinseligmachenden Kirche nur ja kein Ketzer entkomme, solle man weitermachen wie bisher. Und so ging das mehr als viehische Schlachten weiter, bis dann plötzlich doch so etwas wie Gerechtigkeit aufstand im westlichen Böhmen und das Blatt sich jäh wendete.
    Das Kreuzheer stand zu dieser Zeit in der Nähe des Klosters Kladrau und der Stadt Taus oder Domažlice, wie die Slawen sie nannten. Ärger denn je hatte der Kardinallegat die Soldateska an diesem Tag wüten lassen; um die Mittagsstunde aber sprengten plötzlich berittene Späher heran und brachten die Meldung, dass sich aus östlicher Richtung ein riesiges hussitisches Heer nähere.
    „Gott sei Dank!“, entfuhr es dem Herzog von Bayern-München, nachdem die Nachricht bis zu ihm durchgedrungen war. Wieder – und diesmal mit allen seinen Truppen – hatte er sich abseits der päpstlich kommandierten Armee gehalten, doch nun spornte er seinen Rappen wie wild und preschte auf das Prunkzelt des Cesarini zu. Er fand den Italiener und die Corona seiner Pfaffen reichlich aufgelöst vor; das Foltern und Menschenzerfetzen war jäh eingestellt worden, die Kleriker entpuppten sich als das, was sie die ganze Zeit über gewesen waren: als Feiglinge, die lediglich auf die Hilflosen loszugehen vermocht hatten. Albrecht trieb den Hengst bis direkt an den Legaten heran, brachte ihn so hart vor ihm zum Stehen, dass dem anderen der Schlamm auf das Prunkgewand spritzte. Unter der purpurfarbenen Robe trug der Italiener die Rüstung; der Wittelsbacher deutete auf den Harnisch und das Schwert und herrschte den Päpstlichen an: „Jetzt könnt Ihr Eure Waffen an kampfstarken Gegnern erproben! Das müsste doch eigentlich mehr in Eurem Sinn sein, als dass Ihr hilflose Bauern hinmetzeln lasst! Dort drüben“, er wies in die Richtung der Stadt, „steht der Feind! Ich und meine Bayern erwarten Eure Befehle!“
    „Ihr habt Eure Truppen ja im Stich gelassen!“, fistelte der Massenmörder. „Habt Euch schnurstracks zu mir geflüchtet, in meinen Schutz! Wie wollt Ihr Euch da den Ketzern stellen?!“ Seine Stimme klang plötzlich so schrill, dass sie kaum noch verständlich war: „Zurück zu Euren Fahnen, Wittelsbach! Sonst ist es Verrat …“
    „Ich bin kein Verräter an der christlichen Sache! Ich nicht!“ Der Münchner bellte es heraus. „Bin nur hergekommen, weil Ihr vergessen habt, mir Order zu geben! Das wäre Eure Aufgabe gewesen, beim ersten Alarm! Also, was ist jetzt?! Bleibt’s dabei,

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