Airborn 01 - Wolkenpanther
an Mr Featherstones Kopf gehalten und abgedrückt hatte.
»Sie sagen, sie hätten in einem Taifun Schiffbruch erlitten«, erklärte Crumlin seinem Kapitän.
»Gute Güte!«, rief Szpirglas besorgt.
Und so wiederholte ich meine Geschichte für ihn. »Sie sind doch von der Luftwacht, nicht wahr?«, frag te ich und versuchte, möglichst einfältig zu klingen.
Szpirglas lächelte wohlwollend. Bei diesem Anblick zog sich alles in mir zusammen.
»Natürlich sind wir das, mein Junge. Ich heiße Kapitän Anglesea. Zum Glück sind Sie zufällig an diese Insel getrieben worden, wo wir eine so große Station unterhalten. Es ist fast eine richtige Ansiedlung. Sie sind zwei wirkliche Glückspilze.«
Er spielt mit uns. Er weiß es.
»Mr Crumlin«, sagte er zu seinem Offizier, »bringen Sie die beiden ins Dorf und sorgen Sie für sie. Ich werde gleich zu Ihnen stoßen, nachdem ich das Anlegen überwacht habe.«
Dorf?
»Haben Sie Hunger?«, fragte Szpirglas. »Sie müssen ja völlig ausgehungert sein.«
»Wir haben ein paar Bananenbäume entdeckt«, erklärte Kate leise.
»Sehr gut. Aber nach so langer Zeit sehnen Sie sich bestimmt nach einer anständigen Mahlzeit. Ich habe selbst mächtigen Hunger. Wir werden es uns bei einem Festschmaus gut gehen lassen und dann möchte ich alles über Ihr Unglück hören.«
Szpirglas stolzierte davon, um das Festmachen seines Schiffs zu überwachen. Die Mannschaft war bereits gewissenhaft dabei, das Schiff zu entladen, Treibstoff aufzutanken und die Hülle nach möglichen Beschädigungen zu untersuchen – eine Szene, wie man sie in jedem Hafen der Welt erleben konnte. Aber das tröstete mich in diesem Moment nicht. Aus den Ladetüren und über die Stege wurden Metallfässer mit Arubaöl, Kisten voller Lebensmittel, ein quietschendes Schwein und andere, nicht gekennzeichnete Behälter gekarrt, die vermutlich die grausige Beute der Piraten enthielten.
Crumlin versuchte, uns freundlich anzulächeln, brachte jedoch nur ein verkniffenes Grinsen zustande. Offenbar fehlte ihm Szpirglas' Talent für hinterhältige Schliche.
»Hier entlang«, sagte er.
Während Kate und ich hinter ihm herstapften, heckte ich meinen Plan aus. Die Aurora war noch nicht flugtauglich, morgen würde sie jedoch wieder vollkommen mit Gas gefüllt und flugbereit sein. Den heutigen Tag mussten wir bei den Piraten bleiben und dafür sorgen, dass sie unsere Geschichte glaubten. Bestimmt würden sie zwei dankbaren und leichtgläubigen Kindern nicht misstrauen. Und in den frühen Morgenstunden, wenn alle anderen schliefen, würden wir fliehen, die Insel durchqueren und die Aurora warnen. Wenn die Piraten unser Fehlen bemerkten, war es schon zu spät. Bis sie die ganze Insel abgesucht und uns entdeckt hätten, wären wir auf jeden Fall schon weg.
Crumlin führte uns am Rand des Landefelds auf einen gut gepflegten Waldpfad. Es gab so viele Inseln im Pazifikus, und wir hatten das Pech, ausgerechnet auf derjenigen notzulanden, auf der Vikram Szpirglas seine geheime Basis unterhielt. Es war alles andere als ein provisorisches Versteck. Ein erster, kurzer Blick durch die Bäume zeigte mir, dass es tatsächlich ein kleines Dorf war. In der Mitte stand ein großes Bambushaus mit einer breiten, großzügigen Veranda, zahlreichen Glasfenstern und einem schrägen Dach aus Palmwedeln. Darum gruppierten sich mehr als ein Dutzend kleinerer Hütten und Schuppen. Zwischen den Häusern waren umzäunte Pferche mit Hühnern und Schweinen und überall liefen weitaus mehr Leute herum als zuvor aus dem Luftschiff geklettert waren. Überrascht stellte ich fest, dass auch Frauen darunter waren. Sie trugen weite Gewänder und hatten Arme, Ohren und Hälse mit Schmuck behängt. Bei unserer Ankunft rannten sie los, um ihre Piratenmänner zu begrüßen, die sie freudig umarmten und durch die Luft wirbelten. Sogar Kinder lebten an diesem Ort. Einige Frauen trugen Babys auf dem Arm, die größeren Kinder rannten neben ihnen her.
Dieser Ort war ein richtiges Zuhause. Es musste die Piraten Jahre gekostet haben, es aufzubauen. Sie hatten möglichst wenig Bäume gefällt, damit man ihre Behausung nicht sehen konnte, selbst wenn man in geringer Höhe über die Insel flog. Hinter den Häusern lichtete sich der Wald, und ich konnte sehen, dass wir uns auf einer Landspitze an der Windseite der Insel befanden.
Anscheinend hatte der Sturm auch dem Dorf übel mitgespielt. Männer saßen auf den Häusern und reparierten die Strohdächer. Eine Hütte neigte
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