Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
nächsten Augenblick mit dem Grunzen eines Stieres auf sein Opfer zu werfen. Aber wieder erfolgte der Angriff zu spät. Valerius war zur Seite gesprungen, nahm den Stuhl und zertrümmerte ihn krachend auf dem Schädel des ehemaligen Gladiators.
    Jeder andere hätte genug gehabt, nicht aber Androgenes. In ihm wurde der ehemalige Gladiator wach, der vielen Gegnern in der Arena gegenübergestanden hatte und immerhin noch lebte. Er rappelte sich auf, starrte Valerius aus blutunterlaufenen Augen an und zückte eine Sica aus seiner Tasche, die feige Waffe der Mörder und Straßenräuber. Valerius war unbewaffnet, was er jetzt sehr bedauerte, aber immerhin war das Tragen von Waffen in der Stadt offiziell verboten. Er blickte sich nach einem geeigneten Gegenstand um, und sein Blick fiel auf ein altes Schild, das an der Wand hing.
    »Nein! Nicht ... nicht das Schild. Es ist von meinem Urgroßvater und ...« Jammernd war der Wirt dazugetreten, der mit angstgeweiteten Augen das Geschehen verfolgte.
    Aber Valerius hatte nicht vor, der Familientradition des Wirtes übermäßigen Respekt zu zollen, und riss das Schild von der Wand. Bevor Androgenes noch recht begriffen hatte, welche Gefahr ihm drohte, zog Valerius ihm mit dem Schild einen neuen Scheitel. Ächzend brach der Mann zusammen.
    Während des ganzen Kampfes hatte Niger mit kaltem Blick zugesehen, den Dolch stets am Hals seines Gegners. Jetzt stieß er ihn hohnlachend von sich.
    »Verzieh dich, Mehlsack, und nimm deinen Kumpanen mit, bevor wir es uns überlegen und euch den Vigiles übergeben.«
    Unter Flüchen und wilden Drohungen trotteten die beiden von dannen.
    »Wer zahlt mir jetzt das Schild?«, klagte der Wirt im weinerlichen Tone. »Damit hat mein Urgroßvater in Sullas Heer gegen Marius gekämpft. Die Götter wissen, wie ich es geliebt habe. Täglich habe ich es geputzt und gepflegt.«
    »Geputzt und gepflegt. Da musst du wohl einiges übersehen haben«, lachte Valerius und zeigte auf den Dreck, der auf der Rückseite des geborstenen Schildes sichtbar wurde.
    »Na ja, fast täglich«, schränkte der Wirt ein, »und ein Stuhl ist auch kaputt!«
    »Da!« Niger warf ihm einige Münzen zu. »Das wird dich trösten. Und jetzt bring uns einen anständigen Wein, oder, bei Bacchus , du sollst mich kennen lernen!« Dann wandte er sich an Valerius. »Du bist noch ganz gut in Form, Tribun!« In Nigers Worten klang Respekt.
    »So schnell wie du hat lange keiner mehr den Dolch gezogen«, versagte auch Valerius seinem Gesprächspartner nicht die Anerkennung.
    »Ist meine einzige Chance«, lachte der ›Schwarze‹, »die Natur hat mir nicht deine Kräfte verliehen. Dann muss man das mit Schnelligkeit wettmachen. Aber zurück zu wichtigen Dingen! Du reist morgen zurück nach Colonia Agrippinensium. Deine Aufgabe wird es sein herauszufinden, wer für die Gegend dort zuständig ist.«
    »Zuständig? Wie meinst du das?«
    » Fortuna hat uns etwas geholfen. Wirf einen Blick auf diese Tafel!«
    Er kramte aus den Falten seines Mantels eine zerbrochene Wachstafel hervor, wie sie eigentlich nur zum Aufzeichnen kurzer Notizen verwendet wurde. Einige Teile fehlten, und die Schrift war kaum lesbar:

    Für das Gebiet rings um Colo......... Agr.......... ist d...................s zuständig, für das um Mogontia..... der Fulvi...... .....us, im Gebiet der Treverer der Rufus Camillus, ................................................... ............................................................................. Bericht zu erstatten. Es ist darauf zu achten, dass die Todesf........ wie Unfälle aussehen. Auch ist unb..............................als zu vermeiden, damit die zuständ............den nicht aufmerksam werden. Die g...............tion muss binnen ein.............nat ..............uss gefunden haben.
    G.u.i

    » Was ist das, und vorher habt ihr es?«
    »Woher wir es haben, muss dich nicht interessieren. Und was es ist? Eine Auftragsliste. Das Morden wird generalstabsmäßig organisiert. Bestimmten Agentenführern werden bestimmte Gebiete zur, nennen wir es ›Bearbeitung‹ zugewiesen. Leider sind die Namen nicht lesbar, mit Ausnahme des Namens für das Gebiet der Treverer. Sei unbesorgt, um Rufus Camillus werden wir uns umgehend kümmern, und was Mogontiacum anbetrifft, haben wir auch schon eine Idee. Interessant ist auch, dass die Morde ab jetzt wie Unfälle aussehen sollen.«
    »Damit die zuständigen Behörden nicht aufmerksam werden.«
    » Recte , und was, meinst du, soll

Weitere Kostenlose Bücher