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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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einen Tropenwald, auf der Suche nach den Knochen eines Tieres, das vielleicht gar nicht existierte. In ein paar Stunden musste ich wieder am Schiff sein. Meine Aufgaben und Pflichten schienen Kate allerdings völlig gleichgültig zu sein.
    »Stell dir nur vor, ich könnte ein paar Knochen von diesem Wesen sammeln!«, schwärmte sie. »Fotografien wären natürlich auch ganz wunderbar, aber die Zoologische Gesellschaft könnte sie vielleicht als belanglos abtun. Sie würden bestimmt behaupten, es seien Fälschungen, wie die Elfen oder das Monster von Schlock Ness. Stell dir nur mal den Wirbel vor, wenn ich ihnen echte Knochen präsentiere. ›Und wie erklären Sie sich das hier, bitte schön‹, werde ich dann zu ihnen sagen.« Offenbar sah sie das Ganze schon als Film vor ihren Augen ablaufen.
    »Ich muss bald wieder zurück beim Schiff sein«, warf ich ein.
    »Du kannst jederzeit umdrehen, wenn du willst«, erwiderte sie abwesend.
    Das war ein starkes Stück, wie ich fand, und meine Laune sank bei jedem Schritt. Kate hatte nicht auf den Weg geachtet; es bestand absolut keine Hoffnung, dass sie auf eigene Faust zurück zum Strand finden würde. Doch vielleicht war ihr das ja sehr wohl bewusst, und auch, dass ich bei ihr bleiben und ihr Führer sein würde. Und damit hatte sie sogar Recht. Ich hasste mich für meine Schwäche.
    »Du bist ganz anders hier«, sagte Kate. »Auf dem Boden, meine ich.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Ich glaube, du hast mehr Angst hier unten als oben in der Luft, als das Schiff abzustürzen drohte.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Ich bin nicht gerne am Boden. Hier fühle ich mich nicht zu Hause.«
    »Glaubst du, das liegt daran, dass du in der Luft geboren wurdest?«, fragte sie. Sie musterte mich, als sei ich ein Bild in einem Schulbuch.
    Ich schwieg. Ihre Behauptung, ich hätte Angst, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Ich kann ohne dich nicht zurückgehen«, sagte ich ungeduldig. »Du wirst dich verlaufen.«
    »Ich komm schon zurecht.«
    »Und in welche Richtung geht es dann zurück zum Schiff?«
    Sie blieb stehen und verzog entnervt das Gesicht.
    »Ich habe aber noch keine Lust, umzukehren.«
    »Aber angenommen, du wolltest umkehren.«
    Sie seufzte. »Ich weiß schon, wo ich bin.«
    »Zeig mir einfach nur die Richtung.«
    Sie reckte ihr Kinn und ihre Nasenlöcher verengten sich zu Schlitzen. Ich versuchte, meine Nasenflügel ebenfalls ganz schmal zu machen, wusste aber nicht, ob es mir gelang.
    »Da entlang«, sagte sie.
    Vor Freude hätte ich fast gejubelt. »Völlig falsch. Mindestens um vierzig Grad daneben.«
    »Vierzig Grad«, murmelte sie verächtlich. »Ich werde einfach wieder bergab gehen. Da komme ich auf jeden Fall zurück zur Küste.«
    »Die Insel hat eine ziemlich lange Küste.«
    »Ich werde einfach an ihr entlanggehen.«
    »Es ist aber viel einfacher, wenn du weißt, in welche Richtung du gehen musst.«
    Wir schauten uns an. Ich wartete darauf, dass sie mich nach dem richtigen Weg fragte, aber das tat sie nicht.
    »Hör mal«, sagte sie. »Wasser.«
    Ein Stück entfernt, hinter Farnen verborgen, plätscherte ein Wasserlauf. Ich vermutete, dass es sich um den Bach handelte, der in der Nähe des Schiffs in die Lagune mündete. Wir knieten uns nieder und tranken. Das Wasser war klar und kalt.
    »Na, dann ist die Sache ja ganz einfach, oder?«, erklärte Kate fröhlich. »Wir folgen einfach diesem Bach stromaufwärts, und wenn wir alles erledigt haben, wird er uns wieder zurück zum Strand führen. Siehst du, jetzt wissen wir genau, wie wir wieder zurückkommen.«
    »Ich hab es schon vorher gewusst.«
    »Vielleicht solltest du mich doch besser wieder siezen und mit Miss de Vries anreden. Ich bin es nicht gewöhnt, dass jemand so unverschämt zu mir ist.« Einen Moment lang dachte ich, sie meine es ernst, doch dann sah ich das Funkeln in ihren Augen. »Du hast völlig Recht«, sagte sie. »Ich habe absolut keinen Orientierungssinn. Ich kann froh sein, dass du bei mir bist.«
    Ich kratzte mich an der Wange und schaute in den Wald.
    »Es ist nicht so, dass ich hier Angst hätte«, sagte ich. »Nicht wirklich.«
    »Ich wollte auch nicht sagen, dass du feige bist. Ich finde es nur interessant, dass du dich in der Luft wohler fühlst als auf der Erde. Bei den meisten Leuten ist es genau umgekehrt. Das ist alles. Ich finde das sehr faszinierend.«
    »Das bin ich also? Faszinierend?«, fragte ich.
    »Absolut.«
    »Ich bin einfach gerne in Bewegung«, sagte ich. »An Land habe ich immer

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