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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Laune bei.
    Auch Kate und ich beluden unsere Teller. Schließlich waren wir Schiffbrüchige und hatten zwei Tage lang fast nichts gegessen. Ich spülte die Mahlzeit mit Mangosaft hinunter, der ständig nachgeschenkt wurde, und fühlte mich nach einer Weile besser, als es nach einem solcher Fraß eigentlich der Fall sein dürfte. Tatsächlich war ich fast entspannt, was mir irgendwie merkwürdig vorkam. Mein Verstand arbeitete klar und schnell und unsere Situation schien auf einmal nicht mehr ganz so aussichtslos. Wir hielten Szpirglas zum Narren und würden unser Theater einfach fortführen, bis wir uns im Schutz der Nacht davonstehlen konnten, zurück zu unserem Schiff, und die Insel verließen.
    Abends wurde es merklich kühler. Hier auf der Windseite der Insel war die Luft viel frischer als am Ankerplatz der Aurora. Zum ersten Mal seit Tagen konnte ich tief durchatmen. Von der Veranda aus sah ich die Sonne untergehen und das Meer in Flammen setzen. Ihre Strahlen fielen in schrägen Streifen durch die Bäume und hüllten alles in ein rotes Licht.
    Szpirglas' Weinglas funkelte, als er es an die Lippen hob. Im Innern des Hauses sangen die Frauen. Der Mangosaft war köstlich. Das Essen schmeckte doch nicht ganz so trocken.
    Plötzlich zog sich mein Magen zusammen.
    Ich war betrunken! Man hatte Alkohol in den Mangosaft gemischt und ich hatte das Gebräu wie ein Idiot in mich hineingeschüttet. Das war also Szpirglas' List – er war sich nicht zu schade, die Wahrheit mit Alkohol aus uns herauszulocken. Ich schaute Kate an. Sie lächelte mir mit hochroten Wangen zu. Wie schön sie war. Aber wenn wir nicht Acht gaben, würden wir uns bald verplappern. Ich holte tief Luft und versuchte mich zu konzentrieren.
    »Wie viele Passagiere hatten Sie noch mal an Bord?«, fragte Szpirglas.
    »Nur die beiden, Sir. Miss Simpkins und ihre Mutter.«
    »Dann waren es also Privatleute, die das Schiff gechartert hatten?«
    Ich nickte. Szpirglas' Augenbrauen hoben sich und auf einmal erkannte ich meinen Fehler. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, es wäre einfacher, das Verschwinden eines kleineren Schiffs mit wenigen Passagieren zu erklären. Es würde weniger Wrackteile geben, weniger Überlebende, nach denen man suchen konnte. Doch Szpirglas hatte etwas erkannt, was mir dabei entgangen war: Nur wohlhabende Leute konnten es sich leisten, ein Luftschiff zu chartern. Wie reich war Kate? Und würde nicht jemand sehr froh sein, sie wieder heil zurückzubekommen? Und wie viel würde derjenige dafür bezahlen?
    »Ihre Armbanduhr«, sagte Szpirglas zu Kate. »Funktioniert sie noch?«
    Ich drehte mich bestürzt um. Ich hatte ganz vergessen, dass Kate eine Armbanduhr trug, weil sie die meiste Zeit unter dem Ärmel ihrer Tunika versteckt war. Dazu sah sie noch recht teuer aus. Das Band war mit funkelnden Edelsteinen besetzt, deren Namen ich nicht kannte. Ohne Zweifel hatte Szpirglas insgeheim sofort ihren Wert bestimmt. Nur jemand mit viel Geld würde eine solch elegante Armbanduhr tragen. Mir wurde ganz schlecht.
    »Sie geht sogar noch, wissen Sie«, sagte Kate. »Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie voller Wasser gelaufen ist und übel angestoßen wurde?«
    Das war schlau von Kate, denn es war ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Armbanduhr einen Schiffbruch und eine Seereise auf einem provisorischen Floß unbeschadet überstand.
    »Ein wundersames Gerät«, sagte Szpirglas. »Aus der Schweiz?«
    »Aus Island.«
    »Nun, Sie haben bestimmt Angehörige, die Sie gerne kontaktieren möchten«, sagte Szpirglas. Er legte die Gabel nieder und schob seinen Stuhl zurück.
    »Wäre das denn möglich?«, fragte Kate, die Augen hoffnungsvoll aufgerissen. »Mein Vater wird schon ganz verzweifelt sein. Er wartet auf Hawaii auf uns. Mutter und ich haben meine Tante besucht.«
    »Dann leben Sie also alle zusammen auf Hawaii?«, fragte Szpirglas.
    »Ja. Aber wir stammen nicht von dort. Wir sind wegen der Arbeit meines Vaters dorthin gezogen.«
    »Und was arbeitet Ihr Vater?«
    »Er ist der Polizeipräsident«, sagte Kate.
    »Tatsächlich?«, sagte Szpirglas lächelnd.
    »Seine Arbeit ist sehr wichtig, sonst hätte er uns auf die Reise begleitet.«
    Ich wusste nicht, was ich von diesem Lügenmärchen halten sollte. Wollte sie Szpirglas davon abbringen, uns etwas anzutun, indem sie ihm weismachte, er würde gegebenenfalls den ganzen Zorn der Polizei auf sich ziehen? Diese Strategie gefiel mir ganz und gar nicht – sie könnte leicht die

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