Ahnentanz
bisschen merkwürdig aus.“
Kendall lachte. „Merkwürdig? Kommen Sie, das hier ist New Orleans.“
„Sie haben nie gewusst, dass es eine Flynn-Plantage gibt?“, hakte Mason nach und ignorierte die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, völlig.
„Mason …“, mahnte Kendall sanft.
Aidan schüttelte den Kopf. „Wir wussten nichts davon.
Und selbst wenn ich davon gehört hätte – Flynn ist ein ziemlich geläufiger Name.“
„Ich hörte, dass Ihre Brüder beide gute Musiker sind“, sagte Kendall, die versuchte, von dem schwierigen Thema abzulenken.
Aidan nickte.
„Wie sind Sie dem entkommen?“, fragte Mason.
„Wie bitte?“
„Na, der Musiksache?“, sagte Mason.
„Ich ging zur Navy“, antwortete Aidan.
„Wissen Sie, Sie sollten wirklich zu einer Sitzung vorbeikommen“, sagte Mason.
„Mason!“ Dieses Mal war Kendall überhaupt nicht sanft, und ihr schien alles Blut aus dem Gesicht gewichen zu sein.
„Vorbeikommen zu was ?“, fragte Aidan mit gerunzelter Stirn.
Kendall erhob sich abrupt. „Ich werde Ihre Brüder fragen, ob sie sich nicht zu uns setzen wollen. Oder vielleicht sollte ich einfach gehen. Es wird spät.“
„Kendall“, protestierte Mason, „es ist acht Uhr.“
„Ich weiß, aber ich muss morgen den Laden öffnen.“ Sie wirkte verlegen, als hätte sie sich für die falsche Entschuldigung entschieden.
„Wo ist Ihr Laden?“, frage Aidan. Eine Sitzung? Was für eine Art Laden hatte sie denn?
„Wir sind in der Royal Street. Der Laden heißt Tea and Tarot“, erwiderte Mason an Kendalls Stelle.
„Ich verstehe“, sagte Aidan langsam. Wieder diese merkwürdige Anspannung in seinen Muskeln. Tarot. Spirituelle Sitzungen. Sie war eindeutig eine Art Quacksalberin. Er war seltsam enttäuscht – ein Gefühl, das er gar nicht näher hinterfragen wollte.
„Wir verkaufen Produkte von Künstlern aus der Umgebung“, sagte sie kühl. Offensichtlich hatte sie erraten, was er dachte.
„Sicher tun Sie das“, erwiderte er höflich.
„Hören Sie, tut mir leid, aber ich werde jetzt wirklich die Nacht einläuten“, sagte Kendall bestimmt.
„Vinnie wird untröstlich sein. Er wollte einen neuen Songsingen, den er geschrieben hat“, warnte Mason sie. „Er wollte, dass du dabei bist.“
„Ich höre ihn beim nächsten Mal. Ich muss gehen. Gute Nacht.“
Sie wandte sich ab und ging in Richtung Tür. Aidan war selbst überrascht, dass er sofort aufstand.
„Wohnt sie weit von hier?“, fragte er Mason.
„Nein, sie wohnt unten an der Royal Street, zur Esplanade hin. Es ist sicher“, versicherte Mason ihm. Der Mann war eigenartig, doch zwischen ihm und Kendall schien nicht mehr zu bestehen als eine Freundschaft. Kein Mann verhielt sich so gleichgültig gegenüber einer Frau, mit der er etwas hatte.
„Ich werde mich nur darum kümmern, dass sie keiner von den Betrunkenen draußen belästigt“, sagte Aidan.
Mason nickte. „Gute Idee. Ich glaube, ich werde mich inzwischen Ihren Brüdern vorstellen.“
Ob Mason an den anderen Tisch ging oder nicht, erfuhr Aidan nicht, da er in Kendalls Kielwasser aus der Kneipe eilte.
Bourbon Street. So früh am Montagabend war es ziemlich ruhig. Lockvögel standen auf der Straße und versuchten, die Passanten in ihren Club zu ziehen. Aus der einen Kneipe drang gute alte Countrymusik, während auf einer Neonreklame gegenüber Beine auf- und abschwangen und einen Stripclub ankündigten. Ein paar Jungs aus einer Studentenverbindung gingen eingehakt und mit überschwappenden Plastikbechern vorbei und grölten ein nicht zu identifizierendes Lied. Zwei Frauen mit Ballonhüten kicherten, als sie an den Jungs vorbeikamen.
Da er Kendall nirgendwo auf der Bourbon Street erblickte, bog er in die Seitenstraße zur Royal Street.
Die war fast ausgestorben. Ein älteres Paar führte einen kleinen Terrier spazieren. Hinter ihnen sah Aidan jemanden schnell gehen. Kendall.
Er beeilte sich, sie einzuholen. Sie musste tief in Gedankenversunken sein, denn als er sie an der Schulter berührte, fuhr sie zusammen und drehte sich mit einem kleinen Aufschrei um.
„Oh!“, sagte sie, als sie ihn erkannte.
„Tut mir leid. Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen.“
„Sie haben mir keine Angst eingejagt, Sie haben mich erschreckt. Das ist nicht das Gleiche.“
Sie war wieder ungehalten. In Verteidigungsstellung. Nun, zu Recht. Er hielt nicht viel von Handlesern, Tarotlesern oder was auch immer. Er glaubte an nichts davon. Und er war ziemlich sicher,
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