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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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vermieden werden?«
    »Du meinst die achte Zeile?«
    »Ja!«
    »Könnte es sich um das Mal handeln, jenen Buchstaben N?«
    »Das vermuten wir auch! Und wie du siehst, soll alles innerhalb eines Monats erledigt werden. Du musst dich also beeilen, damit du nicht erst ankommst, wenn die feigen Mörder ihr Werk schon beendet haben. Leider ist der für deine Ubierstadt Zuständige nicht lesbar.Das wirst du herausfinden müssen, und zwar sehr bald. Und wenn du ihn gefunden hast, achte darauf, dass er lebt. Leben muss er, hörst du! Wir müssen unbedingt an seine Auftraggeber heran.«
    »Wer hat die Liste unterschrieben? Was könnten die drei Buchstaben bedeuten? Wer zum Hades ist Gui???«
    Niger trank von dem Wein, den der Wirt inzwischen gebracht hatte und den man als durchaus trinkbar bezeichnen konnte. Er leckte sich genießerisch über die schmalen Lippen. Allzu anspruchsvoll schien er nicht zu sein, was den Geschmack von Weinen anbetraf.
    » G.U.I. – rätst du es nicht? Denk dir das offene u nach oben als geschlossenen Kreis, und du hast ein O. Dann noch den Strich über dem letzten Buchstaben etwas länger, und du hast ein T. So entsteht G.O.T. – Gaius Ophonius Tigellinus!«
    Valerius starrte gebannt auf die kleine Tafel. Die kleinen, kaum lesbaren Buchstaben tanzten vor seinen Augen. Wie immer, wenn er Aufregung empfand, kratzte er an seiner alten Narbe. Niger bemerkte es und lächelte, er hatte die gleiche Unart.
    »Der Stellvertreter von Burrus? Bei Juno, das könnte sein!«, meinte Valerius nachdenklich.
    »Er ist es, kein Zweifel. Die Augusta hatte ihn schon länger im Verdacht. Aber das werden wir herausfinden. Kümmere du dich nur um dein Provinzstädtchen, und halte uns stets auf dem Laufenden! Alle Nachrichten, die du für uns hast, gibst du dem Volturcius Crassus, unserem Vertrauensmann in Colonia Agrippinensium. Er wird für schnellstmögliche Beförderung nach Rom sorgen. In der Zwischenzeit werden wir hier mit unseren Feinden aufräumen! Ach, bevor ich es vergesse, hier ist eine Abschrift des Textes. Nimm sie mit nach Colonia Agrippinensium und gib sie dem Volturcius Crassus.«
    Jede Freundlichkeit war aus seinen Zügen gewichen, und sein Gesicht spiegelte die Brutalität und Grausamkeit wider, die Valerius immer an ihm gehasst hatte.

VII.
Der Hirt und seine Herde
    Mühsam quälte sich Valerius durch den Menschenstrom, den die zaghaften Sonnenstrahlen auf die Straßen gelockt hatte. Er wollte zu seinem Quartier, um alles für den Aufbruch vorzubereiten. Es war schneller gegangen, als er gedacht hatte, aber für übermäßige Trauer bestand kein Anlass. Mit zärtlicher Freude dachte er an die Ubierstadt und vor allem an seine kleine Familie. Gerne hätte er noch seine Eltern auf ihrem tarquinischen Landgut besucht, aber er wusste, dass er dafür keine Zeit haben würde.
    Gerade hatte er das breite Argiletum betreten, als eine helle Stimme von hinten rief: »Marcus? Marcus Valerius Aviola?«
    Marcus drehte sich herum.
    »Oh, verzeih, ich habe dich verwechselt!«
    Ein junger Mann mit einem ausgesprochen hübschen Gesicht blickte dem Tribun zögernd ins Gesicht. »Für einen Augenblick dachte ich ..., bei den heliconischen Musen, bist du es oder bist du es nicht?«
    »Ich bin es, verehrter Horatius Pulcher, ich bin es! Aber bitte, nenn meinen Namen nicht so laut!«
    Valerius lachte freundlich und reichte dem jungen Mann den Arm zum Gruß. Vor ihm stand, eingehüllt in einen dicken braunen Mantel, Quintus Horatius Pulcher, ein junger Ritter, der Großneffe des berühmten Dichters Quintus Horatius Flaccus. Bei seinem letzten Auftrag hatte Horatius Pulcher versucht, ihn vor Agrippinas Tücke zu warnen, aber leider hatte Valerius diese Warnung nicht ernst genug genommen. Als Anhänger jener Sekte, die sich Christiani nannten, war er in Agrippinas furchtbares Geheimnis eingeweiht gewesen. Er hatte versucht, seinen Teil dazu beizutragen, um das Leben von Caesar Claudius zu retten – aber vergeblich.
    »Ich soll deinen Namen nicht laut rufen?«
    Quintus Horatius Pulcher strahlte ihn mit der völligen Verständnislosigkeit seiner naiven Jugend aus blauen Augen fröhlichan. Valerius blickte sich um, dann packte er den jungen Mann am Arm.
    »Komm, hier können wir nicht sprechen!«
    Er zog ihn in eine kleine Seitengasse, die zum parallel verlaufenden Clivus Oppius führte. In dieser kleinen Seitenstraße ließ der Verkehr sofort spürbar nach. Unverzüglich nahm Horatius das Gespräch wieder auf: »Ich wusste

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