Aina - Herzorgasmus
deiner gesamten Aufmerksamkeit«, ergänzte er grinsend. »Du schenkst mir damit Energie und das Böse in deinem Leben wächst. Hast du dich noch nie gewundert, dass deine Gedanken und Gefühle mit den Jahren immer finsterer wurden, je mehr du sie bekämpft hast?«
Aina erschrak. Sie waren tatsächlich immer finsterer geworden. Brutaler. Aggressiver. Aber sollte das heißen, dass ihr Kampf gegen das Böse und gegen das Leid und die Ungerechtigkeit auf der Welt sinnlos war?
»Absolut«, sagte er und nickte.
»Nein«, flüsterte Aina. »Das glaube ich nicht. Du…«, sie rutschte noch ein Stück zurück, »willst mich nur davon abhalten zu kämpfen.«
Er lachte leise durch die Nase. »Glaub mir, Aina«, raunte er, »solange du gegen das Böse kämpfst, werde ich immer auf der anderen Seite stehen und dir einen Grund zum Kämpfen geben. Geben müssen. Du kannst das Böse nur auf eine Weise aus deinem Leben verbannen.«
Jetzt sah sie ihn so interessiert an, dass er einen langen Moment still blieb, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu genießen. Sie war wunderschön. So zart wie eine Blume und doch so voller Kraft und Energie. Und mit einer solch zerstörerischen Wut hinter der hübschen Fassade. »Indem du es annimmst«, sagte er jetzt und lachte über ihren Gesichtsausdruck. Er wusste, dass dies etwas war, das sie nicht im Entferntesten in Betracht zog. Doch in einer polaren Weltkonnte man einen Pol nur auflösen, wenn man ihn weder bekämpfte noch anstrebte, sondern indem man ihn annahm. Es klang paradox, doch es war die Wahrheit. Aina würde das Böse in sich niemals auflösen können, wenn sie es weiterhin bekämpfte und unterdrückte. Es würde immer stärker werden und sie immer mehr kontrollieren. So wie er immer stärker wurde und mehr Kontrolle erreichte, je mehr man ihn bekämpfte. Er war das Spiegelbild ihres eigenen Selbst und sie konnte es nicht sehen. Sie wehrte sich dagegen. Vehement.
»Nein!«, sagte sie mit fester Stimme. »Das kann ich nicht! Das kann niemand! Das Schlechte muss bekämpft werden. Wenn das niemand mehr tun würde, würde die Welt im Chaos enden!«
»Oder im Frieden«, entgegnete er und wurde sich gerade darüber bewusst, dass er ihr die ultimative Waffe gegen sich selbst genannt hatte. Wenn sie ihn nicht mehr bekämpfte, ihn nicht mehr hasste und fürchtete, verlor er die Macht über sie. Er konnte Menschen, die keine Angst vor ihm hatten und ihn auch nicht hassten, weder manipulieren noch verletzen. Er musste aus ihrem Leben verschwinden. Irgendwie. Es geschah von allein. Das war seine einzige Schwäche. Das, was ihn verletzen oder sogar vernichten konnte. Er war verrückt geworden, dass er überhaupt mit ihr darüber sprach. Hatte den Verstand verloren. Ihretwegen. Doch er konnte es nicht mehr aufhalten. »Probiere es aus«, sagte er und blickte sie dabei so tief an, dass er das Kribbeln in ihrem Bauch spüren konnte.
Sie hatte Angst. Sie wollte sich dem Kampf gegen das Böse nicht geschlagen geben, denn sie hatte das Gefühl, dass es sie dann überrollen würde und unkontrolliert ihr Leben bestimmte. Sie konnte es nicht annehmen. Und sie wollte es auch nicht. Es fühlte sich für sie an, als würde sie aufgeben.
»Es wird dir nichts geschehen«, sagte er sanft. »Du hast mein Wort.«
Was bedeutete das Wort des Teufels?, fragte sie sich. War es überhaupt etwas Wert? Was, wenn er sie nur dazu bringen wollte aufzugeben, damit er sie so verbiegen konnte, wie es ihm passte? Damit er sie zu etwas Bösem machen konnte. Doch – sie sah ihm in die pechschwarzen Augen und verlor sich darin – was, wenn er Recht hatte? Was, wenn ihr Kampf das Böse in ihr hatte stärker werden lassen?
»Probiere es aus«, sagte er noch einmal. »Nur für eine Nacht. Danach kannst du wieder kämpfen, wenn du willst.«
Sein Atem legte sich warm auf ihre Lippen und zündete ein Feuer an, das sie nicht kannte. Eine Leidenschaft die ihr neu war, doch aus einer Sehnsucht entstand, die sie schon lange kannte. Sie sah ihn verwirrt an. Was tat er nur mit ihr?
Er berührte jetzt fast ihre Lippen, so nah war er ihr und sein wunderbarer Duft stieg ihr langsam zu Kopf. »Lass mich rein«, hauchte er. Sie sah, wie er dabei grinste, was die Zweideutigkeit seiner Worte nur noch mehr unterstrich. Ihr wurde kochend heiß. »Nimm mich… an.«
Sie ließ ihn sanft ihre Lippen berühren und spürte geradezu, wie ihr mit jeder Liebkosung ein heißer Blitz durch den Körper zuckte. Seine Lippen waren warm und weich
Weitere Kostenlose Bücher