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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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ja unter den Händen.«
    Längst hatte er ein Stück seiner Tunica abgerissen und presste es auf die Wunde. Aber das Blut hatte seinen Weg schon hindurch gefunden und zeichnete langsam, aber stetig ein bizarres Muster auf die weiße Tunica Diranas.
    »Peliodoros!«, rief einer der Legionäre. »Ich werde den Arzt Peliodoros rufen. Er wohnt ganz in der Nähe. Mögen die Götter geben, dass er zu Hause ist.«
    Doch die Götter schienen ein Einsehen zu haben, und nach wenigen Minuten, die Valerius wie eine Ewigkeit vorkamen, stürzte der Soldat in die Halle, in seiner Begleitung ein kleiner hagerer Mann, dessen schmales Gesicht nur noch von einem letzten Kranz weißer Haare umgeben war. In seiner Hand trug er eine verschlissene Tasche.
    »Schneller ging es nicht, Tribun«, keuchte der Legionär. »Die Menschenmenge, sie zerstreut sich erst langsam. Aber ich habe ihn gefunden. Wir mussten erst ...«
    »Macht Platz! Aus dem Weg!« Die brüchige Stimme des griechischen Arztes tönte energisch durch die Halle, und die Umstehenden traten sofort zur Seite. Mittlerweile hatten die Männer die leichenblasse Dirana auf einen Tisch gelegt. Kein Ton kam über ihre Lippen, und die Brust hob sich kaum merklich in schwachen Atemzügen.
    »Habt ihr ein kleines Nebenzimmer, wo ich in Ruhe die Untersuchung durchführen kann?«
    Der Legionär zeigte den Weg und mit aller Vorsicht brachte man die Bewusstlose in einen kleinen Nebenraum. Die karge Ausstattung wies ihn als Warteraum für Besucher aus, aber immerhin stand an der Seite des fensterlosen Raums ein großer Tisch, den man eilends mit einer wärmenden dicken Decke bedeckt hatte.
    »Licht! Ich brauche Licht!«
    Im Nu war der Raum durch mehrere Fackeln in trübes Licht getaucht. Der Arzt schien zufrieden.
    »Und jetzt alle raus! Ich muss die Verletzte untersuchen. Du kannst natürlich hier bleiben, Tribun«, ergänzte er mit einem schnellen Blick auf Valerius. Aber Valerius zog es vor, ebenfalls den Raum zu verlassen. Der Anblick seiner leichenblassen Geliebten versetzte ihm einen Stich ins Herz.
    »Hier, edler Tribun, trink!« Einer der Legionäre reichte ihm einen Becher Wein, und Valerius stürzte ihn hastig herunter.
    »Was ist mit Mama?« Angstvoll starrte der kleine Titus seinen Vater an, und Tränen stahlen sich aus seinen Augen. Immer noch trug die kräftige Frau, die durch Zufall Zeugin des schlimmen Geschehens geworden war, ihn auf dem Arm und streichelte sacht über seinen Kopf.
    »Ich weiß es noch nicht, mein kleiner Liebling«, murmelte Valerius geistesabwesend, denn durch seinen Kopf zogen die Szenen der letzten Minuten. Der Bärtige mit der Kapuze stand vor seinen Augen. Hatte der damit zu tun? Hatte der Anschlag nicht in Wahrheit ihm gegolten?
    »Wie ist dein Name?«, fragte Valerius die unbekannte Frau. Die kräftige Matrone hatte inzwischen den Stand ihres Gegenübers erkannt und antwortete voller Respekt: »Lavinia, Herr. Ich bin die Frau des Bäckers Vetusius. Wir haben unseren Laden an den Thermen. Bestimmt ...«
    »Ja, schon gut.« Valerius’ Stimme verriet wachsende Ungeduld. Seine Narbe an der Stirn brannte höllisch, und er kratzte so lange daran, bis Blut heruntertropfte.
    »Was hast du gesehen, Lavinia? Ich meine, hast du irgendetwas bemerkt, wie es ... äh ... ich meine, wie es zu der Verwundung gekommen ist? Hat irgendjemand hinter uns gestanden, der sich plötzlich entfernt hat?«
    Lavinia schien die Szene im Geiste noch einmal zu durchleben.
    »Da war nur dieser bärtige Mann mit der Kapuze, der direkt hinter uns stand.«
    »Du hast ihn auch gesehen?«
    »Freilich habe ich ihn gesehen. Und gestunken hat er wie ein gallischer Ziegenbock.«
    »Kannst du ihn näher beschreiben?«
    »Beschreiben? Wozu? Ich kenne ihn!«
    »Bei Jupiter, du kennst ihn?«, schrie Valerius. »Und das sagst du erst jetzt?«
    »Du hast mich ja nicht gefragt, Herr«, gab Lavinia beleidigt zurück.
    »Ja ... äh ... entschuldige. Wer ist es?«
    »Wie er heißt, weiß ich nicht genau. Aber er hat eine Taberna , gleich um die Ecke von unserem Laden. Eine üble Spelunke, wir besuchen sie nie. Gewiss hast du auch noch nie deinen Fuß über seine Schwelle gesetzt. Es sind meistens ...«
    »Wie heißt die Kneipe?«
    » Ad Tres Sorores. Wie der Name schon sagt, muss sie früher einmal drei Schwestern gehört haben, aber dann ...«
    »Ja, schon gut. Und die Kneipe gehört diesem bärtigen Kerl?«
    »Ganz sicher, Herr. Ich sehe ihn fast täglich. Ich meine, er heißt, Minerva hilf ... äh

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