Airborn 01 - Wolkenpanther
gegenteilige Wirkung auf einen Piraten wie Szpirglas haben. Schlimmer noch, er könnte den Namen des echten Polizeipräsidenten kennen; in diesem Fall hätten wir uns soeben als Lügner entlarvt. Aber es war schon heraus und ich würde mich an die neuen Regeln halten müssen. Ich wünschte, Kate würde nicht ganz so begeistert bei unserer Scharade mitspielen.
»Mr Crumlin, bringen Sie doch bitte Stift und Papier, damit die beiden ihren Familien eine Nachricht schreiben können.« Er wandte sich an uns. »Bitte notieren Sie auch Ihre Adressen, damit wir Ihre Botschaften telegrafisch übermitteln können.«
»Das würden Sie tun?«, fragte Kate.
»Und schreiben auch Sie Ihrer Familie etwas, junger Mann. Lassen Sie sie wissen, dass es Ihnen gut geht.«
Ich nickte eifrig, während meine Angst zunahm. Sie hatten sicherlich ein Funkgerät an Bord ihres Schiffs, aber das hier war nur eine List. In Wirklichkeit wollten sie Kates Identität überprüfen, da war ich mir sicher.
»Wir werden Ihre Mitteilungen morgen früh von unserem Schiff aus funken. Wir fliegen gleich im Morgengrauen los, damit Sie uns die Stelle zeigen können, wo Ihr Schiff gesunken ist – zumindest ungefähr. Dann können wir mit der Suche nach Ihrer lieben Mutter beginnen. Anschließend organisieren wir Ihre Weiterfahrt nach Hawaii.«
»Sie sind sehr freundlich, Sir, vielen Dank«, sagte Kate.
»Keineswegs, mein Fräulein. Es ist mir ein Vergnügen, so mutigen jungen Leuten zu helfen.« Bei diesen Worten schaute er Kate an. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht.
»Heute Abend können Sie sich erst einmal ausruhen. Unsere Unterkunft ist gewiss ein wenig bescheidener, als Sie es gewöhnt sind, Miss Simpkins, aber ich werde Ihnen mein Häuschen überlassen. Das wird Ihnen einen gewissen Komfort bieten.«
»Oh, nein, das ist wirklich nicht nötig.«
»Ich bestehe darauf. Mr Cruse, es wird Ihnen sicher nichts ausmachen, bei Mr Crumlin und mir Ihr Lager aufzuschlagen?«
»Überhaupt nicht, nein. Vielen Dank.«
Ich hatte schon befürchtet, dass man Kate und mich trennen würde, aber ich hatte nicht damit gerechnet, ein Zimmer mit Szpirglas und seinem Hauptmann teilen zu müssen.
Crumlin tauchte mit einigen zerknitterten Blättern und einem Tintenfass wieder auf.
»Bitte sehr«, sagte Szpirglas. »Nur eine kurze Nachricht, damit sie wissen, dass es Ihnen gut geht. Es ist nicht nötig, dass Sie sich nach diesem Schock mehr Sorgen als nötig machen müssen.«
Was sollte ich tun? Ich kritzelte einige Zeilen aufs Papier und erfand eine Adresse in Löwentorstadt.
»Und nun Sie, Miss«, sagte Szpirglas und schob Feder und Tinte zu Kate hinüber.
Ich hatte keine Ahnung, was sie schreiben wollte, betete jedoch, dass sie eine Adresse erfinden würde. Die Nachricht selbst war unwichtig, aber ich fragte mich, ob Kate noch so klar denken konnte.
»Mein Vater wird ja so erleichtert sein«, sagte sie, »und natürlich überaus dankbar. Besteht die Möglichkeit, der Luftwacht eine Spende zukommen zu lassen, als Zeichen unserer Dankbarkeit? Ich kann mir keine würdigere Institution als die Ihre vorstellen.«
»Sie sind sehr freundlich, Miss.«
»Mein Vater hat großen Einfluss, und ich bin sicher, dass er Sie nur zu gerne lobend erwähnen wird.«
Ich wünschte, sie würde den Mund halten und nicht weiter über ihren Vater und sein Geld reden. Damit half sie uns nicht.
»Nun, dann werde ich jetzt mit meinem Steward sprechen und mich um Ihre Unterkunft kümmern, Miss Simpkins.«
Er und Crumlin ließen uns allein am Tisch zurück. Die restliche Mannschaft war immer noch am Trinken und Essen. Lautes Singen und Rufen drang aus den gekippten Fenstern. Endlich konnten wir uns unterhalten.
»Kein Wort mehr über deinen Vater«, sagte ich.
»Warum?«
»Er könnte denken, dass es sich lohnt, dich gegen ein Lösegeld festzuhalten.«
»Aber wir fliehen doch sowieso«, sagte sie unbekümmert.
Ich runzelte die Stirn. Wie typisch für sie, zu glauben, dass ihr tollkühner Plan funktionieren würde. Alles ganz einfach. Wir fliehen. Keine Sekunde dachte sie daran, dass ich mit Szpirglas und seinem Hauptmann in einem Zimmer untergebracht war.
»Du hast dir ja alles schon überlegt, was?«
»Das habe ich. Kann ich den Rest von deinem Mangosaft haben?«
»Nein.« Ich schob den Becher außer Reichweite ihrer ausgestreckten Hand. »Sie haben uns was reingetan. Szpirglas will uns betrunken machen, damit wir uns verraten, falls wir lügen.«
»Dann
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