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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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dich enttäuschen, ich ...«
    »Nein, daran dachte ich weniger. Hast du schon einmal daran gedacht, sie zu verkaufen?«
    Publius Statilius Taurus brach in ein dröhnendes Gelächter aus. »Du willst Dirana kaufen? Das ist köstlich, wirklich, einfach köstlich! Du kommst zu spät, wackerer Tribun. Ich hab’ das Weib bereits verkauft, und zwar gestern. War ein gutes Angebot, da konnte ich nicht ablehnen. Im Übrigen war es ihr Wunsch. Wahrscheinlich wird der Kerl sie freilassen und ihr ein paar Kinder machen. Vielleicht wird der Narr sie sogar heiraten.«
    Valerius starrte den Aedil ungläubig an.
    »Du hast was? Verkauft hast du sie? Gestern? Aber ... wieso? Wie konntest du ...?«
    »Was geht dich das an?« Das Lachen war einem tückischen Grinsen gewichen. »Kann ich nicht meine Sklaven verkaufen, an wen ich will und wann ich will? Deine Stellung als Tribun gibt dir nicht das Recht, mir solche Fragen zu stellen.«
    »Sag mir, an wen du sie verkauft hast!« Wütend war Valerius aufgesprungen.
    »Noch einmal, Tribun! Das geht dich nichts an! Und nun verlass mein Büro, bevor ich die Wachen rufe!«
    Voll ohnmächtigen Zorns verließ Valerius das Zimmer und knallte die Tür so zu, dass etliche der Schriftrollen aus dem Regal fielen. Das Gelächter des Aedils drang bis auf den Flur hinaus.
    In seinem Zimmer angekommen, setzte er sich auf sein Bett und schüttelte immer wieder den Kopf. »Das kann nicht sein! Das kann einfach nicht sein!«
    Sorgenvoll betrachtete Argober seinen Herrn, schwieg aber.
    »Ein Brief!«
    Verständnislos blickte Valerius seinen Sklaven an.
    »Da ist ein Brief aus deiner Tunika gefallen.« Argober hob die Rolle auf und reichte sie dem Tribun.
    Achtlos zerbrach Valerius das Legionssiegel und entrollte das Schriftstück:

    Cassius Iunius Silanus grüßt den Tribun Marcus Valerius Aviola
    Wie ich gehört habe, ist deine Mission in CCAA so weit
    gediehen, dass es dir möglich ist, dich vorübergehend anderen
    Aufgaben zuzuwenden, die von nicht geringerer Bedeutung sind.
    Unsere Legion hat den Auftrag erhalten, eine Strafexpedition in
    das Gebiet der Sugambrer zu unternehmen. Da ich zurzeit sehr
    knapp an kommandierenden Offizieren bin, weil einige von ihnen
    durch Krankheit ausgefallen sind, gebe ich dir hiermit den
    dienstlichen Befehl, dich als Führer einer Kohorte unserer
    Expedition anzuschließen.
    Zu diesem Zweck willst du dich bitte in zwei Tagen in unserer
    Garnison in Novaesium einfinden. Alles Weitere wirst du dort
    erfahren.
    Vale!
    Cassius Iunius Silanus, Legatus
    Stabsbüro Leg. XVI. Gallica
    Serodix, 1. Legatsschreiber

    Während er noch über diesen überraschenden Befehl brütete, trat Argober leise in das Zimmer.
    »Tribun!« Er rüttelte ihn sanft an der Schulter. »Tribun!«
    »Ja?«
    »Draußen ist jemand, der dich sprechen möchte.«
    »Wer ist es?«
    »Ich weiß nicht. Eine ältere Frau. Es sei wichtig.«
    »Führ sie herein!«
    Wenig später stand eine rundliche Matrone mit einem freundlichen Gesicht vor ihm.
    »Verzeih, Herr. Du kennst mich nicht. Ich bin Lilia, die Frau des Tomocrates. Mein Mann ist der Maiordomus im Hause des Publius Statilius Taurus.«
    Valerius nickte. »Schickt dich dein Herr?«
    »Nein! Und wenn er wüsste, dass ich hier bin, würde ich seit zwanzig Jahren zum ersten Mal wieder die Peitsche schmecken. Es geht um Dirana.«
    Valerius sprang auf. »Was ist mit ihr? Sprich, Weib!«
    »Der Herr hat sie verkauft.«
    »Das weiß ich«, rief Valerius ungeduldig. »An wen und wohin?«
    »An einen triefäugigen sabbernden Metzger aus Mogontiacum ! Quintus Vinucius heißt der Kerl! Er ist alt und dick, so dick wie die Schweine, die er verkauft. Das arme Kind hat so geweint. Schon früher wollte der alte Narr Dirana kaufen, aber der Herr hat immer abgelehnt. Aber plötzlich ...«
    »Hattet ihr irgendeinen Besucher am Tag zuvor?«
    »Besucher?« Lilia kratzte sich über die Stirn und dachte angestrengt nach.
    »Nein, da war ... doch halt, der Schwarze war da! Verzeih, aber so nennen wir ihn. Er ist ein unheimlicher Mann, und die Sklaven haben alle Angst vor ihm.«
    »Tullius Torquatus Niger?«
    »Du kennst ihn, Herr?«
    »Flüchtig. Wann war er da?«
    »Vorgestern. Eigentlich seltsam. Monate haben wir den unheimlichen Mann nicht gesehen, und vorgestern stand er plötzlich in der Tür. Und zwei Stunden später ging der Bote nach Mogontiacum.«
    Mit einem Schlag wurde Valerius alles klar. Seine plötzliche Einberufung, der Verkauf von Dirana. Irgendjemand musste alle

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