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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Nebenräume. Vorsichtig hob er den Vorhang, der den Raum zur Eingangshalle hin abschloss.
    »Spurius? Spurius? Bist du wach? Du hast Besuch. Eucharios ist da, um nach dir zu sehen.«
    Eine dünne Stimme antwortete, und die Männer betraten den Raum. Die kleine Cella war erfüllt von dem Aroma herber Kräuter. Aber auch sie konnten den Geruch des Todes nicht bannen, der sich schon ausgebreitet hatte. Unter einer weißen Decke lag der abgezehrte Körper eines jungen Mannes, der sein wachsbleiches Gesicht dem Eingang zuwandte.
    »Eucharios? Bist du es wirklich? Dem Herrn sei Dank, dass du gekommen bist. Ich wusste, dass ihr mich nicht im Stich lasst, auch wenn ich erst seit kurzem zu euch gehöre.« Die Stimme des jungen Mannes war brüchig und kaum zu verstehen.
    »Ich lasse euch jetzt alleine«, murmelte Caecina und verließ den Raum, um hinter dem Vorhang auf alles zu lauschen, was sich am Krankenlager abspielte.
    »Der Gesalbte sei mit dir«, murmelte Valerius und hoffte, eine für diesen Kreis geeignete Grußformel gefunden zu haben. Und die Antwort des Todkranken gab ihm Recht.
    »Und auch mit dir, Vater Eucharios.«
    »Ich soll dich grüßen von allen ... äh ... Brüdern und Schwestern. Wie geht es dir? Können wir irgendetwas für dich tun?«
    Mit fieberglänzenden, großen Augen sah Spurius den vermeintlichen Glaubensbruder an und drückte dankbar seine Hand. »Ich glaube, dass unser Herr Jesus Christus mich bald in sein Reich rufen wird, und wenn ich auch traurig bin, dass ich meine Eltern hier zurücklassen muss, so füllt doch diese Erwartung mein Herz mit großer Freude. Komm, setz dich doch auf mein Bett.«
    Das wollte Valerius vermeiden, da er mit seinem Gesicht allzu nah in den Lichtkreis der kleinen Öllampe geraten wäre, die dem Raum ein karges Licht spendete. So zog er sich einen Hocker heran und wich, so weit es möglich war, dem Schein der Lampe aus. Spurius hustete, und aus seinem Mund floss ein Gemisch aus Blut und Speichel. Valerius griff nach einem Tuch, das auf dem Bett lag, und wischte den Mund behutsam ab.
    »Etwas, lieber Eucharios, etwas lastet schwer auf meiner Seele, und ich muss es dir sagen, bevor der Herr mich ruft.«
    »Und was ist das?«, flüsterte Valerius.
    »Der Schwur! Er brennt auf meiner Seele wie Feuer. Ich weiß ...« Er brach plötzlich ab und hustete schwer. Wieder säuberte Valerius seinen Mund und reichte ihm einen Becher, den Spurius gierig leerte.
    »Ich weiß«, fuhr der junge Römer stockend fort, »dass wir darüber nicht sprechen dürfen, und sei gewiss, ich habe es auch nie getan. Aber mit dir kann ich darüber sprechen. Ist es nicht ein Unrecht, wenn wir schweigen?«
    »Unrecht? Wie meinst du das?« Für einen Moment hatte Valerius den Eindruck, dass etwas wie Misstrauen in Spurius aufkeimte, denn er versuchte sich zu erheben und den Tribun anzusehen. Aber sein geschwächter Körper sank wieder kraftlos zurück.
    »Vielleicht hat es Gott so gewollt, dass wir von der Verschwörung Kenntnis erhielten? Vielleicht haben wir aber auch davon erfahren, damit wir es verhindern?«
    Verschwörung! Also darum ging es! Aber gegen wen? Und von wem ging sie aus?
    »Aber du weißt, dass Bruder Maternus uns ...«
    »Ich weiß«, stieß Spurius hervor, »aber er ist unser Kaiser. Und Claudius ist ein guter Kaiser, nicht wahr? Er duldet sogar unseren Glauben.«
    Valerius lief es eiskalt über den Rücken. Eine Verschwörung gegen den Kaiser! Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit.
    »Und ist es nicht furchtbar«, fuhr Spurius fort, immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen, »dass seine eigene Gattin seinen Tod plant? Wahrscheinlich haben sie auch schon das Gift, um die Tat zu vollenden. Glaubst du nicht, Eucharios? Müssen wir da nicht etwas tun? Können wir zusehen, wenn der Lenker unseres Imperiums von seiner eigenen Frau ermordet werden soll?« Der Tribun streichelte zart die fiebernasse Stirn des Kranken, über dessen ausgemergeltes Gesicht Tränen rannen.
    »Doch, mein junger Freund. Du hast Recht! Wir müssen etwas dagegen tun. Ich werde mit ... äh ... Maternus darüber sprechen. Das können wir nicht zulassen. Beruhige dich und werde gesund. Ich verspreche dir, dass ich alles, was in meiner Hand liegt, tun werde, um diese schreckliche Tat zu verhindern!«
    Ein strahlendes Lächeln zog über die dünnen Lippen des jungen Mannes, und er drückte mit letzter Kraft die Hand, die ihn hielt.
    »Danke, Eucharios! Vielen Dank! Jetzt wird mir das Sterben

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