Airborn 01 - Wolkenpanther
beharrte Miss Simpkins. »Ich werde meinen Teil dazu beitragen und hoffe, dass Sie das Ihre tun. Komm, Kate.«
Kate seufzte und blieb nur noch kurz stehen, um den Knochen vom Tisch zu nehmen. Ihn vorsichtig in Händen haltend, verließ sie die Kabine. Ich wollte ihnen folgen, doch der Kapitän rief mich zurück.
»Ich werde Ihnen keine weiteren Fragen stellen, Mr Cruse, aber bitte, bleiben Sie beim Schiff. Es wäre schön, wenn wir die Aurora ohne weitere Ablenkungen wieder auf Vordermann bringen könnten.«
»Sehr wohl, Sir. Es tut mir Leid.«
»Keine Entschuldigungen, bitte, Mr Cruse. Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie zum Offizier befördern!«
Die Gaszellen des Schiffs füllten sich. Ich war nach draußen gelaufen, um den Zustand der Aurora zu prüfen, und ich war fest davon überzeugt, einen deutlichen Unterschied zu bemerken. Die am schlimmsten betroffenen Abschnitte, die zuvor noch schlaff und zerfetzt heruntergehangen hatten, wirkten nun schon entschieden stabiler. Es war, als würde man einer alten Frau dabei zusehen, wie sie unerwartet aus einem Rollstuhl aufstand und die Jahre von ihr abfielen, bis ihre Haut wieder glatt und schön war. Ein paar Minuten stand ich einfach nur da und starrte das Schiff an. Ihr Bauch ruhte nicht länger schwer am Boden, Mechaniker reparierten das untere Ruder. Alle waren damit beschäftigt, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen.
Im Fenster der Topkapi-Suite blitzte etwas auf. Ich blickte nach oben und sah Kate an ihrem Schlafzimmerfenster winken. Sie hatte ihren Kamerablitz benutzt, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zögernd trat ich näher. Das Oberdeck war gute zehn Meter über mir. Kate öffnete ihr Fenster einen Spalt und warf ein kleines Papierflugzeug heraus, das hinunter in den Sand trudelte. Ich schaute mich um und vergewisserte mich erst, dass mich niemand beobachtete; ich kam mir ziemlich albern vor, hinter einem Papierflugzeug her zu rennen.
Ich faltete es auf. Auf dem Blatt stand:
Bin eingesperrt. Hilfe.
Ich schaute zu ihr hinauf. Sie starrte in vorwurfsvollem Schweigen auf mich herunter.
Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich tun?
Ein weiteres Papierflugzeug flog herab und traf mich an der Stirn.
Du bist der Schiffsjunge! Du hast die Schlüssel!
Ich schüttelte den Kopf.
Selbst aus dieser Entfernung meinte ich zu sehen, wie sich ihre Nasenflügel verengten.
Sie kritzelte wütend etwas auf ihren Notizblock, riss die Seite ab und ließ sie aus dem Fenster fallen. Das Blatt flatterte zu mir herab und ich fing es aus der Luft.
Wir brauchen ein Bild von ihm!
Ich seufzte und zuckte noch einmal mit den Schultern. Weil ich Kates bösen Blick nicht länger ertragen konnte, drehte ich mich um und ging eilig zurück an meine Arbeit. Offenbar gab es nun zwei strenge Zuchtmeisterinnen in meinem Leben: die Aurora und Kate de Vries. Und es war unmöglich, beide gleichzeitig zufrieden zu stellen.
Ich war wütend auf Kate. Ich wollte glücklich sein. Warum musste sie kommen und mir Schuldgefühle machen, wenn ich vor Freude am liebsten wie ein Hydrium-Ballon in die Luft gestiegen wäre?
14. Kapitel
Das Nest
Ich schlief. Selbst im Traum spürte ich, wie sich die Gaszellen des Schiffs über Nacht immer mehr füllten. Ich spürte, wie die Aurora leichter wurde und auf dem Sand sachte schwankte. Irgendwann hatte sie vom Boden abgehoben und schwebte wieder. Endlich strömte wieder Luft unter ihrem Bauch hindurch, und in meinem Schlaf sauste ich um sie herum durch die Luft. Ich wartete auf meinen Vater, aber er kam nicht.
Ich war noch nicht ganz angezogen, da platzte Baz in die Kabine.
»Gott sei Dank«, keuchte er, als er mich sah.
»Was ist denn los?«
»Kate de Vries ist verschwunden.«
Ich stolperte mit einem Bein in der Hose durch die Kabine und wäre fast gefallen.
»Ich dachte, sie ist eingesperrt!«
Baz konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Deine Miss de Vries scheint ein ziemlicher Dickschädel zu sein – sie hat ihre liebe Anstandsdame betäubt und ist geflohen.«
»Nein!«
»Es waren wohl ein paar Tropfen zu viel von dem Schlafmittel, das Doc Halliday Miss Simpkins gegen ihre tropischen Kopfschmerzen verordnet hat. Als sie wieder aufgewacht ist, war Miss de Vries längst über alle Berge.«
»Dazu wäre sie durchaus fähig«, murmelte ich.
»Deine Süße hat ja eine tolle Karriere vor sich, wenn du mich fragst.«
»Sie ist nicht meine Süße.«
»Ein angehendes Verbrechergenie! Und was hat es
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