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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ist eifersüchtig auf Enkidus Macht über Menschen und Tiere und will ihn töten. Wie gebannt saß ich auf meinem Sitz, außer, wenn ich die Rollen im Projektor wechseln musste. Dann rannte ich in die Kabine, entfernte die alte Spule und legte hastig die neue ein, ehe ich wieder zurück in den Saal flitzte. Gegen Ende des Films reist Enkidu in die Stadt, um Gilgamesch zu stellen, und sie beginnen ihren Kampf hoch oben auf den Türmen der Stadt.
    Mein Herz raste und meine Finger umklammerten die Armlehnen, während ich mich zur Leinwand vorbeugte. Der Turm war unglaublich hoch. Zur Zeit des Kampfes tobte ein schrecklicher Sturm und Wolken zogen rasend schnell vorbei. Es sah fast so aus, als würden die beiden Männer in der Luft miteinander ringen. Sie gerieten immer näher an den Rand des Turms. Blitze zuckten, Donner grollte und Gilgamesch stolperte – und stürzte ab.
    Überrascht schrie ich auf.
    Gilgamesch fiel ganz langsam mit ausgebreiteten Armen vom Rand des Turms in die Wolken, doch irgendwie gelang es Enkidu, ihn zu fassen. Er hielt Gilgameschs Handgelenk umklammert und schaffte es, ihn zurück auf den Turm zu ziehen. Vom Ende des Films bekam ich nicht mehr viel mit, so sehr weinte ich in der Dunkelheit.
    Mein Vater war auch gefallen.
    Aber niemand hatte ihn retten können, niemand war nah genug bei ihm gewesen. Er war mit der Aurora auf der Rückfahrt von Katmandu, als das Schiff über dem Ostchinesischen Meer in einen Sturm geriet. Der Wind riss an den hinteren Landeklappen einen Teil der Schiffshülle weg. Mein Vater war Se gelmacher, allerdings von einem untergeordneten Rang. Nach jahrelanger Arbeit auf den Frachtschiffen der Lunardi-Luftschiffgesellschaft hatte Kapitän Wal ken ihm eine Stelle an Bord der Aurora angeboten.
    Eine Gruppe von Segelmachern kletterte während des Sturms auf den Rücken des Schiffs. Mein Vater war einer von ihnen. Der Wind blies heftig, aber mein Vater geriet kein einziges Mal ins Straucheln. Der Rücken des Schiffs war zwar nass und glitschig vom Regen, aber er kam nicht ins Rutschen. Er flickte gerade einen Riss, als sich ein großer Streifen der Schiffshülle löste und ihn am Kopf traf. Er verlor das Bewusstsein und die Wucht seines Sturzes riss seine Sicherheitsleine vom Haken. Die anderen versuchten noch, an ihn heranzukommen, schafften es aber nicht mehr. Sie mussten zusehen, wie er vom Rücken des Schiffs rutschte und durch den stürmischen Himmel nach unten stürzte. Sie mussten zusehen, wie er in den tief hängenden Wolken über dem Meer verschwand.
    Sein Leichnam konnte nicht geborgen werden, dafür waren das Meer und der Himmel zu stürmisch. Man erklärte uns, dass der Aufprall auf der Wasseroberfläche aus einer solchen Höhe ihn sofort getötet hatte. In meinen Träumen jedoch war er einfach in die Lüfte aufgestiegen. In meinen Träumen zog er seine Kreise um die Welt und kreuzte immer wieder meinen Weg.

    Am Morgen wurde ich der Mannschaft zugeteilt, die die Gasleitung verlegen sollte, und führte sie zur Höhle. Es war seltsam, ohne Kate durch den Wald zu wandern, aber ich war auch erleichtert, sie los zu sein. Ich hatte sie am vergangenen Abend nicht im Speisesaal gesehen. Baz erzählte mir später, dass Miss Simpkins und Kate das Abendessen in ihrer Suite eingenommen hatten. Offenbar hatte die Gesellschafterin Kate hinter Schloss und Riegel gesetzt. Ich fand das eigentlich nur vernünftig von ihr. Ich wusste, dass Kate noch einmal in den Wald gehen und nach dem Wolkenpanther suchen wollte, und fürchtete, mir würde die Kraft fehlen, ihr diesen Wunsch abzuschlagen. Was für ein Schwächling aus mir auf dieser Insel geworden war!
    Es war eine mühsame Arbeit, die schweren Gummischläuche in der Hitze durch den Wald zu verlegen, wie ein Kampf mit einer Riesenschlange. Mittags hatten wir die Höhle endlich erreicht, wo die Segelmacher das Ende des Schlauchs so gut wie möglich mit einer Manschette an dem Hydriumspalt befestigten.
    »Lauf zurück zum Schiff!«, sagte der Erste Segelmacher zu mir. »Und sag ihnen, sie sollen die Pumpe anschalten.«
    Ich rannte zurück. Das Ende der Pipeline mündete direkt in den vorderen Gastank am Bug der Aurora. Dort war eine Pumpe angebracht worden, die das Hydrium durch die Leitung und in den Tank saugen sollte. Von hier aus konnte der Kapitän dann jede einzelne Gaszelle füllen, indem er einfach die Ventile zwischen den Zellen öffnete.
    »Schaltet die Pumpe an!«, rief ich den Mechanikern zu. »Sie ist bereit!«
    Ich

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