Airborn 01 - Wolkenpanther
Sein Blick richtete sich auf die Farne. Das war alles, was sich zwischen ihm und uns befand – ein paar schlaff herabhängende Farnwedel.
Verhalte dich ruhig, ganz ruhig.
Ich hörte ein gefährliches, wohltönendes Schnurren und kauerte wie erstarrt am Boden, als würde ich außerhalb meines Körpers schweben, während ich einfach nur in das Gesicht des Wolkenpanthers starrte. Es hatte eigentlich nicht viel Ähnlichkeit mit einem Panther, sondern wirkte viel intelligenter und wacher.
Er wird uns nicht sehen er wird uns nicht riechen er wird uns nicht hören.
»Los!«, stieß Bruce hervor.
Er drehte sich um und rannte los – so plötzlich, dass ich ihn nicht aufhalten konnte.
Tief gebückt stürmte er geradewegs aus dem Farngestrüpp, in der Hoffnung, nicht gesehen zu werden. Die Ohren des Wolkenpanthers stellten sich auf und drehten sich. Sein Kinn reckte sich vor, sein Hinterteil sank zu Boden und er setzte zum Sprung an. Kate und ich stürzten rücklings zu Boden. Ich hielt schützend den Arm über meinen Kopf, um einen Hieb abzuwehren, doch der Panther interessierte sich nicht für uns, vielleicht hatte er uns nicht einmal gesehen. Bruce war seine Beute. Mit ausgebreiteten Flügeln schoss der Panther auf uns zu und setzte auf einem dicken Ast über mir und Kate auf. In der kurzen Sekunde, in der er den Ast berührte, sah ich, wie sich seine Klauen in die Rinde gruben, und roch die durchdringende Ausdünstung seines Bauchs, seines Mauls und seiner Flügel, die sich falteten und wieder streckten. Noch einmal weiteten sich die Nüstern des Panthers und er schnüffelte. Dann jagte er hinter Bruce her und sprang behände von Baum zu Baum. Bruce rannte blindlings durch den Wald. Er hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Der Wolkenpanther landete auf einem Ast direkt über ihm und stürzte sich dann auf ihn. Mit einem Furcht erregenden Schrei krallte er sich in seine Beine. Bruce fiel zu Boden.
Ich sah mich panisch nach irgendeiner Waffe um, einem Stock oder einem Stein, fand aber nichts. Mein Blick fiel auf Kates Fernglas und plötzlich platzten die gekritzelten Worte ihres Großvaters in mein Gedächtnis: Beim Anblick meines Fernglases stoben sie sofort auseinander. Ich packte das Sehrohr und rannte los.
»Bleib, wo du bist!«, rief ich Kate noch zu.
Bruce hatte sich auf den Rücken gerollt und strampelte panisch mit den Füßen, um sich den Wolkenpanther vom Leib zu halten. Der Panther jaulte auf, das Maul weit aufgerissen, und zuckte mit dem Kopf vor. Bruce brüllte und ich auch. Ich nahm einen Stein und warf ihn nach dem Biest. Er traf den Panther an der Seite, woraufhin er sich unbeholfen umdrehte. Bruce rappelte sich auf, seine Hose war zerrissen und Blut durchtränkt. Ich stand wenige Meter von dem Panther entfernt, die Arme ausgebreitet, und schwang aus vollem Hals schreiend das Fernglas. Der Wolkenpanther erstarrte, sein Blick folgte meinen hektischen Bewegungen.
»Mach schon! Hau ab!«, brüllte ich. Wild fuchtelte ich mit den Armen und versuchte ihn zu verscheuchen, indem ich möglichst groß wirkte und viel Lärm machte.
Doch er flüchtete nicht. Er wich keinen Schritt zurück, sondern beobachtete mich mit plötzlich tiefbraunem, gesträubtem Fell.
Bruce kroch langsam rückwärts weg. Nach ein paar Metern rappelte er sich zitternd auf.
»Lauf, Bruce«, brüllte ich. »Lauf!«
Er rannte. Trotz seiner Verletzung konnte er immer noch laufen. Der Panther hielt weiter die Augen auf mich gerichtet. Das Fernglas schien längst nicht so abschreckend zu wirken, wie ich gehofft hatte. Er spuckte und zischte und duckte sich immer wieder. Jedes Mal zuckte ich zusammen und erwartete, dass er sich gleich auf mich stürzen würde. Schließlich wich ich langsam einen Schritt zurück, ließ das Raubtier dabei aber keine Sekunde aus den Augen und fuchtelte weiter mit dem Fernglas. Der Wolkenpanther rührte sich nicht vom Fleck. Ich tat noch einen Schritt.
»Kate!«, rief ich, ohne mich umzudrehen.
»Hier«, sagte sie.
»Steh ganz langsam auf.«
»Ich stehe schon.«
Hoffentlich war Bruce mittlerweile schon weit weg. Hoffentlich blieb er erst stehen, wenn er das Schiff erreicht hatte. Er hatte einen Kompass und wir auch. Wir würden uns nicht verlaufen.
»Keine ruckartigen Bewegungen«, sagte ich und ging langsam weiter rückwärts. Kates eiskalte Finger umschlossen meine Hand.
Der Wolkenpanther kauerte immer noch vor uns am Boden und knurrte dämonisch.
»Lass deine Kamera liegen.«
»Aber …«
»Lass
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